laut.de-Biographie
Liun And The Science Fiction Band
Sängerin Lucia Cadotsch und Saxophonist/Synthesizer-Spezialist Wanja Slavin entstammen der Jazz-Szene. Als Liun And The Science Fiction Band landet ihr SciFi-Raumschiff im "Synthpop für die Menschen von übermorgen", wie Musikerkollege Francesco Wilking (Die Höchste Eisenbahn, Tele) sagt. Während die Zürcherin Lucia bereits sieben Alben mit anderen Formationen veröffentlicht hat, taucht auch der Süddeutsche Wanja auf unzähligen Platten diverser Gruppen auf: meist am Altsaxophon, aber auch als Klarinettist, Tenor- oder Sopransaxophonist oder an der Querflöte.
Beim Bandprojekt LIUN + The Science Fiction Band stehen tatsächlich Samples diverser Instrumente von Cello bis Moog-Orgel im Mittelpunkt. Aber auch Andi Haberl und Lukas König am Schlagzeug und Dan Nicholls als Keyboarder tragen zur Klangfülle bei. Dem Debüt "Time Rewind" geht im Frühjahr 2019 die erste Single "Kiddo" voraus. Der Song spielt auf die Frauenfigur Beatrix Kiddo im Film "Pulp Fiction" an.
In den Texten tauchen auch die japanische Animé-Persönlichkeit Princess Mononoke und Foxy Brown auf, eine Selbstjustiz übende Frau im Drogen- und Prostitutions-Milieu, die dem Filmklassiker "Foxy Brown" seinen Namen leiht. Frauenrollen in der Gesellschaft sind das Thema auf "Time Rewind", die CD liefert auch die angemessen wohl überlegten Texte, die Lucia Cadotsch auch bei ihren anderen Bands Speak Low und Schneeweiss und Rosenrot abliefert.
Mit einem halben Bein tänzelt die Platte in der elektronischen Musik, live setzen sie vier Musiker*innen um. "Das ist unser erstes produziertes Pop-Album", meint Lucia, die in Berlin und Kopenhagen in den 2000er Jahren Jazzgesang studiert hat. Zur Entstehungsgeschichte erzählt sie: " Wanja und ich hatten uns in den Brandenburger Wald zurückgezogen, wo er in einem Haus wohnt und ein Studio eingerichtet hat (...) mitten auf einer Lichtung, wo man die ganze Nacht Musik machen kann, mit offenem Fenster. Tagsüber kann man schöne Spaziergänge machen oder an den See fahren. Da haben wir uns über mehrere Monate eine eigene Welt gebaut und ganz viele Filme geschaut, und die Fantastik aus diesen Filmen ist in unsere Musik eingeflossen. Was wir in der Zeit gehört haben, als wir angefangen haben: Invincible und Grimes, aber auch so Sachen wie Ennio Morricone oder Ligeti. Und Frank Ocean war wichtig, The Knife, Death Grips, Robyn, Alfred Schnittke – da gibts auch ein Sample bei uns – also sehr weit. Tyler The Creator und Noname kamen später hinzu. Und The Internet war für mich auch noch wichtig". Die beiden Hauptpersonen hinter dem Projekt spielen sich gegenseitig immer wieder neue Musikentdeckungen vor und setzen so Impulse für die gemeinsame Arbeit.
"Im Herbst 2019 war ich parallel mit meinem Trio Speak Low und mit LIUN + The Science Fiction Band auf Tour"", berichtet Lucia. "Ich bin froh, dass ich beides gleichzeitig machen kann. So hin und her zu springen, tut sowohl mir als auch der Banddynamik gut. Einfach mal mit jenen Freunden und dann wieder mit den anderen abhängen. Früher hatte ich nur eine Band. Da kann man sich auch wahnsinnig verkrampfen: Wenn man so viel auf eines setzt und dann vielleicht nicht so viel passiert, wie man sich erhofft. Seit ich so viele verschiedene Sachen gleichzeitig mache, ist es einfacher, im Flow zu bleiben. Es interessiert mich ja auch sehr viel unterschiedliche Musik. Acht Jahre vor diesem Album habe ich non-stop Little Dragon gehört, die ersten drei Platten. Das war ausschlaggebend dafür, solche Synthie-Beat-Musik machen zu wollen. Ich bin aber mit einer großen Jazz-Sammlung meines Vaters groß geworden. Erik Satie lief auch viel. Als Teenie hab' ich auch alles Mögliche gehört, was im Radio lief, 90er-Pop und R'n'B", erinnert sich die 1984 geborene Lucia.
Mit Sympathie für Backbeat, begeistert sie sich für Tyler The Creators Album "Igor", ihren Favoriten von 2019: "Dieses Album ist für mich eines dieser wenigen Alben, das ich alle paar Jahre mal finde. Es ist voller Lebendigkeit und spricht mich auf sehr vielen Ebenen an. Es steckt voller Details und Stellen, die nur einmal im Song vorkommen. Uund um diese Lieblingsstellen erneut zu finden, muss man alles nochmal hören und entdeckt dabei wieder etwas Neues. Es schafft eine unfassbare Atmosphäre und ist für mich ein großer Antrieb".
Über den deutschsprachigen Raum hinaus leiht Lucia Cadotsch dem Londoner Cello-Hammond-Orgel-Duo Tricko ihres Kollegen Kit Downes ihre Stimme. Langeweile kommt da sicher nicht auf.
Noch keine Kommentare