laut.de-Kritik
Eine wunderbare Stimme kämpft gegen billige Beats.
Review von Stefan JohannesbergEin seltsames Machwerk ist mir da auf den Tisch geflattert. Von Dalia hatte ich vorher noch nie etwas gehört. Selbst das Label Miracle ist mir völlig unbekannt. Das Cover bietet erste Anhaltspunkte. Es zeigt eine schöne, schwarze Frau, der das billig aufgemachte Coverphoto in keinster Weise gerecht wird. Doch wahrscheinlich guckt sie traurig, weil ihr toller Gesang von ein paar Produzenten-Stümpern mit Musik aus einem Atari-Drumcomputer unterlegt sind.
Ihre Stimme ist voller Soul und Ausdruck, sie muss sich hinter niemandem verstecken. Oft lässt sie sogar Eigenständigkeit und Charisma erkennen. Doch was um Himmels willen ist das für ein Sound? Ich fühle mich als ob ich mit einer Zeitmaschine in die 80er gereist wäre, um den ersten Demos von Stock/Aitken/Waterman zu lauschen. Ein billiger Drumcomputer-Beat, klischeebeladene Harmonien sind durchtränkt mit den üblichen Verdächtigen, Herr Streicher und Frau Keyboard. Diese Beats taugen höchstens als Nostalgie-Trip.
Ein Lied möchte ich aber besonders hervorheben. "Ooh Ooh Child" ist die Coverversion des Roger Troutman-Klassikers "Be Alright" mit dem gigantischen Refrain "Ooh ooh Child, things are gonna get easier, ooh ooh child, things are gonna get brighter". Dalias Gesang ist grandios, doch warum in aller Welt findet man keine Credits an Herrn Troutman? Da ist das beste Lied der Platte geklaut und wird Unwissenden noch als eigenes Stück verkauft. Man kann nur hoffen, dass sich Dalia bald ein neues Team sucht, deswegen gibt es vier Punkte für den Gesang und 0 Punkte für den Rest. Macht summa summarum zwei hübsche grüne Balken.
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