laut.de-Kritik

Wenn Herkules Behemoth auf Dimmu Borgir schlägt.

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Dass Bleeding Gods ein Faible für antike Mythologie hegen, zeigten sie schon auf der 2013 erschienenen EP "Blood Symphony" und dem Debütalbum "Shepherd Of Souls". Ägypter und Maya hatten es den Niederländern damals besonders angetan. Dem altertümlichen Lyric-Rahmen bleiben sie auch auf "Dodekathlon" treu, plustern sich dabei aber noch ein Stückchen mehr auf. Sollte der Deal mit Nuclear Blast den erhofften Popularitätsschub nach sich ziehen, ist die Band jedenfalls sowohl konzeptuell als auch musikalisch auf Heldentaten vorbereitet.

Die zwölf Arbeiten des Herkules stehen im Zentrum von "Dodekathlon". Jeder – vom Erwürgen des Nemeischen Löwen bis zum Bezwingen des Kerberos – widmen Bleedings Gods einen Song. Wer also beim Hören von Death Metal tatsächlich auf die Texte achtet, kann einiges entdecken. Aber auch auf rein tonaler Ebene kann man sich am Vortrag Mark Huismans erfreuen. Der Growler verfügt über ein beeindruckendes Stimm-Volumen und klingt sogar beim Pseudo-Spoken-Word-Party in "Beloved By Artemis" kraftvoll. Für zusätzliche Würze bei den Vocals sorgt Bassistin Gea Mulder, wenn sie etwa in "Seeds Of Distrust" am Black Metal kratzt.

So antik die lyrischen Themen des Albums auch sein mögen, musikalisch sind Bleeding Gods weit von Oldschool entfernt. Verwandtschaftsbande knüpft Mainman Ramon Ploeg mit seinen präzisen Riffs eher zum Technical Death Metal der Marke Nile. Wirklich verkopft geht er aber selten zu Werke. Bevor die Götter vor lauter Geschwindigkeit zu stolpern drohen, schlagen sie lieber ab und an einen Groove-Haken à la Kataklysm ("Birds Of Hate").

Von den bisher genannten Bands unterscheidet Bleeding Gods jedoch deutlich, dass sie nicht an sinfonischen Elementen sparen. Besonders "From Feast To Beast" entpuppt sich als Epik-Batzen sondergleichen. Wie Orchester und Riffs ineinander greifen, erinnert an Dimmu Borgir. Gleichzeitig weist selbiger Track zu Anfang extreme Parallelen zu Behemoths "O Father, O Satan, O Sun" auf. Die Posaunen in "Tripled Anger" verweisen ebenfalls auf die Polen, auch wenn sich im direkten Vergleich wenig überraschend doch einige Defizite offenbaren.

Gerade was den sinfonischen Anteil angeht, zeigt sich der Ideenvorrat Ploegs und seiner Mannschaft recht schnell erschöpft. Es als Motiv abzutun, wenn gleich fünf Songs zu Beginn dasselbe Synthie-Melodieschema aufweisen ("Bloodguilt", "Multiple Decapitation", "From Feast To Beast", "Inhuman Humiliation", "Tripled Anger"), wäre sehr optimistisch. Lange Noten lassen sich eben bequem über jegliche Art Riff legen.

Und apropos Riff: Wenn sich Bleeding Gods schon zwölf verschiedenen Aufgaben annehmen, wäre es sicher nicht verkehrt gewesen, diese auch unterschiedlich umzusetzen. Wirkliche Abwechslung bietet aber nur "Tyrannical Blood", ein akustisches Zwischenspiel ohne Wiedererkennungswert. Die restlichen Tracks tragen abseits der Texte nicht zum Konzept des Albums bei. Dem Hörspaß tut das aber nur bedingt Abbruch, bieten sie doch durchweg gute (vor allem gut produzierte), moderne Death Metal-Unterhaltung.

Eigentlich fehlt nur, dass Bleeding Gods bei all den überzeugenden Kompositionen Momente schaffen, die einen als Hörer sofort innerlich jubeln lassen. Anerkennendes Nicken dürften sie mit "Dodekathlon" so manches Hervorrufen, zu mehr reicht es momentan noch nicht. Für die Zukunft ist ihnen das aber definitiv zuzutrauen.

Trackliste

  1. 1. Bloodguilt
  2. 2. Multiple Decapitation
  3. 3. Beloved By Artemis
  4. 4. From Feast To Beast
  5. 5. Inhuman Humiliation
  6. 6. Birds Of Hate
  7. 7. Saviour Of Hate
  8. 8. Tyrannical Blood
  9. 9. Seeds Of Distrust
  10. 10. Tripled Anger
  11. 11. Hera's Orchard
  12. 12. Hound Of Hell

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1 Kommentar

  • Vor 6 Jahren

    Orchestrale Klänge und Death Metal? Mich wundert, dass da der naheliegende Vergleich zu Septic Flesh nicht gezogen wurde. Wobei das hier zwar auch gut produziert, aber noch deutlich unausgereifter daherkommt. Aber gut, die griechischen Kollegen haben da auch deutlich mehr Erfahrung und einen ausgebildeten Klassikkomponisten in ihren Reihen.