laut.de-Biographie
Fleet Foxes
Mitte des Jahres 2008 macht ein Quintett aus Seattle auf sich aufmerksam, das seinen Sound als 'baroque harmonic pop jams' bezeichnet. Harmoniegesang und Melodien stehen im Zentrum der Songs, die sich vorwiegend aus verspieltem Folk, Americana und Pop zusammensetzen.
Kopf der Combo ist der zu diesem Zeitpunkt Anfang 20-jährige Robin Pecknold, der als Vierzehnjähriger erstmals zur Gitarre greift und die Familie bald darauf mit Eigenkompositionen überrascht, die er mit seinem besten Freund und Gitarristen Skye Skjelset arrangiert.
Mit ihren Instrumenten entfliehen die Jugendlichen immer wieder der sie umgebenden urbanen Sterilität und vernachlässigen die Schule, um stattdessen in der Plattensammlungen der Eltern und Bekannten zu wühlen und sich dem Songwriting zu widmen.
Musikalisch sozialisiert werden sie mit Platten von The Beach Boys, Simon & Garfunkel, Joni Mitchell, Fairground Convention, Steeleye Span, Love, The Mamas & The Papas, Crosxby, Stills And Nash, Bob Dylan oder Buffalo Springfield, die sie im Plattenschrank der Eltern entdecken. Robin bezeichnet seine Erzeuger als "echte Hippies". Die Einflüsse der genannte Bands spiegeln sich in der 60s-Pop Affinität der Fleet Foxes wider.
2006 spielen sie unter dem Namen Fleet Foxes erste kleine Live-Konzerte. Musikalische Mitstreiter finden sie in der lebendigen Musikszene Seattles: Keyboarder Casey Westcott (Seldom, Crystal Skulls), Schlagzeuger Joshua Tilmann, der Nick Peterson (Headphones, Pedro The Lion) ersetzt - später gesellt sich Bassist Christan Wargo von den Crystal Skulls dazu.
Die Einflüsse genannter Künstler leugnet die Band nicht, sie möchte aber trotz ihrer musikalischen Orientierung und der Rauschbärte einiger Bandmitglieder nicht in den Kontext einer Neo Hippie-Bewegung gestellt werden. Stilistisch will sich der Fünfer nicht festlegen lassen. Trotzdem lässt sich ihre Musik lose in die Nähe zeitgenössischer Bands wie die Band Of Horses, Iron oder den frühen The Shins zuordnen.
"Wir wollen abenteuerlich und zugleich ehrlich zu uns selbst sein und die gemeinsame Zeit genießen - die Musik, die wir machen, ist eine Reflektion unserer Instinkte", erläutert Robin. "Für mich ist es die großartigste Sache der Welt, gemeinsam mit anderen Menschen zu singen, also tun wir das. Wir lieben Akustikgitarren, E-Gitarren, große hallende Tom Toms, Zithern, Bass-Gitarren, Mandolinen, Hackbretter, Orgeln, Klaviere, Kotos und am allermeisten Harmonie und Melodien. Wenn es nach uns geht, sind wir dann erfolgreich, wenn wir einen Song gemacht haben, in dem jedes Instrument für etwas Interessantes und Melodisches steht. Wir versuchen, aus der Tradition des Folk, Pop, der Choralmusik, Gospel, der barocken Psychedelic, des sakralen Gesanges, der Westcoast-Musik, der traditionellen Musik aus Japan und Irland und Filmmusik zu schöpfen. Inspirieren lassen wir uns auch von der Musik unserer Freunde aus der familiären Musikszene Seattles."
Bereits in ihrem zweiten Bandjahr spielen die Jungs während einer ausgedehnten Tour unter anderem gemeinsam mit den Folk-Rockern Blitzen Trapper in ausverkauften Hallen und lassen begeisterte Fans zurück. Zudem sind die Jungs 2008 als Support-Act von Elbow oder Wilco unterwegs.
Labelanfragen bleiben nach dem fulminanten Karrierebeginn nicht aus, das in Seattle ansässige Indie-Label Sub Pop bekommt schließlich den Zuschlag. Nach der in Eigenregie veröffentlichten EP "Fleet Foxes" ist der Combo mit der EP "Sun Giant" auf Sub Pop Anfang 2008 auch die Aufmerksamkeit der Medien garantiert.
Im Februar 2008 schließt sich in den USA das Album-Debüt "Fleet Foxes" an, das wie "Sun Giant" in Zusammenarbeit mit dem Produzenten Phil Ek (Modest Mouse, The Shins, Built To Spill) entsteht. Für die europäische Veröffentlichung hat sich das Label Bella Union des aufsteigenden Quintetts angenommen; in Deutschland steht "Fleet Foxes" im Sommer 2008 in den Läden.
Nach dem zweiten Album "Helplessness Blues" im Jahr 2011 wird es still um die Band: Das lange Touren zehrt an Nerven und Kreativität. Man will eine Pause einlegen, Pecknold schreibt sich an der Uni ein, macht sich Gedanken über sein Leben und wird politisch aktiv.
Als ganze sechs Jahre später "Crack-Up" erscheint, merkt man der Band die neue Reife deutlich an. Experimenteller und unangepasst gehen die Fleet Foxes vor: "Dies zusammen zu erschaffen, war das Highlight unseres bisherigen Lebens", freuen sich die Beteiligten. In der Folge veröffentlichen die Amerikaner zwei weitere EPs, "The Electric Lady Session" (2017) und "Crack Up (Choral Version)"/"In The Morning (Live in Switzerland)" (2018), bevor 2020 überraschend das vierte Studioalbum "Shore" in die Läden kommt. Passend zum warmen, kuscheligen Sound wird die Platte exakt zum Zeitpunkt des Äquinoktiums veröffentlicht, der den kalendarischen Herbstanfang markiert. Auf Tonträger erscheint das tolle Werk natürlich auch, allerdings erst im Februar 2021.
1 Kommentar
Wann kommt die Rezension zu "Crack-Up"? Album des Jahres-Potenzial und hier nicht beachtet?