laut.de-Biographie
Dieter Ilg
Wenn man nicht gerade Mark King oder Jonas Hellborg heißt, ist der Job eines Bassers nicht der der Rampensau. Man steht nicht im Zentrum der Show und die Lichtkegel strahlen immer genau an einem vorbei. Durch die Wahl seines Instrumentes ist der Basser ein klassischer Sideman.
Dabei kommt es natürlich darauf an, wem man zur Seite steht. Heißen die Mitmusiker Randy Brecker, Dave Liebman, Mike Stern, Bob Berg, Jim Beard, Peter Erskine, Till Brönner, Omar Sosa, Roberto Di Gioia, Dhafer Youssef, Rebekka Bakken, Albert Mangelsdorff, Wolfgang Dauner, Nguyên Lê, Wolfgang Muthspiel, Thomas Quasthoff oder Charlie Mariano, kann man getrost davon ausgehen, dass man es in die Champions League der Musik geschafft hat. Apropos Champions League, sein Hobby ist Fußball, aber das ist ja ein eher unwichtiges Detail.
Die Rede ist von Dieter Ilg. Geboren am 30. September 1961 in Offenburg, beginnt Ilg im zarten Alter von sechs Jahren Geige zu spielen, später wechselt er zur Bratsche. Mit 13 greift er zum Kontrabass, nimmt Unterricht und absolviert von 1981-1986 schließlich ein klassisches Musikstudium in Freiburg, obwohl sein Herz von Beginn an für den Jazz schlägt. Deshalb setzt er seine Studien zwischen 1986 und 1987 an der New Yorker Manhattan School Of Music fort.
Der Durchbruch vom geachteten zum international renommierten Bassmann kommt 1987. Für fast zwei Jahre zupft er die Saiten in der Band des Trompeters Randy Brecker. 1988 heimst er nebenbei den Baden-Württembergischen Jazzpreis ein, denn "faszinierend sind die Ausdrucksstärke und Leuchtkraft seines Tones, die Originalität seiner Ensemblekonzeption und seine individuelle harmonische Denkweise", heißt es in der Begründung.
Regelmäßige Auftritte mit der WDR-Bigband, zahlreiche Gastengagements und sein eigenes Trio-Projekt (zeitweise saß darin Marc Copland am Piano) halten ihn auf Trab. In den 90ern festigt er seinen Ruf als ausgezeichneter Saiten-Zupfer, tourt mit dem Mangelsdorff/Dauner Quintett und bereist im Auftrag des Goethe-Instituts die Welt.
Auf der Suche nach seiner musikalischen Identität und seinen kulturellen Wurzeln stößt Ilg schließlich auf deutsche Volkslieder. Gemeinsam mit Wolfgang Muthspiel (Gitarre), Steve Arguelles (Drums) und Benoit Delbecq (Piano) spielt er "Folk Songs" (1997), sein erstes Album unter eigenem Namen, ein.
Das Programm überzeugt sowohl Publikum als auch Kritik. Die kommerzielle Resonanz hält sich jedoch in Grenzen und so wundert es nicht, dass er sich "durch größere Anerkennung bessere Konzertmöglichkeiten und Einladungen zu größeren Festivals im In- und Ausland" gewünscht hätte, wie er im Interview preis gibt.
Über vier Jahre touren die Musiker mit "Folk Songs" durch die Lande, bis sie selbst kein "Im Märzen der Bauer", "Winter Ade", "Guter Mond du Gehst So Stille" und "Der Mond Ist Aufgegangen" mehr hören können. In dieser Zeit etabliert sich Ilg endgültig als Koryphäe seines Instruments.
1998 produziert er für den Saxophonisten Charlie Mariano dessen "Savannah Samurai"-Album. Aus dieser Zusammenarbeit entwickelt sich ein beständiges und höchst kreatives Duo, das live ebenso mächtig groovt wie auf Konserve. Das Fernost-affine Repertoire von "Savannah Samurai" findet seinen Niederschlag auch auf Ilgs Soloalbum, "Bass", dass er 2008 unters Jazz-Volk bringt.
Weit früher, um die Jahrtausendwende, gründet Ilg das Label "Fullfat", auf dem er seine Projekte unabhängig von der Politik der Plattenfirmen verwirklicht. Als kreativer Bassmann verbringt er seine Zeit mit Tourneen, Plattenaufnahmen, als Lehrer der Freiburger Musikhochschule und Journalist für das Jazzmagazin "Jazzthing", wo er seit 2000 eine eigene Gastrokolumne betreut (ein Abendessen bei Ilg genießt in Musikerkreisen Kultstatus).
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