laut.de-Biographie
Georgia Anne Muldrow
Was tun, wenn man eigentlich eine Welle von neuem Bewusstsein gestartet hat und einen trotzdem kaum einer kennt? Geht es nach Georgia Anne Muldrow, macht man einfach genau so weiter wie bisher.
Bei ihr heißt das: Musik machen bis zum umfallen. Ob Beats, Raps oder soulig-funkige Gesänge, bei Georgia Anne Muldrow gibt es nichts, das es nicht gibt. Zumindest alles außer seichtem Dudel-Pop.
Mitte der 1980er-Jahre wird sie in Los Angeles bereits in musikalische Freigeistigkeit hinein geboren. Ihr Vater ist der semi-bekannte Jazz-Gitarrist Ronald Muldrow, der die Bühne mit großen Namen wie Eddie Harris, Les McCann und Dizzy Gillespie teilte. Ihre Mutter die Sängerin Rickie Byars, die für das Pharoah Sanders Ensemble hinter dem Mikrofon stand. Zusammen waren ihre Eltern übrigens auch unter dem Namen Chemise unterwegs.
So ist es nicht verwunderlich, dass die heranwachsende Georgia Anne abseits der angesagten Klischee-Popwelt sozialisiert wird. Darüber hinaus bietet das musikalische Zuhause einen kreativen Nährboden für die junge Frau, die zum Multitalent reift.
2004 veröffentlicht sie die EP "Worthnothings", auf der sie jeden der sieben Tracks selbst produziert, einspielt und singt. Ihre Beats kreuzen alten Free Jazz mit den Spielereien moderner Hip Hop-Produzenten eines Madlib oder J Dilla. Die Inhalte verraten ihren Hang zu Tiefsinnigem und wunderbar Trivialem. Eigenschaften, die unter anderem bei dem Produzentenkollektiv Sa-Ra Creative Partners auf offene Ohren stoßen. Und das alles gut zehn Jahre bevor Kamasi Washington oder Kendrick Lamar für ihre vermeintliche Wiederbeledung des Jazz gefeiert werden.
Und nicht nur da: Die konstant produzierende und singende Muldrow stößt beim legendären Stones Throw-Label auf offene Ohren und kann sich für einige ihrer zahlreichen Outputs einen Deal sichern. Zwar kommt damit nicht der erhoffte Durchbruch, privat allerdings findet sie mit Label-Kollege Declaime das ganz große Glück. Dieses trägt auch musikalische Früchte, als die beiden 2007 ihr erstes Kollabo-Album "The Message Uni Versa" herausbringen. Bei dem einen bleibt es nicht.
Nebenbei schreibt die Sängerin übrigens auch noch Songs für andere, unter anderem für Erykah Badu. Die leiht sich für ihr "New Amerykah Part One" den Text für "Master Teacher" und stößt damit die "Stay Woke"-Bewegung an, die junge Afroamerikaner seit jeher wachrüttelt und ihnen aufzeigt, dass Gleichberechtigung noch längst nicht erreicht ist. Anstatt sich über die fehlende Anerkennung zu beschweren, geht Georgia Anne allerdings ganz gemütlich weiter ihrer Wege und freut sich an dem wachsenden Bewusstsein in eher unbewussten Generationen.
Doch auch über zehn Jahre (und knapp 20 Produktionen später) hat sich der ganz große Erfolg nicht eingestellt. Zwar hat Muldrow ihre Fans in Musikerkreisen, die ihre Produktionskünste, wie zum Beispiel mit "VWETO II" unter Beweis gestellt, als auch ihr überbordendes Gesangstalent schätzen. Neben der bereits genannten Badu zählt auch Mos Def aka Yasiin Bey zu ihren Verehrern, der sie in der New York Times mit einer Religion gleichsetzt: "Sie baut ihre eigenen Beats, sie reimt, sie singt, sie musiziert. Wenn Menschen Amy Winehouse mögen, werden sie förmlich umgehauen, wenn sie Georgia Anne Muldrow hören."
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