laut.de-Biographie
Ecco2k
Viele Crews haben dieses eine Mitglied, das vergleichsweise weniger produktiv ist und gerade deshalb die Aufmerksamkeit der Fans auf sich zieht. Natürlich sind diese Isaiah Rashads, diese Earl Sweatshirts oder diese 88Glams nicht immer diejenigen, die im Zentrum des kommerziellen Erfolges stehen. Aber es sind jene, die mit jeder Rührung eines Fingers, Fans in Ekstase versetzen können. Ein Effekt, der sich zu verstärken scheint, wenn die Crew an sich schon obskur und nischig daher kommt.
Ecco2k ist diese Geheimwaffe der Drain Gang, einer schwedischen Cloud-Rap-Sippschaft, die durch ihren einzigartig psychedelischen und verstrahlten Stil in den Rängen der Internet-Rap-Grotesken Prominenz erlangt. Oft als verlängerter Arm von Yung Lean gelesen, haben die ehemals Gravity Boys genannten Jungs aus Stockholm Tape über Tape veröffentlicht, von Soloalben bis zu Collabos, und zementieren ihre eigenwillige Fanbase.
Zumindest könnte man dies über Bladee, Thaiboy Digital, Yung Sherman und sogar die Produzenten Yung Gud und Whitearmor sagen, die alle zügig einen soliden Katalog aufbauen. Ecco2k könnte man hier als einen Kollaborateur verstehen, der zwar regelmäßig in Erscheinung tritt, aber selbst keine Solomusik veröffentlicht. Das überrascht, denn Ecco taucht mit eiserner Regelmäßigkeit auf den ikonischsten Tracks des Kollektivs auf, wie zum Beispiel auf Bladees unglaublichem "Obedient".
Es ergibt insofern wenig Sinn, dass sich Ecco so rar macht. So kennt er den inoffiziellen Kern der Gruppe, Bladee, länger als alle anderen Beteiligten. Schon mit vierzehn hängen beide gemeinsam ab, bonden über Isolation, schräge Musik und Videospiele, gründen im selben Jahr noch eine Punkband namens Krossad, die ihre einzigen Gigs in Hochhausschlafzimmern spielt, auf Instrumenten, die sie kaum beherrschen.
Doch mit dem kometenhaften Aufstieg Yung Leans ändert sich für diese schwedischen Untergrund-Blödler alles. Cloud Rap ist auf einmal ein ernstes Ding, ihre Produzenten werden immer gefragter, und die Drain Gang beschließt, nach Modell des OG-Cloud Rappers Lil B die Gucci Mane-Mixtape-Strategie zu fahren. Es erscheinen Tapes über Tapes, darunter Klassiker wie "Eversince" und "Red Light", während Ecco sich dem neuen Tempo nur gemächlich anschließt.
Auch wenn er seinen Teil beiträgt, verfängt er sich eher in anderen kreativen Teilen der Welt. Er gründet die Kleidermarke Alaska, wird Model für verschiedenste Marken in Europa und vertieft sich in kreatives Design, Videoproduktion und Fotografie. 2018 scheint er fast von der alten Crew emanzipiert, hängt auf elektronischen Festivals in ganz Europa herum und dreht Musikvideos für EDM-Ikonen wie Yves Tumor.
Doch Ecco hat das Rappen und die Drain Gang absolut nicht vergessen. 2019 kehrt er mit neuen Erfahrungen zurück, beteiligt sich ein wenig am "Trash Island"-Release und veröffentlicht schließlich das Album, das seine Fans schon gar nicht mehr für möglich gehalten hätten. "E" ist ein reduziertes, experimentelles Album das die Essenz der Cloud Rap-Szene mit Art Pop, EDM und IDM verschmilzt - Projekt, das man kaum noch Hip Hop nennen kann, dafür passt es umso besser zu seiner Crew.
Am Ende des Tages ist Ecco ein gutes Beispiel für das Potential der Eigendynamiken der europäischen kreativen Szene. Er ist ein interdisziplinärer, eklektischer und innovativer Geist, der sich mit allem, was ihm gefällt, auszudrücken vermag und deswegen schnell ein intermediales und hybrides Arsenal an Fähigkeiten und Interessen vorweist. Dieses in Musik umzusetzen, wird auch sein Ticket sein, um einer der Wegbereiter futuristischer Rapmusik zu bleiben.
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