laut.de-Kritik
Wo Britney und die Gorillaz um Remixe bitten ...
Review von Gregory BritschDie Reputation von DFA, die beiden Produzenten James Murphy und Tim Goldsworthy, begründet sich nicht zuletzt durch ihre Arbeit als Remixer. Das lässt sich nicht nur an der illustren Runde von Auftraggebern wie den Gorillaz, Chemical Brothers oder Fischerspooner ablesen. Nein, ihr Ruf zog so weite Kreise, dass sogar Britney Spears und Janet 'Nipplegate' Jackson wegen einer Zusammenarbeit anfragten. Auf jene lukrative Produzentenjobs verzichteten Murphy und Goldsworthy allerdings. Die Unabhängigkeit, die eigene Musik sowie das eigene Label und die zu betreuenden Künstler sind nun mal wichtiger.
Folge eins der DFA-Remixes vereint nun eine Reihe von Stücken, von denen einige mittlerweile völlig vergriffen sind. Darunter auch das famose "Deceptacon" von Le Tigre. Die Compilation zeigt eindrucksvoll das Talent von Goldsworthy und Murphy, aus den Vorlagen das Maximale heraus zu holen. Gleichgültig, ob es sich um Elektro oder Gitarrenklänge handelt. Mit dem Fokus auf ein bestimmtes Sound-Element des Originals verpasst das Duo dem jeweiligen Stück eine Art Frischzellenkur, bei der das eine oder andere Mal auch eine Schaufel Dreck mit ins Spiel kommt.
Bei "Dare" von den Gorillaz räumen die Remixer den Vocals von Damon Albarn zunächst viel Platz ein, platzieren dazwischen die obligatorische Kuhglocke, bis Synthie- und Basslines enthemmt umher oszillieren. Manchmal reichen auch wenige Änderungen: Bei Metro Areas "Orange Alert", ursprünglich eher minimalistisch und kühl-spröde gehalten, erhöhen sie die BPM-Schlagzahl und verpassen dem Ganzen so mehr Drive. Die Beats klingen nach echtem Schlagzeug, der Bass live eingespielt.
Die Ergebnisse ihrer Arbeit an den Reglern riechen mitunter gehörig nach Schweiß. Ein nicht selten wunderbar rotziger, ungeschliffener Discosound mit House- und Wave-Zitaten, daneben kommen dezente Electro-Tendenzen zum Vorschein und etwaige Punk-Funk-Einflüsse sind ebenfalls nicht ausgeschlossen. Die Rhythmuselemente zeichnet ein zupackender Punch aus, der direkt in die Hüfte fährt: prädestiniert für Einsatz auf der Tanzfläche.
Nicht nur in Bezug auf die Spielzeit gerieren sich die Stücke ausufernd, auch in punkto Euphorie und Psychedelik fördern The DFA ein gehöriges Maß an Stimulanzien zu Tage, die bisweilen Wegbereiter und Auslöser zugleich für die ekstatische Abfahrt darstellen. In dieser Hinsicht haben Murphy und Goldsworthy den Dreh raus. Das muss man ihnen lassen. Im Sommer folgt dann der zweite Teil der Remixe, unter anderen von Goldfrapp, Nine Inch Nails und ihren einstigen Zöglingen The Rapture.