laut.de-Biographie
I Am X
Beim ehemaligen Astrophysikstudenten Chris Corner treffen Naturwissenschaft und technische Versiertheit auf Kajalstift und überbordender Emotion. Der Londoner vereint widerstreitenden Seelen in seiner Brust zu IAMX und macht daraus ein multimediales Spektakel; randgefüllt mit musikalischer Dramatik der Extraklasse.
Zunächst mischt er jedoch erst einmal die britische Indie-Szene mit den Sneaker Pimps auf, bei denen er ebenfalls federführende Kraft ist. Ab 2004 legt er dann mit IAMX so richtig los und sammelt alle Freunde der großen Geste und Melodrams ein. So beladen wie die Smiths, so voller Pathos wie Suede, so schwelgend wie die New Romantics der frühen 80er und nicht zuletzt so verwandlungsfreudig wie Bowie baut er Schritt für Schritt sein eigenes künstlerisches Reich.
Die voranschreitende Digitalisierung und Virtualisierung der Musikwelt ist ihm dabei eine willkommene Hilfe. Besonders sein von Anfang an effektiver Umgang mit Social Media ermöglicht dem eigentlich scheuen Musiker eine Fannähe, die ihm bereits mehrere Hunderttausend Follower bescherte, als manch etablierter Kollege Facebook und Co noch kaum kannte.
Bereits das Debüt "Kiss + Swallow" entpuppt sich als Achtungserfolg bei Fans und Kritikern. Gleichzeitig ist es noch kein komplettes Freischaufeln der eigenen Vision. Ein großer Teil der Tracks entstand noch zur aktiven Zeit der Sneaker Pimps und war für ein letztes Album geplant. Erst mit dem Nachfolger "The Alternative" findet er zu sich.
So richtig komplettiert sich die eigenständige Identität von IAMX erst mit dem für Corners Entwicklung wichtigen Umzug nach Berlin. Fasziniert von der Atmosphäre der Stadt, die er zu gleichen Teilen als existentialistisch und ausgelassen bunt empfindet, entstehen dort zwei Weltklasse-Alben, die die DNA des Projekts endgültig definieren.
2009 erscheint zunächst das IAMX-Meisterwerk "Kingdom Of Welcome Addiction". Ist das Gothic, Glamrock, Elektropop oder New Wave? Corner schnappt sich von all diesen Genres eine Schattierung, würzt sie mit außergewöhnlichen Instrumenten wie Kastagnetten und tunkt alles in seinen androgynen Gesang voller Weltschmerz.
Die zweite Platte, die jeder Interessent unbedingt benötigt, ist das vier Jahre später erscheinende "The Unified Field". Die Scheibe erweist sich als nahezu ebenso stark wie ihr Vorgänger und baut den Kultstatus von IAMX weiter aus. Schwere gesundheitliche Probleme zwingen den Engländer in der Folge zu einer Zwangspause. Die Diagnose lautet "Schwere chronische Schlaflosigkeit" und führt dazu eine ausgewachsene Depression im Schlepptau.
Nicht nur aber vor allem deshalb entscheidet Corner sich für eine örtliche Veränderung. Der Kontrast seiner Wahl könnte nicht größer sein: Er bricht alle Berliner Zelte ab und zieht kurzerhand nach Los Angeles.
Vor Ort stabilisiert sich seine Gesundheit und beschert ihm einen gehörigen Karriereschub. Ikonische Kollegen wie Duran Duran schätzen Corners Wirken mittlerweile sehr und treten mit ihm auf. Zwischendurch veröffentlicht er gleichwohl ein allgemein als krude empfundenes Flickwerk, rein instrumentaler, unfertiger Elektrofragmente namens "Unfall". Auch das Klangbild von IAMX verändert sich ein wenig. Ausgerechnet in der heißen City Of Angels wird der instrumentale Mantel ein Stück synthetischer, elektronischer und kälter. Den leidenschaftlich warmen Gesang behält er hingegen bei.
So streiten sich die Fangeister trotz wachsenden Erfolgs, ob Alben wie "Metanoia" oder "Alive In New Light" noch immer dieselbe Intensität transportieren wie ihre Vorgänger.
Corner bleibt von allen Reaktionen weiterhin unbeeindruckt und erklärt seinen musikalischen Ansatz: "Bei vielen Bands sagen die Leute immer 'Ach, das klingt wie immer. Nichts neues!' So was könnte ich gar nicht. Ich setze mich auch nicht hin und mache alles jedes mal ganz bewusst und verkrampft anders als vorher. So ist das nicht. Aber das Ergebnis ist immer unterschiedlich. Wahrscheinlich bin ich so ein rastloser Typ, der ganz automatisch immer nach etwas Neuem sucht. Neu im Ausdruck und neu im Eindruck."
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