laut.de-Kritik
Folkpop-Neudefinition mit wunderbarem Ausgang.
Review von Deborah Katona"We aspired to make an album that could stand alongside our previous work, venture into its own territory, and that would leave a clear horizon for us moving forward - we feel like we got it there, even if it took a while."
Eine Weile – das kann man so sagen: Sechs Jahre sind vergangen, seit die Fleet Foxes mit "Helplessness Blues" nicht nur die laut.de-Redaktion begeisterten. Sechs Jahre, in denen Robin Pecknold sich an der Uni einschrieb, philosophische Gedanken voran trieb und – jetzt deutlich hörbar – auch den Sound seiner Band überdachte.
Vorbei die Zeiten des harmonischen Gesangs, vorbei das Verträumte und Unbeschwerte eines 20-Jährigen. Heute handeln die Songs von Selbstmord ("Mearcstapa"), Politik oder – so "Third Of May/ Ōdaigahara" - vom möglichen Ende der Karriere. Es ist ein autobiografisches Stück, in dem Pecknold den Banderfolg und dadurch einhergehende Befremdlichkeiten beschreibt: "Was I too slow? Did you change overnight?" Kein Refrain in diesem Stück ist wie der andere, Änderungen im Tempo und Stimmungswechsel - einhergehend mit den Themen wagen sich Fleet Foxes auch musikalisch in experimentellere Gefilde.
"Crack-Up" bietet Stücke, die ineinander verschwimmen – und dennoch komplett unterschiedliche Emotionen wecken ("Cassius, -" und "- Naiads, Cassadies"). Eine hallende Jazzmelodie zum Ausklang von "On Another Ocean (January / June)"? Passt, entschieden die Fleet Foxes. "Third Of May/ Ōdaigahara", zur Leadsingle erkoren, dauert fast neun Minuten. Gemütlich bewegt sich das Stück vorwärts, fast scheint es, als wären verschiedene Songs zu einem verwurstet worden. Im letzten Abschnitt dann Gitarrenklänge, die in einem Wabern enden. Zugänglicher sind da fürs erste Hören "Fool's Errand" und die Ballade "If You Need To, Keep Time On Me". Das macht zum Ende hin doch noch den neuen Fleet Foxes alle Ehre und leitet im flirrenden Gewand zu "Mearcstapa" über.
Trotz der ungewöhnlichen Zusammenstellung an Sounds und Stimmungen passt das Resultat perfekt zum Sommer, zu warmen, langen Tagen und entspannten Stunden in der Abendsonne. Und ja, auch am Lagerfeuer kann man die neuen Fleet Foxes noch hören – auch wenn die Zeit der Rauschebärte und Holzfäller-Hemden vorbei ist. "Crack-Up" ist demnach kein Mitsing-Folkpop, sondern wunderbar individuell und entspannt experimentell. Die Wertschätzung, sich als Hörer geduldig auf diese Songs einzulassen, hat dieses Album verdient.
3 Kommentare mit 20 Antworten
Für mich bisher DAS Album des Jahres, obwohl ich Angst hatte, dass ich enttäuscht werde, nachdem "Helplessness Blues" zu meinen absoluten Lieblingsalben zählt.
Ganz klar 5/5 - das Ganze ist einfach so perfekt als Konzeptalbum inszeniert, das ist einfach Next Level Shit.
Das Debüt hat mich aufgrund des mehrstimmigen Gesangs ziemlich umgehauen. Passte perfekt in die damaligen Lebensumstände. Und das soll schon fast 10 Jahre her sein?
Den Nachfolger "Helplessness Blues" habe ich wohl verpennt. Scheint es lohnt sich aber dies nachzuholen, oder?
Definitiv! Ich kannte lange Zeit nur "Helplessness Blues" - die Stimmung, in die das Album einen versetzt, ist unbeschreiblich. Dagegen wirkt das Debüt sogar einen Hauch belangloser, wie ich finde.
"Crack-up" ist jetzt die logische Weiterentwicklung. Zum Glück kein selbstreferentieller Versuch, alles so machen, wie früher.
ansich war doch nach dem ersten album "die luft raus".
habe in die neue scheibe reingehört, ja, alles wie vor 10 jahren nur nicht ganz so gut.
heisst nicht, das wäre unhörbar aber mittlerweile gibts doch erheblich spannenderes.
Also die Alben 1 und 2 haben schon einen recht ähnlichen Vibe, aber sind jetzt auch nicht unbedingt komplett vergleichbar.
Aber zwischen Album 1 und 3 liegen einfach Welten. Sowohl was die Instrumentation, als auch die Texte, als auch die Produktion angeht.
Ok, hab grad mal reingehört und ich stimme Paranoid zu. Haut mich jetzt nicht vom Hocker, tut aber auch in keinster Weise weh.
Ist jetzt auch nicht der Archetyp eines Albums, in das man reinhört und es gleich zündet.
Es gibt ziemlich viele Nuancen, die einem nur beim aufmerksamen Zuhören (am besten immer mal wieder die Lautstärke anpassen) auffallen.
"Ist jetzt auch nicht der Archetyp eines Albums, in das man reinhört und es gleich zündet."
ja, schon klar.
aber diese alben verbindet idr, dass man das potenzial auch beim ersten hören erkennt. und dieses sehe ich bei vorliegendem album einfach nicht.
Ja, schade würde ich sagen. Ich glaube, da entgeht euch was.
Ich mag den experimentellen und orchestralen Charakter, finde auch gut, dass der Gesang deutlich mehr im Vordergrund steht.
Ich sehe da eine konsequente Weiterentwicklung und freue mich jetzt mal auf die Tour.
Bin da bei Paranoid, aber die Tour nehme ich vielleicht trotzdem mit. Mal schauen.
atax, falls du sie noch nicht kennen solltest, klingt die beschreibung deiner präferenzen, als solltest du san fermin mal ein ohr schenken. allen drei alben.
https://www.youtube.com/watch?v=pu5rOAoF4h…
https://www.youtube.com/watch?v=MnlCX9jddf…
https://www.youtube.com/watch?v=z4rnD3628N…
https://www.youtube.com/watch?v=Uagz0Xi-sM…
Vielen Dank, ich wollte dich schon nach Empfehlungen fragen bzgl. "interessanteren Bands"!
hierzu halbwegs passend? Neutral Milk Hotel, Rock Plaza Central, Beirut, Decemberists, Joanna Newsom,
Anna von Hausswolff (erste album und in teilen das zweite. also halbwegs passend. alle drei ihrer alben sind für mich insgesamt pures gold.).
die haben imho alben am start, die deinen anforderungen ziemlich gerecht werden. sind jetzt aber alles keine geheimtips.
aus eher unbekannteren gefilden verdient laura stevenson ein ohr. https://laurastevenson.bandcamp.com/
sehr stark fand ich bei erscheinen die "charles the bold" von the lonesome southern comfort company.
https://thelonesomesoutherncomfortcompany.…
diese hier ist heute aus england angekommen.
richtung psychidelic folk. von dem typen, der bei der it-crowd den völlig durchgekanllten sohn des ersten chefs spielt. habe ich vor ein paar monaten kennengelernt. leicht schräg. finde es völlig grossartig. gerade "the pheasant" ist ein krasses teil.
https://acidjazz.bandcamp.com/album/matt-b…
Neutral Milk Hotel gehört zu meinen absoluten Lieblingsbands, Beirut und The Decemberists finde ich auch sehr gut, aber würde ich eher nicht als interessanter als FF einstufen.
Die anderen Bands/Künstler kenne ich nicht, da werde ich mich mal durchhören! Danke für die vielen Tipps!
"Neutral Milk Hotel gehört zu meinen absoluten Lieblingsbands"
gerade im standing viele plätze nach oben gerutscht
die rock plaza central ist NMH noch am nächsten. "Are we not horses" unbedingt checken.
"gerade im standing viele plätze nach oben gerutscht "
was muss passieren, damit er platz 1 erreicht?
Chokesondick
Er müsste Jeff Mangum sein.
Paranoid, da waren einige Volltreffer dabei bei deinen Empfehlungen. Allen voran Matt Berry und The Lonesome Southern Comfort Company. Danke noch mal.
Bzgl. der Fleet Foxes werden wir uns aber wohl trotzdem einigen müssen, dass wir uns nicht einigen können - so nach dem ersten Durchhören kommt da für mich noch nichts dran.
D'accord. Kein weltbewegendes ALbum aber ein gutes, nett für den Sommer, vielleicht noch besser im Herbst.
Simon & Garfunkel lassen grüßen
Nett von ihnen, Gruß zurück.