laut.de-Kritik
Der Bassist entführt Verdi in die Welt des Jazz.
Review von Tobias LitterstEifersucht, Dramatik, emotionale Gesangsparts sowie Chor und Orchester sind die Hauptzutaten von Giuseppe Verdis Oper "Otello". Der renomierte Bassist Dieter Ilg stellt sich also einer ganz besonderen Herausforderung: Er überführt das üppig tönende Werk in den sparsamen Klangkosmos des Jazztrios.
Gemeinsam mit seinen versierten Kollegen Rainer Böhm (Piano) und Patrice Heral (Schlagzeug) nutzt Ilg die Kompositionen des italienischen Meisters als Ausgangspunkt für lebendige Trio-Interaktion. Dabei beweisen die Akteure ein großes Einfühlungsvermögen und Gespür für die Dynamik. So gewinnt die Musik, trotz ihrer reduzierten Umsetzung, in hohem Maß an Intensität.
Ilg schickt Verdis Stücke auf eine variationsreiche Reise, die sich irgendwo zwischen Funk, Rock und Swing abspielt. Ein Highlight ist fraglos der Track "Jago". Er verzückt mit einem Bass-Solo, swingenden Parts sowie einer Rap-Einlage.
Solcherlei Raffinessen finden sich in großer Zahl auf Otello. Lediglich der Opener "M'ascolta" sowie das baladeske "Quando "Quando Narravi" trüben die Freude. Die Nummern verlieren sich in ihren ausgedehnten Soli.
Diese Mankos schmälern den guten Eindruck des Albums kaum. Dieter Ilgs Otello-Interpretation begeistert mit einfühlsamer und zugleich origineller Behandlung der altehrwürdigen Vorlage.
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