laut.de-Biographie
Iron Curtis
Iron Curtis steht in der langen Tradition von DJs und Produzenten in der elektronischen Musik, die sich für ihren Namen ungleich prominentere Vorbilder ausgesucht haben. Anders als bei Acts wie Com Truise, Maceo Plex oder Errorsmith hat der Alias Johannes Palukas aber tatsächlich etwas mit seiner eigenen Musik gemein und verkommt nicht nur zur amüsanten Fußnote.
Das emotive, melancholische Moment von Joy Division oder New Order findet sich in Ansätzen durchaus in Palukas Spielarten von House und Techno, auf die sich der gebürtige Nürnberger spezialisiert hat. Schon früh fasziniert ihn außerdem das eklektische Programm auf - man höre und staune - Bayern 2. Dort laufen Stücke von Drexciya, Aaliyah oder Palais Schaumburg.
An Genregrenzen gebunden sieht sich Iron Curtis also keineswegs. Das stellt er auch als Teil des Projekts Achterbahn D'Amour unter Beweis, das vornehmlich geradlinigeren Acid-Techno veröffentlicht. Die ersten Gehversuche als DJ macht er im Drum'n'Bass- und Broken Beats-Bereich.
Als Iron Curtis klingen die Releases wiederum überwiegend nach Deep House, der den Namen ausnahmsweise verdient und sich von der massenhaft angespülten Stangenware seiner unzähligen Finessen wegen abhebt. Raffiniert schmiedet Paluka Tracks, die über Ecken und Kanten verfügen, niemals das Erwartete tun und sich nach und nach zu treibenden Groove-Monstern aufbauen. Das erreicht der Wahlberliner stets mit hoher Intensität, nicht mit hohem Tempo.
Dieser musikalische Fingerabdruck speist sich zu einem beträchtlichen Teil aus der Sympathie für Hamburg und seine Künstler, ist er der Smallville-Schule doch keineswegs abgeneigt: "Ich war war immer fasziniert vom musikalischen Output Hamburgs, egal in welchem Genre: Früher New Wave und Indierock, Deutschrap aus den Mittneunzigern, Electronica, House und Techno ab 2000. In letzterem Falle war es die lebhafte Mischung aus DJ Koze, Erobique, (...) Lawrence mit Dial und Labels wie Smallville (...).".
Dazu kommt ein gewissermaßen synästhetischer Schreibprozess: "Ich schreibe viel auf. Alles, was mich inspiriert. Wie klingen Wörter, wenn sie ein Track wären?", umreißt er im Groove Magazin seine Herangehensweise an neue Stücke, die er für zahlreiche EPs und sein Debütalbum "Soft Wide Waist Band" (2012) nutzt. Erst sechs Jahre später lässt er den Zweitling folgen: "Upstream Color" erscheint im Herbst 2018 auf Rippertons Tamed Musiq.
Johannes Palukas Musik steckt voller Verweise und Nuancen, trägt aber dennoch eine eigene Handschrift. Das liegt zu einem großen Teil daran, dass ihr Produzent laut Eigenbekundungen ein "hoffnungsloser Melancholiker" ist und sich dessen nicht erwehren kann: "Ich wäre da gerne abgeklärter, aber Emotionen nehmen schon viel Platz bei mir ein."
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