laut.de-Kritik

Erinnerungen an die 80er Jahre, die so schlecht niemals gewesen sind.

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Was machen Superstars aus den 80er Jahren wie Limahl, Bananarama oder Spandau Ballet-Sänger Tony Hadley heute? Eine Frage, auf die man gerne eine Antwort bekäme, so lange sie im verbalen Bereich bleibt. Was nämlich dabei heraus kommt, wenn man ehemaligen Stars ein Mikro in die Hand drückt, präsentieren uns die Münchner DJs der Discobrothers mit ihrem Sozialhilfe-Projekt "Presenting The Eightees". Nach der unsäglichen Weather Girls-Kollaboration "Get Up" zur Grand Prix-Vorausscheidung, walzen sie ihre Idee nun auf voller Albumlänge aus: Junges Produzentenduo schreibt neue Songs für alte Jugendhelden.

Problematisch wird es nur, wenn die Songs auf Right Said Fred-Niveau dümpeln und die Alt-Stars mittels Vocoder den Bezug zur Gegenwart herzustellen versuchen. Was bei den Discobrothers beinahe durchgehend der Fall ist. Einzige Ausnahme im Umfeld tumber Dorfdisco-Beats sind ausgerechnet die Spice Girls-Vorläufer von Bananarama. Deren Beitrag "U R My Baby" ist mit sanften Pianosounds und dem gewohnten mehrstimmigen Refrain geradezu eine Wohltat in den Pop-Untiefen der Disco-Brüder.

Denn bereits beim zweiten Song legt Ex-Kajagoogoo-Sänger Limahl die Marschrichtung fest: mit Stimm-Vocoder aufgepeppter, superseichter Kirmes-Techno, der verzweifelt Daft Punks "One More Time"-Erfolg nachgeifert, dem noch immer annehmbarsten Vocoder-Hit. Auch Tony Hadley lässt sich billigste Beats unterjubeln und erhebt sein penetrantes Organ zu einem bombastischen Schlager-Pop-Mumpitz. Tina "I Love To Love" Charles ist heute immer noch "Lost In Love" und knüpft somit zielsicher an ihre Disco Schnulzen-Vergangenheit an, während Flashdance-Tante Irene Caras "Forever My Love" vor allem auf Faschingsveranstaltungen für Furore sorgen könnte.

Dass auch One-Hit-Wonder Sinitta ("Toy Boy") sofort mit von der Partie ist, wenn es darum geht, qualitätsresistenten Dance Pop-Dünnpfiff einzusingen, war zu erwarten. "Why?", fragt man sich da mit ihren Worten zu Recht. Der Travestie-Künstler RuPaul fährt die erwarteten Gloria Gaynor-Geschütze auf und auch die Münchner Übeltäter selbst kommen zu Wort. Ihr "Friday To Monday" ist fairerweise ebenfalls eine unerträgliche Armutsnummer geworden, die eine fernöstliche Melodie zu Tode stampft.

Was bleibt, sind Erinnerungen an die 80er Jahre, wie sie so schlecht niemals gewesen sind und die Gewissheit, dass die Discobrothers mit diesem Projekt nur sich selbst einen Gefallen getan haben. Nächstes Jahr kommt der Quatsch Comedy Club sogar auf Tour. Die Village People sind auch mit dabei.

Trackliste

  1. 1. Get Up -Weather Girls
  2. 2. Love That Lasts - Limahl
  3. 3. Lost In Love - Tina Charles
  4. 4. Pray - Tony Hadley (Spandau Ballet)
  5. 5. Forever My Love - Irene Cara
  6. 6. U R My Baby - Bananarama
  7. 7. I Feel The Rhythm - Super Trooper
  8. 8. Celebration - Leee John (Imagination)
  9. 9. Why? - Sinitta
  10. 10. What's On Your Mind - Mike D.
  11. 11. Friday To Monday - Discobrothers
  12. 12. Say My Name - RuPaul
  13. 13. Hit Medley (Fox Forever Mix)

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