laut.de-Biographie
DFA
"The Neptunes of the Discopunk Underground" lautet ein von der Musikjournaille bemühter Superlativ für eines der aufsehenerregendsten Produzententeams des beginnenden neuen Jahrtausends. Ähnlich wie Pharrell Williams und Chad Hugo im Hip Hop neue Standards setzen, mischen DFA erst mal die dröge gewordene elektronische Tanzmusik auf, unter Rückbesinnung auf Post-Punk, Funk und Disco. Ihr Dance-Punk, auch Death Disco genannt, hält Einzug in Clubs und Plattenläden.
DFA, das sind der aus Westengland stammende Tim Goldsworthy und der US-Amerikaner James Murphy. Beide lernen sich 1999 in New York im Studio von Murphy kennen, als sie bei der Produktion von David Holmes' Platte "Bow Down To The Exit Sign" zusammen arbeiten. Sie verstehen sich auf Anhieb. Holmes hat Goldsworthy als Co-Produzent bzw. für das Programming aufgrund dessen Fähigkeiten und Wissen im Umgang mit Sampler und Sound-Editor engagiert. Goldsworthy ist gemeinsam mit James Lavelle Gründer des bekannten Londoner Labels Mo'Wax sowie der quasi Allstar-Band UNKLE. Seine Erfahrungen hat er schon während der Acid-House-Welle und auf den Raves in Großbritannien gemacht.
Murphy dagegen kommt vom Punkrock bzw. Indie und kann der Dance-Music zunächst überhaupt nichts abgewinnen. Während der Aufnahmen von Holmes' Platte sorgt er dafür, dass die Technik reibungslos funktioniert. Als Produzent und langjähriger Live-Mischer unzähliger Punkrock-Bands besitzt er ausreichend Erfahrung, wie ein guter Sound zu klingen hat. Abends nach getaner Arbeit ziehen Goldsworthy und Murphy durch die Bars und Clubs von New York. Das Nachtleben und die dort gespielte Musik haut sie nicht vom Hocker.
Das Duo trifft die Entscheidung, diesen Missstand zu beheben und schließt sich nach beendeter Arbeit an Holmes' Platte als kongeniales Produzententeam zu DFA zusammen. Goldsworthy lernt seine zukünftige Frau kennen und lässt sich daraufhin in den Staaten nieder. Zunächst organisieren die beiden DFA-Partys mit Murphy als DJ. Mit Sets, bei denen er ohne mit der Wimper zu zucken Kraftwerk, Donna Summer, Liquid Liquid, The Stooges, ESG und Can aneinander reiht. Die Leute gehen trotz oder gerade deshalb ab.
2000 nehmen DFA die zuvor von der Westküste nach New York gekommene Indie-Band The Rapture unter ihre Fittiche und produzieren u.a. den Track "House Of Jealous Lovers". Das Stück kommt 2002 auf dem schon länger anvisierten Label DFA-Records heraus und schlägt ein wie eine Bombe. So, als ob die ganze Welt darauf gewartet hätte, jenen ungestümen, mit House-Beats versehenen Punk-Funk zu hören. DFA erregen erstes großes Aufsehen. 2002 entsteht unter ihrer Regie das Album "Gotham!" von Radio 4. Der darauf enthaltene Track "Dance To The Underground" erweist sich als weiterer Volltreffer.
Neben den Aktivitäten als Produzent für andere arbeitet James Murphy an seinem eigenen Projekt LCD Soundsystem, mit dessen erster Single "Losing My Edge" er sich über hippe alte Säcke wie ihn lustig macht und landet damit 2002 einen veritablen Hit. DFA greifen auch als Remixer ins Geschehen ein und bearbeiten u.a. Tracks von Le Tigre ("Deceptacon"), Metro Area ("Orange Alert"), Fischerspooner ("Emerge"), UNKLE ("In A State") oder Chromeo ("Needy Girl"). Auch die Musikindustrie möchte profitieren und bucht Aufträge bei DFA für R. Kelly's "I'll Never Leave" oder "Can U Help Me" von Usher. Und selbst die eingangs erwähnten Neptunes alias N.E.R.D. lassen es sich nicht nehmen, um einen Remix zu bitten. DFA haben ein glückliches Händchen bei der Arbeit. Warum auch immer, sie treffen einfach den richtigen Ton.
Nach und nach steigen Goldsworthy und Murphy auf in den Rang von Superproduzenten. Janet Jackson meldet sich sogar persönlich bei Murphy und möchte mit den DFA-Jungs etwas in der Art wie "Losing My Edge" auf die Beine stellen. Sie zeigen kein großartiges Interesse. Ebenso wenig kommt es zu einer Zusammenarbeit mit den in die Jahre gekommenen Duran Duran. Bei Britney Spears reicht es immerhin zu einem Arbeitstreffen, eine Produktion mit der Popgöre schließen DFA indes aus, da kein gemeinsamer Nenner vorhanden sei.
Mit dem eigenen Label geht es dafür weiter bergauf: Neben den Acts Black Dice, The Juan Maclean, J.O.Y., Pixeltan und Delia Gonzalez verhelfen DFA ihren alten Post-Punk Helden Liquid Liquid zu einem Comeback. Darüber hinaus schließen sie mit dem Plattenmulti EMI einen Vertrag über einen weltweiten Vertrieb. Im Zuge dessen erscheinen kurz hintereinander die "DFA Compilation #2" und Murphys Album-Debüt als LCD Soundsystem.
In Form von "The DFA Remixes Chapter One" folgt im Frühjahr 2006 eine Zusammenfassung der Remixe von Künstlern wie den Gorillaz, Chemical Brothers oder Fischerspooner, die Murphy und Goldsworthy bisher angefertigt haben. Der zweite Teil (u.a. mit Goldfrapp, Nine Inch Nails, Tiga, Junior Senior erscheint im Herbst 2006.
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