laut.de-Kritik
Ungewohnt leise Töne des Lagwagon-Frontmanns.
Review von Martin Leute"Punk und akustische Musik besitzen eine gewisse Intensität und Integrität. Bezüglich der Dynamik unterscheiden sie sich ... aber hinsichtlich ihrer Echtheit ähneln sie sich."
Recht hat er, der Lagwagon-Frontmann Joey Cape, der in diversen weiteren Combos aktiv ist und nun als Solo-Künstler ins Singer/Songwriter-Genre eintaucht. Dabei wartet er mit fünf Interpretationen von Lagwagon-Stücken und sieben neuen Songs auf.
In aller Schlichtheit präsentiert sich nicht nur das holzschnittartige Coverartwork, ebenso reduziert kommen auch die Songs daher. Die Akustikgitarre führt den Reigen an, hier und da unaufdringlich von einer zweiten Gitarre und weichen Percussions mit Piano- und Synthie-Einschüben ergänzt.
Nichts lenkt jedoch ab von der sympathischen Knödelstimme und den angenehmen Melodien, die sich unspektakulär, manchmal gar lieblich ihren Weg bahnen. Wenn auch weniger vielseitig und atmosphärisch positioniert sich Cape damit lose irgendwo zwischen Künstlern wie Ben Lee, Elliott Smith und Evan Dando.
Mit der dynamisch geschlagenen Akustischen instrumentiert er den Opener "The Ramones Are Dead", der Lagwagon-Track "Errands" gefällt in der Akustikversion mit ebenso feiner Melodielinie und eindringlichem Refrain.
Gezupfte Gitarre und Synthieflächen dominieren das ruhige "Canoe", das mit einer Kinderstimme ausklingt, mit "Memoirs And Landmines" erreicht Cape den höchsten Grad an Melancholie, umschifft aber die Schwermütigkeit mit anhebendem, lieblichem Backgroundchor.
Auch wenn sich manchmal dezente Eintönigkeit breit macht, Songs wie "No Little Pill" oder "Mission Unaccomplished", das großartige "Gun It, No Don't" oder "Who We've Become" und die Tatsache, dass keiner der zwölf Songs qualitativ rapide abfällt, sprechen durchaus für die Anschaffung dieses Albums.
"Home" startet mit der perlenden Akustischen, um schließlich gegen Ende das eigentliche Zuhause Joey Capes zu offenbaren. Kernige E-Gitarren und harte Drums beenden seinen Ausflug ins Liedermacher-Metier und künden von seinen Punkrockwurzeln.
Mit bruchloser Melodieseligkeit ist es nicht Capes Anspruch, das Genre revolutionieren zu wollen. Die Größe von "Bridge" liegt vielmehr in der unprätentiösen Einfachheit und Melodik, mit der Cape eine wärmende Intimität und liebenswerte Unmittelbarkeit schafft.
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