Porträt

laut.de-Biographie

Holly Cole

Holly Cole, geboren am 25. November 1963 in Halifax, Nova Scotia, in Kanada, ist eine Sängerin, die sich irgendwo zwischen Jazz, Pop und Country bewegt. In ihre Interpretationen legt sie oft einen Schuss Ironie, ohne die Stücke ins Lächerliche zu ziehen. In Japan und ihrer Heimat ist sie mittlerweile ein Star.

Holly Cole - Night
Holly Cole Night
Geschmackvolle Interpretationen im Jazz-Gewand.
Alle Alben anzeigen

Durch die Familie hat sie bereits während der Kindheit einen intensiven Kontakt zur Musik. Ihre Eltern machen beide klassische Musik. Sie selbst hat als Kind Klavierunterricht. Während in anderen Familien abends Diskussionen darüber ablaufen, welche Fernsehsendung geschaut wird, wird bei den Coles die Frage erörtert, welche Lieder man gemeinsam singen möchte.

Ihr älterer Bruder studiert an dem berühmten Berklee College Of Music in Boston Jazz. Im Alter von sechzehn Jahren entscheidet die jugendliche Holly, ein paar Monate bei ihrem Bruder zu verbringen. In dieser Zeit lernt sie die Songs einiger Jazz-Größen der Nachkriegszeit kennen. Die Musik begeistert sie so, dass sie ihr Leben verändert. "Als ich das erste Mal Jazz hörte, merkte ich, dass die Musik die selbe harmonische Komplexität und Reichhaltigkeit wie die Klassik aufweist, aber sie hat noch andere Dinge, die klassische Musik nicht hat. Natürlich ist keine Improvisation vorhanden und was sehr wichtig ist, die Musik ist ungezogen und böse, wie von der dunklen Seite. ... Ich hörte Sänger wie Sarah Vaughan, Billie Holliday, Anita O'Day und Betty Carter. Ich war geschockt, wie viel persönliches Engagement und Intimität sie in ihren Gesang legten."

In den folgenden Jahren beschäftigt sie sich mit Jazz. 1985 gründete sie ihre erste eigene Band, das Holly Cole Trio mit Pianist Aaron Davis und Bassist David Piltch. Ihren ersten Auftritt haben sie ein Jahr später. Die Combo zeichnet sich durch einen minimalistischen Stil aus, mit dem sie sich einen guten Ruf in der Jazzszene von Toronto erspielen, was zu Interesse von verschiedenen Labels führt. 1998 unterzeichnen sie einen Vertrag bei Alert Music und bringen die EP "Christmas Blues" raus. Ein Jahr später erscheint das erste komplette Album "Girl Talk", mit dem sie schon beachtenswerte Erfolge haben. Die zweite CD "Blame It On My Youth" erscheint bei dem berühmten Blue Note Label und erlangt internationale Anerkennung, besonders in Japan. Die dritte CD "Don't Smoke In Bed" enthält zum ersten Mal ein Stück, das nicht dem Jazzgenre zuzurechnen ist und zwar eine Coverversion von Johnny Nashs "I Can See Clearly Now".

Nach zwei weiteren Alben entscheidet Cole, sich weiter vom Jazz zu entfernen und der Popmusik zuzuwenden. "Temptation" von 1995 enthält ausschließlich Interpretationen von Tom Waits Liedern. Auf dem 97er Album sind Coverversionen von Sheryl Crow, Joni Mitchell und Mary Margaret O'Hara zu hören. Ihr Trio ist für diese Musik nicht mehr die geeignete Besetzung, weshalb sie es vor den Aufnahmen auflöst, ohne jedoch zu den beiden Instrumentalisten den Kontakt zu verlieren.

In den darauf folgenden Jahren veröffentlicht die Sängerin wieder Musik im Stil von Swing, Blues und Jazz, thematisch aber mit einer ganz speziellen Richtung: Christmassongs. Dies mag vielleicht an ihrem Vornamen liegen, oder dass sie die Gelegenheit an Weihnachten ihre Familie zu treffen sehr schätzt. Andererseits verabscheut sie die Kommerzialisierung. Dies steht aber im Gegensatz zu dem Bemühen, selber von dem Geschäft zu profitieren.

2000 gibt es wieder eine Popscheibe mit Jazz-Einschlag von ihr: "Romantically Helpless". Dieses expressive Album enthält Coverversionen des Tin Pan Alley aus den 20er Jahren, aber auch ein Lied von Paul Simon. Die von Steve Ferrera produzierten Swing-Stücke sind teilweise so stark verändert, dass ihre Atmosphäre eher an modernen Trip Hop erinnert.

Ein Jahr später steuert sie wieder ihren musikalischen Beitrag zum Heiligen Fest bei. Schon im Oktober erscheint "Baby, It's Cold Outside", auf dem sie Klassiker des Swings in traditionellem Stil zum Besten gibt. 2003 veröffentlicht sie das Album "Shade", das unter anderem Interpretationen von Cole Porter ("Too Darn Hot"), Irving Berlin ("Heatwave")und Brian Wilson ("God Only Knows") beinhaltet.

Auf das selbstbetitelte Album "Holly Cole", das Anfang des Jahres 2007 erscheint, hat Produzent und Pianist Greg Cohen großen Einfluss. Er schlägt der Sängerin vor, mit einem vielköpfigen Ensemble zusammen zu arbeiten und neue Wege zu beschreiten. "Die Idee war einfach, Holly in eine neue Arena zu schubsen und sie herauszufordern", so Cohen, der das Werk geminsam mit Cole produziert. "Holly ist eine der größten Sängerinnen, die wir heute haben. Wenn sie singt, liefert sie eine Interpretation von großer Aufrichtigkeit und sie gibt einem das Gefühl, als habe sie den Song selbst geschrieben. Von ihrer Intonation und Phrasierung her, ihrem Sinn für Dynamik, der genauen Ausgestaltung jeder Zeile und ihrem Sinn für Überraschungen, hat ihr Gesang all das, was wir gemeinhin auch mit den großen Solisten und Instrumentalisten des Jazz verbinden."

Der in Los Angeles lebende Greg Cohen arbeitete bereits als Arrangeur für David Byrne, David Sanborn und Tom Waits und spielte auch lange in dessen Live-Band. Außerdem ist er ein gefragter Studio-Bassist, der auf die Zusammenarbeit mit Künstlern wie Elvis Costello, Ornette Coleman, Jewel, Lou Reed oder Bob Dylan zurückblicken kann.

"Greg und ich konnten auf vielen Ebenen eine Verbindung herstellen für dieses Album, sowohl musikalisch als auch persönlich", äußert sich Cole. So bringt er u.a. die New Yorker Topmusiker Matt Munisteri (Gitarre), Steven Wolf (Schlagzeug) und den Arrangeur und Pianisten Gil Goldstein mit ins Spiel. Die individuelle Klasse dieser Musiker tragen natürlich einiges zum Gelingen des Albums bei.

Wenn es eine durchgängige Qualität auf allen Holly Cole-Alben gibt, dann ist es ihr Verlangen, besondere emotionale Landschaften auszukundschaften. Holly Cole blickt aus verschiedenen Perspektiven auf das Leben, ganz direkt und nicht beschönigend. Diesmal geht es inhaltlich - neben den Besonderheiten der mit Cohen abgestimmten Instrumentierung - vor allem um einen Lebensaspekt: innere Verleugnung. "Ich begann damit, mir Songs anzuschauen, die sich ganz grundsätzlich mit dem Thema Verleugnung oder Selbsttäuschung beschäftigen", sagt Cole. "Wie wir uns selbst betrachten, unsere Handlungen und das, was wir als die Motivation unseres Handelns begreifen." Dementsprechend ist die Songauswahl konsequent und die Interpretationen der elf Stücke äußerst dynamisch und intensiv.

Dass fünf Jahre vergehen, ehe 2012 das Album "Night" eingespielt ist, ist auch im persönlichen Umfeld der Sängerin begründet. Neben der Trauer um den Verlust von Freunden ist das leibhaftige Erleben des verheerenden Erdbebens 2011 in Japan das einschneidende Moment in ihrem Leben. Holly Cole überlebt diese Katastrophe und verarbeitet sie kreativ. Diese Erfahrungen spiegeln sich in den Songs wider und untermauern den Ruf Coles, eine der bedeutendsten Sängerinnen im Spannungsfeld zwischen Jazz und Pop zu sein.

Alben

Holly Cole - Night: Album-Cover
  • Leserwertung: Punkt
  • Redaktionswertung: 4 Punkte

2012 Night

Kritik von Martin Leute

Geschmackvolle Interpretationen im Jazz-Gewand. (0 Kommentare)

Surftipps

  • Holly Cole Homepage

    Schön gestaltete Hompage mit Infos und weiteren Links.

    http://www.hollycole.com/
  • Holly Cole@MySpace

    Colly my Hole, it's MySpace!

    http://www.myspace.com/hollycolememphis

Noch keine Kommentare