laut.de-Biographie
Eric Andersen
1963 war er dort, wo man als Singer/Songwriter mit Akustikgitarre sein musste: im New Yorker Greenwich Village. Auch wenn andere steilere Karriere machten, ist er seinen damaligen Kollegen im Gedächtnis geblieben. "Eric Andersen is a great ballad singer and writer" soll der bekannteste von ihnen, Bob Dylan, 1997 erklärt haben. So zu erfahren auf Andersens Webseite.
1943 in Pittsburgh, Pennsylvania geboren, schmeißt er mit 19 sein Studium und trampt von Upstate New York nach San Francisco, um dort als Musiker sein Glück zu versuchen. Glück hat er tatsächlich, denn dort lernt er eines seiner literarischen Vorbilder, Allen Ginsberg, kennen. Dann ist Singer/Songwriter Tom Paxton so von ihm begeistert, dass er ihn Ende 1963 überredet, ins New Yorker Greenwich Village umzusiedeln. Dort tummeln sich nach den Erfolgen Dylans die Scouts der Plattenfirmen, 1965 erscheint für Vanguard Andersens Debüt "Today Is The Highway".
1966 folgt der Zweitling "'Bout Changes 'n' Things", der kurioserweise ein Jahr später mit dem Titel "'Bout Changes 'n' Things Take 2" mit alternativen Versionen noch einmal auf den Markt kommt. Beide enthalten Andersens bekanntestes Stück "Thirsty Boots", das später unter anderen von Judy Collins und Dylan gecovert wird.
1970 nimmt Andersen an einem verrückten Festival teil, das in drei kanadischen Städten stattfindet und bei dem die Musiker mit einem eigenen Zug zwischen den Städten reisen. Und sich zu spontanen Jam- und Sauf-Sessions zusammenfinden, unter ihnen Grateful Dead, Janis Joplin, The Band und die Flying Burrito Brothers, wie der sehenswerte Film "Festival Express" von 2003 dokumentiert.
1972 unterschreibt Andersen bei Columbia. Mit "Blue River" veröffentlicht er noch im selben Jahr sein erfolgreichstes Album, das einzige, dass es in die US-Charts (Platz 169) schafft. Auf dem Titeltrack singt er mit Joni Mitchell. Doch der Glanz der vergangenen Jahre ist dem Label verloren gegangen und Folk nicht mehr so populär. Die Bänder zum Folgealbum gehen 1973 auf mysteriöse Weise verloren. Andersen ist so sauer, dass er den Vertrag auflöst.
1975 nimmt er an zwei Auftritten von Dylans "Rolling Thunder Revue" teil, danach zieht er sich erst mal nach Woodstock und mehr oder weniger aus der Öffentlichkeit zurück. In den 1980er Jahren arbeitet er als Journalist, unterstützt Allen Ginsberg bei einem Universitätsseminar über die Beat-Literatur, schreibt mehrere Stücke mit Townes Van Zandt und den Soundtrack zum Film "Istanbul" (1984). Auf der Bühne ist er neben den USA auch in Japan und in Europa zu sehen. Zwar zieht nach Norwegen um, doch bleibt er seiner alten Heimat verbunden.
1989 erntet er für sein Album "Ghosts Upon The Road" Kritikerlob. Es ist so etwas wie ein musikalisches Comeback, das sich mit der wundersamen Entdeckung der verloren gegangenen Aufnahmen von 1973 in eine Keller von Columbia in New York fortsetzt. 1991 erscheint es mit dem Titel "Stages: The Lost Album".
Andersen nimmt mehrere Bonus-Tracks mit Rick Danko von The Band und dem norwegischen Sänger Jonas Fjeld auf. Die Zusammenarbeit macht ihnen offenbar so viel Spaß, dass sie 1992 ein gemeinsames Album mit dem Titel "Danko Fjeld Andersen" veröffentlichen, gefolgt von mehreren Touren und "Ridin' On The Blinds" (1994). Auch solo ist Andersen produktiv: An den Aufnahmen zu "Memory Of The Future" (1998) sind Mitglieder von The Band und den Tom Pettys Heartbreakers beteiligt, den Titeltrack zu "You Can't Relive The Past" schreibt er mit Lou Reed.
Im neuen Jahrtausend veröffentlicht Andersen weitere Alben und beschäftigt sich mit dem Erbe der Singer/Songwriter seiner Generation und der Beat-Generation. 2006 heiratet er die niederländische Musikerin Inge Bakkenes, deren Debüt-Album er begleitet und die auch auf seinen eigenen Werken zu hören ist.
2012 beschäftigt sich Andersen mit dem französischen Schriftsteller Albert Camus. 2017 veröffentlicht er auf dem deutschen Label Meyer Records erst ein Album mit Texten des romantischen britischen Dichters Lord Byron, dann eines über den deutschen Schriftsteller Heinrich Böll. "Mingle With The Universe: The Worlds Of Lord Byron" und "Silent Angel: Fire And Ashes Of Heinrich Böll" sind sicherlich kein Hits, die sich millionenfach verkaufen, aber darüber ist Andersen schon längst hinweg. "Ich mischte nie in der obersten Liga mit. Um ehrlich zu sein, bin ich ganz froh darüber. Denn dadurch hatte und habe ich die Freiheit, genau das zu tun, was mir künstlerisch vorschwebt", erklärt er über sein Label.
Noch keine Kommentare