laut.de-Biographie
Finntroll
Wie sagte so ein Dicker in blau-weiß gestreiften Hosen immer? "Die spinnen, die Römer." Zweifellos lässt sich diese Aussage auch auf die Finnen übertragen. Was die Skandinavier da unter dem Namen Finntroll ins Rennen schicken, bringt den besten Flugelch ins Trudeln.
Wie nicht anders zu erwarten, kommt die Idee zu Finntroll zum ersten Mal auf, als sich 1997 zwei Saufköpfe, namentlich Teemu 'Somnium' Raimoranta (der schon bei Thy Serpent und Impaled Nazarene dröhnte) und Jan 'Katla' Jämsen, nach einem Saufgelage im Proberaum wieder einigermaßen dem aufrechten Gang nähern.
Einer von beiden verheddert sich auf dem Weg zum Lokus im Keyboard. Darauf spielt dieser eine alte folkige Melodie, die seinen Kumpan aus den Träumen holt und dazu animiert, das Ganze in maximaler Geschwindigkeit und um mehrere Oktaven tiefer gestimmt auf der Klampfe runterzubrettern.
Als man zur lockeren Unterhaltung auch noch Humppa (die finnische Variante der Polka) einbaut, gerät das Endergebnis really strange. Ein Mischmasch aus Thrash-, Black-, Death- und was weiß ich Metal mit mehr als nur einem Schuss finnischer Volksmusik.
Mit Katla am Mikro, Somnium an der Gitarre, einem Drumcomputer und jeder Menge Bier hobeln sie ein Jahr darauf das erste Demo ein, und man begibt sich auf die Suche nach einem festen Line-Up. Drummer Samu 'Beast Dominator' Ruotsalainen, Samuli 'Skrymer' Ponsimaa an der Klampfe, Henri 'Trollhorn' Sorvali (Ensiferum/Moonsorrow), der am Keyboard nudelt und Sami 'Tundra' Uusitalo, der am Bass sägt, vervollständigen die Reihen.
Finntroll wagen sich zum ersten Mal auf die Bühne. Als Ergebnis unzähliger Besäufnisse und Proben lassen sie 1999 "Midnattens Widunder" aufs ahnungslose Volk los und verbuchen einige beachtliche Kritiken. Trotz ihrer finnischen Abstammung sind die Texte auf ihren Scheiben Schwedisch, da Katla einer schwedisch sprechenden Minderheit in Finnland entstammt.
Für den Nachfolger "Jaktens Tid" setzen die Finnen verstärkt auf die traditionelle Saami/lappländische Gesangsart Joik, die als eine der ältesten Formen der europäischen Musik eingestuft wird. Auf gut Deutsch: so hört sich Tante Frieda nach dem letzten Dorffest an.
Um dies möglich authentisch rüberzubringen, verzichtet man vorerst auf maßlosen Alkoholgenuss und holt sich Jonne von der Truppe Shaman ins Studio, der für Teile der Gitarren zuständig ist und auch entsprechende Gesangspassagen übernimmt. Die Scheibe steigt auf Anhieb auf Platz 20 der finnischen Albumcharts ein: Wer in Skandinavien einen an der Waffel hat, sollte Musiker werden.
Doch dann häufen sich die Schicksalsschläge. Erst muss Sänger Katla wegen eines Tumors auf den Stimmbändern und dessen operativer Behandlung die Band verlassen, dann stirbt Gitarrist Somnium am 16. März, als er betrunken von einer Brücke stürzt und im Eis versinkt. Manch einer spricht auch von einem Selbstmord. Die anstehende Tour mit Katatonia ziehen Finntroll aber dennoch durch. Auch wenn sie an diesen Erlebnissen schwer zu arbeiten haben, wollen sie weiter machen. Dies wäre wohl auch in Somniums Sinne gewesen.
Als zweiter Gitarrist begleitet sie Mikael 'Routa' Karlbom auf Tour. Die Akustik-CD "Visor Om Slutet", auf der zum ersten Mal Neusänger Tapio Wilska zu hören ist, widmen die übrigen Bandmitglieder dem verstorbenen Gitarristen. Nachdem sich auf diversen Gigs gezeigt hat, dass das neue Line-Up funktioniert, machen sie sich an die Arbeiten an neuen Songs.
So erscheint im März 2004 erst die EP "Trollhammaren", bevor einen Monat später der nächste Full-Length-Player "Nattfödd" in den Läden steht und, bis auf die magere Spielzeit, die sich mit der EP hätte füllen lassen, auf voller Linie überzeugt. Schon kurz nach der Veröffentlichung sind Finntroll auch Tour durch Europa unterwegs und tragen den Humppa in aller Herren Länder.
Im April etwa mit Ensiferum und The Wake als Support, im September in Schweden mit Norther und abermals The Wake. Dann stellen sie eine der Hauptattraktionen des jährlichen 'X-Mas'-Festivals dar, das diesmal unter anderem mit Napalm Death, Marduk, Vader und Belphegor stattfindet. Im März und April 2005 sind sie auf Europa-Tour, ehe im Januar 2006 die ersten US-Gigs folgen.
Kurze Zeit später stehen Finntroll wieder einmal ohne Sänger da. Neuzugang Tapio verlässt den Haufen aus persönlichen Gründen. Ohne Sänger ist es dann auch nichts mit den geplanten 'No Mercy'-Festivals, infolgedessen sie an der Seite von Cannibal Corpse, Kataklysm und Legion Of The Damned und anderen durch Europa hätten wüten sollen.
Anfang April gibt es mit Mathias 'Vreth' Lillmåns (unter anderem Twilight Moon) allerdings wieder einen Fronter. Der Trollhaufen ist komplett und bereit für ein neues Album. Sie komponieren drauf los und liefern im März 2007 "Ur Jordens Djup" ab.
Bis in den Herbst 2008 sind sie immer wieder auf Tour, entscheiden sich dann aber für eine kleine Auszeit. Entsprechend bleibt es relativ ruhig um die Trolle, eher sie Ende 2009 bekannt geben, die neue Scheibe befinde sich in trockenen Tüchern.
Auf dem Ende Februar erscheinenden "Nifelvind" legen Finntroll eine gesunde Mischung aus den beiden Vorgängeralben hin. Sowohl die Black Metal-Roots als auch die verrückte Humppa-Seite kommen voll zur Geltung.
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