Porträt

laut.de-Biographie

Faye Wong

Laut dem Guinness-Buch der Rekorde ist Faye Wong die kommerziell erfolgreichste Kantopop-Sängerin überhaupt, ihre Karriere umspannt drei Jahrzehnte inklusive massivem Promistatus, verschiedener Sound-Äras, einem kompletten öffentlichen Verschwinden und einer streng buddhistischen Phase. Dieses Portrait wird also keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben, aber zumindest einen Überblick darüber geben, wo sie herkommt, wo sie hingeht und wann ihre interessanteste Musik entstanden ist. Für supergenaue biografische Informationen müsste man auf chinesische Quellen zurückgreifen – und das ist tatsächlich gar nicht so einfach.

Faye Wong - Fuzao Aktuelles Album
Faye Wong Fuzao
Ein Kantopop-Superstar und die Cocteau Twins.

Faye Wong wächst eigentlich gar nicht in Hongkong auf, sondern wird in Beijing geboren. Das Jahr ist 1969, die Kulturrevolution tobt, ihr Vater arbeitet im Bergbau, ihre Mutter ist klassisch trainierte Sängerin. Wer jetzt erwartet, dass damit ja eigentlich die Zügel schon in der Hand der jungen Faye liegen, liegt falsch: Die Mutter hält Musik für brotlosen Blödsinn – Faye Wong muss nach dem Wegziehen ihre musikalischen Ambitionen regelrecht verheimlichen, obwohl schon in ihrer Heimat mehrere Musikkenner*innen darauf hinweisen, dass das Mädchen eine ziemlich beeindruckende Stimme besitzt.

Also zieht es sie mit dem Erreichen des Erwachsenenalters nach Hongkong, wo sie große Teile ihres Lebens verbringen wird. Sie bereitet sich auf die Uni vor, schlägt sich mit einem Modelgig durch und nimmt schließlich an einem Gesangswettbewerb teil. Das Ergebnis: Ehrenwerte Bronzemedaille. Nicht so wichtig, denn die Scouts von einem Label namens Cinepoly Records interessieren sich für die ausgefallene Stimme.

Doch diese Idee, von China nach Hongkong zu gehen, um Kunst zu machen, hat ein paar Stolpersteine. Zum Beispiel die Tatsache, dass die Kantonesen die Mainlanders ein bisschen für Hinterwäldler halten. Trotzdem gibt das Label ihr eine Chance und fordert sie auf, sich einen schmissigen Künstlernamen anzuschaffen. Unter dem Namen Shirley Wong erscheint 1989 ihr erstes Projekt und fällt kommerziell solide aus. Die Songs sind vor allem Cover, viel Persönlichkeit findet sich noch nicht.

Also macht sich Faye prompt auf einen Selbstfindungstrip in die Staaten; in New York will sie 1991 eigentlich Gesangsunterricht und neue Einflüsse finden, die Deadlines verpasst sie, stattdessen geistert sie allein durch die Stadt, durch Cafés und durch Museen. Das hat wohl trotzdem Eindruck hinterlassen – und als sie zurückkehrt, sucht sie sich mit Katie Chan eine neue Managerin und mit Faye Wong ihren endgültigen Künstlernamen.

Die westlichen Einflüsse und ein Hauch von R'n'B werden ihre Trumpfkarten für diesen neuen Karriere-Arc: "Coming Home", "No Regrets" und "Random Thoughts" machen sie zum Kantopop-Superstar, gleichzeitig nimmt sie aber auch das Geschäft wieder auf, in ihrer Muttersprache Mandarin zu singen. Sie wird bekannt als eine stille Diva, die wenig Unsinn von sich gibt und musikalisch auch ausgefallene Ideen einbringt. Eine diese ausgefallenen Ideen ist ihr 1996 erscheinendes Album "Fuzao", auf dem sie sehr inspiriert mit den schottischen Post-Punkern der Cocteau Twins arbeitet. Mandarin soll von nun an ihre Hauptsprache bleiben.

Bald arbeitet sie sich auch in den Film vor: Für den Regisseur Wong Kar-Wai spielt sie 1994 in "Chungking Express" und 2004 in "2046" mit – außerdem nimmt sie Genre-typisch Soundtrack-Songs für viele Anlässe auf, zum Beispiel für das Computerspiel Final Fantasy 8. 2005 zieht sie sich ruckartig aus dem Showgeschäft zurück und bleibt satte fünf Jahre verschollen, erst 2010 zeigt sie sich wieder in der Öffentlichkeit.

Seitdem nimmt sie verschiedene Musik auf, lebt ein Superstar-Leben, spielt große Touren im ganzen panasiatischen Raum und setzt sich philanthropisch und religiös ein. Der Buddhismus spielt an diesem Punkt eine große Rolle in ihrem Leben. Während sie im chinesischen Raum zum Popmusik-ABC gehört, ist sie hier eine noch mehr oder weniger unkanonisierte Schatzkiste an Sounds, Äras und musikalischen Ideen. Einen Pop-Superstar mit so breiter Palette und kreativer Vision findet man nicht alle Tage.

Alben

Surftipps

  • Discogs

    Komplette Diskographie auf Discogs.

    https://www.discogs.com/artist/304444-Faye-Wong
  • IMDB

    Komplette Filmographie auf IMDB.

    https://www.imdb.com/name/nm0910947/
  • Youtube

    Viele Videos auf dem offiziellen Youtube Channel

    https://www.youtube.com/channel/UCos8gkwQivJ_hHeoCcs6yXg

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