laut.de-Kritik

Ein Blick in den Rückspiegel.

Review von

Die Pop-Stars der 1980er haben sich eingekuschelt. Weitab vom einst alltäglichen Ruhm sammeln sie sich mittlerweile auf Festivals, auf denen sie noch einmal vor Tausenden Menschen auftreten. Während man gemeinsam zusammen schrumpelt und immer mehr einem Duplo ähnelt, schwelgt man in den Erinnerungen an vergangene Zeiten.

Während sich niemand für die neuen Songs interessiert, schmettern Spandau Ballet, Nik Kershaw, Level 42 und all die anderen noch einmal ihre größten Hits. Und während sich die Welt draußen weiter dreht, feiert man die einzige wahre Musik und erfreut sich einfach daran, noch da zu sein.

Die einstige Pop- und New Wave-Ikone Kim Wilde scheint perfekt für dieses Umfeld geschaffen. Ihre wechselhafte Karriere brachte ihr Hits wie "Kids In America", "Cambodia" und "You Keep Me Hanging On" ein, bevor es mit den 1990ern bergab ging.

Nach ihrem enttäuschendem Album "Here Come The Aliens", ließ sich die Landschaftsgärtnerin ganze sieben Jahre für einen Nachfolger Zeit. Einzig zwischen "Now & Forever" (1995) und "Never Say Never" (2006) liegt eine längere Pause.

Mit Name und Cover verspricht sie jedoch bereits viel: "Closer" schließt direkt an ihren letzten großen Album-Erfolg "Close" an, der ihr drei Top Ten-Hits ("You Came", "Never Trust A Stranger", "Four Letter Word") einbrachte und sie ins Vorprogramm von Michael Jackson und David Bowie spülte.

Hinter der Sängerin steht ein ganzes Filialunternehmen. Zu Beginn arbeitete die Tochter des Rock'n'Roll-Sängers Marty Wilde noch mit ihrem Vater und ihrem Bruder Ricky zusammen. Der Vater zog sich zurück, der Bruder blieb. Mittlerweile steht die dritte Generation am Start, Nichte Scarlett Wilde greift in "Hourglass Human" zum Mikro.

Tatsächlich gelingt es Kim Wilde, noch einmal einen Teil der "Close"-Energie einzufangen. Jedoch beschränkt sie sich nicht darauf, pickt noch ein paar vermeintlich aktuelle Einflüsse und solche aus den 80ern hinzu.

Der Opener "Midnight Train" führt ohne große Experimente direkt zurück zu ihrem ersten Album, wird nur von der sich durchziehenden plastikhaften Produktion und dem lahmarschigen, aber dafür sehr lautem Schlagzeug eingebremst. Sieht man über diese Schwächen hinweg, ist das ein 1A Kim Wilde-Song, wie man ihn in dieser Stärke schon lange nicht mehr von ihr hörte.

"Trail Of Destruction" setzt dem guten Eindruck noch einmal eine Schippe drauf, orientiert sich stark an "Close" und speziell "You Came". "Scorpio" orientiert sich zu stark an "Kids In America", erreicht dessen Klasse aber nicht. Spätestes mit dem Midge Ure-Duett "Sorrow Replaced" bricht der gute Anfangseindruck aber zusammen. Während Wilde noch herrlich näselt, als wäre die Zeit stehen geblieben, hat Ures Stimme viel von ihrem Ausdruck verloren.

Mit zunehmender Dauer gehen die Songideen aus. Was übrig bleibt, vergräbt Ricky Wildes überambitionierte Produktion, die jede noch so kleine Stelle zukleistern muss. "Lighthouse", an sich eine schöne kleine Ballade und "Here Come The Aliens"-Überbleibsel, lässt der schwammige Sound kaum Luft zum Atmen. "Love Is Love" klingt wie auf dem Dorffest deines Vertrauens einmal frisch durch den Breakdancer geschüttelt. Erst mit dem gelungenen Yoga-Closer "Savasana", der eben wieder zu Midge Ure und Ultravox’ "Vienna" sowie tiefen Trip Hop-Bässen der 1990er führt, fängt sich Wilde wieder.

Wie viel Spaß die von Grund auf sympathische Kim Wilde an "Closer" beim Eintauchen in ihre Vergangenheit hat, merkt man zu jeder Zeit. Naturgemäß bleiben Innovationen irgendeiner Art jedoch aus, regiert die Nostalgie. Die wenigen Anbiederungen an das, was die Wildes möglicherweise als modernen Sound ansehen, gehen in die Hose. Ihr fünfzehntes Album bleibt ein Blick in den Rückspiegel, der zu Teilen eingängig, oft aber auch verwaschen ausfällt.

Trackliste

  1. 1. Midnight Train
  2. 2. Scorpio
  3. 3. Trail Of Destruction
  4. 4. Sorrow Replaced
  5. 5. Lighthouse
  6. 6. Love Is Love
  7. 7. Rocket To The Moon
  8. 8. Hourglass Human
  9. 9. Stones And Bones
  10. 10. Savasana

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