laut.de-Kritik
Zurück auf der Straße.
Review von Lisa RupprechtWenn der Motor knattert, der aufgedrehte Subwoofer alles im Rückspiegel verschwimmen lässt und aus den Boxen "Teller Penne auf die Schnelle und los" ballert, dann weiß man: Bonez MC ist nicht mehr auf der Suche nach dem nächsten Spotify-Hit, sondern wieder auf der Straße. Gemeinsam mit LX liefert er mit "Dumm Aber Doppelt" eine kurze, knackige EP, die klingt, als wäre sie im Halbschlaf zwischen zwei Tankstellen geschrieben worden. Und das ist durchaus ein Kompliment.
Nach Bonez letzten Alben, die oft nach kalkulierten Sidequests klangen, wirkt das Projekt wie ein spontaner Befreiungsschlag – oder wie ein lauter Burnout in der Tiefgarage. LX, der mit "Dopeboy Dreams" Anfang des Jahres bereits vorgelegt hatte, bringt den rotzigen Unterton, während Bonez die Hooks mit einem Hauch von Dancehall verziert. Das Zusammenspiel klappt erstaunlich gut: zwei MCs, ein Pingpong-Flow und sieben Tracks, die sich anhören, als hätten sie beim Machen einfach richtig Bock gehabt.
Inhaltlich geht es um: Autos, Patte, Steifen, Penne, Bodykits – also alles, was man mit den beiden und einem V8 verbindet. Genau das ist die Essenz dieses Projekts. Es ist gut, dass es keine 17 Tracks geworden sind, aber selbst die knapp 18 Minuten ziehen sich stellenweise. Auch, weil die Songs thematisch fast ausschließlich um Autos, Konsum und Oberflächen kreisen.
Das ist natürlich gewollt und auch unterhaltsam, aber ein zusätzlicher Layer, irgendein Bruch oder Kontrast, hätte dem Ganzen gutgetan. Wenn ich Lust auf stumpfen 187-Sound habe, kann ich mir auch "Palmen aus Plastik" in Dauerschleife geben.
Vier der sieben Tracks wurden von Jambeatz produziert, was man dank knochentrockener Drums, metallischer Sounds, düsterer Basslines sofort merkt. Der 187-Stall liefert hier wieder gewohnt dreckigen Straßen-Sound. Schon der Opener "Hellcat" knallt mit einem NDR-Doku-ausschnitt ins Ohr. "Fuffi im Tank" lässt Gzuz reinschreien und zitiert den Dumm & Dümmer-Abspann: "Jedes Mal, wenn ich denke, dass du unmöglich und auf gar kein'n Fall noch dümmer sein kannst, dann ziehst du so ein Ding ab" Die Mischung aus Witz, Wahnsinn und Wegfahrsperre zieht sich durch die gesamte EP.
"Tankstelle" (feat. Sa4) ist düster, hart und fast schon hypnotisch, der vielleicht stärkste Song der EP. Der Vergleich mit einem Bandscheibenvorfall ist so drüber, dass er schon wieder genial ist. "Selfie Stick (Anthem)" dagegen nimmt sich selbst nicht ernst, liefert aber eine starke Hook und Trash-Vibes mit Ansage. "Barbie & Bodykits" und "Pizza Salami" hingegen leben von Flexerei und Nonsens.
Der ursprünglich angekündigte Song "Sternenhimmel", der ein Sample des gleichnamigen Hits von Hubert Kah enthalten sollte, hat es letztlich nicht auf die EP geschafft. In einem Interview erklärten die Künstler, dass die Freigabe für das Sample nachträglich wieder zurückgezogen wurde. Während viele Fans enttäuscht reagierten, bin ich eher erleichtert. Deutschrap braucht nicht noch ein weiteres Neue-Deutsche-Welle-Sample.
Mit "Dumm Aber Doppelt" führen Bonez und LX die "Dumm"-Reihe konsequent zu Ende. Oder weiter. Oder beides. Vielleicht ist das hier die logische Fortsetzung von "Bissu dumm" und dem Megalodon-Remix, vielleicht auch nur ein Ausflug auf dem Weg zur nächsten Soloplatte. In jedem Fall fühlt sich die EP weniger nach Business und mehr nach Benzin an.
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