Henri Texier - " Strings Spirit"

Mit "Strings Spirit" erfüllt sich Henri Texier einen lang gehegten Wunsch. "Als Jazzmusiker träumt man davon, mit Streichern aufzunehmen. Dieser Sound ist einfach inspirierend". In Zusammenarbeit mit Claude Barthélemy, der ihm die Streicherarrangements quasi auf den Leib schrieb, entsteht der modernste Swing, der derzeit zu haben ist. Obwohl sich der französische Jazzbassist diesem etwas angestaubten Genre verschrieben hat, ist er stets auf der Suche nach Evolution, Experiment und Grenzüberschreitung.

Im vorliegenden Fall werden Frontlinien überschritten, die seit Menschengedenken die Musikgemüter spalten. Ernste Musik, im vorliegenden Fall zeitgenössische Klassik, trifft den Erzfeind Unterhaltungsmusik, zu dem alles gerechnet wird, was nicht 'ernst' ist. "Das ist so, als ob man mit ethnischen Musikern spielt, wie ein Treffen mit einer anderen Kultur. Man muss diese andere Kultur respektieren".

Im gegenseitigen Respekt und dem tiefen Wunsch, die Kluft organisch zu überwinden, sind aus den Gegnern Freunde geworden. Henri Texier und sein aktuelle Lieblingsbesetzung, das Azur Quintett, führen zusammen mit dem L'Orchestre De Bretagne die Kulturen freundschaftlich zueinander. Das Ergebnis ist eine Verschmelzung der beiden ansonsten extrem weit auseinander liegenden musikalischen Standpunkte. Als Anspieltipp dieses bereichernden Hörgenusses darf ich das zehnminütige "Serious Seb" ebenso empfehlen wie "B.Z. The Bee" und "Sacrifice".

"Es ist für mich gar nicht vorstellbar, eine Musik zu spielen, die nicht swingt. Swing ist mein ganzes Leben". Auf dieser unerschütterlichen Basis führt der 1945 in Paris geborene Kontrabassist den Swing in das neue Jahrtausend. Staubfrei und homogen präsentiert er sein Verständnis von Jazz, dass auf einer außergewöhnlichen Philosophie gründet. "Das Ziel eines guten Solisten, ist, die Rhythmusgruppe großartig klingen zu lassen. Das ist das Wichtigste. Denn wenn die Rhythmusgruppe inspiriert ist, klingt die Band großartig".

Auf "Strings Spirit" ist nicht nur die Rhythmusgruppe inspiriert und die Band großartig. Die avantgarden Orchestrierungen Barthélemys ergänzen und kontrastieren den Swing des französischen Altmeisters auf so beeindruckende Weise, dass man fast das Gefühl haben könnte, es hätte nie eine Kluft gegeben.