laut.de-Kritik

Gelungene Zeitreise in die eigene musikalische Vergangenheit.

Review von

2016 erfolgte für Liv Kristine ein großer privater und musikalischer Einschnitt. Sie trennte sich von ihrem damaligen Ehemann und langjährigen musikalischen Partner Alexander Krull und war somit auch nicht mehr für den Gesang bei Leaves' Eyes verantwortlich. Dennoch war die geborene Stavangerin danach nicht untätig. Bei Midnattsol agiert sie an der Seite ihrer Schwester Carmen Elise Espenæs seit 2017 als Sängerin und bei der finnischen Melo-Death-Band Coldbound sowie bei Eluveitie stand sie kurzzeitig auch hinter dem Mikro. Zudem meldete sie sich vor zwei Jahren mit "River Of Diamonds" mit ihrer ersten Soloplatte seit fast zehn Jahren zurück.

Nun erscheint mit "Amor Vincit Omnia", auf Deutsch "Liebe besiegt alles", ihr siebtes Soloalbum. Auf dem setzt sie sich neben der Liebe mit dem Leben an sich und mit der Schönheit der Natur auseinander. "Prelude" leitet mit dunklen Konservenstreichern, dramatischen weiblichen Vocals und einer kurzen Spoken Word-Passage am Ende in das Titelstück über, das mit schweren Death Doom-Sounds, harschen männlichen Growls, die Ehemann Michael Espenæs beisteuert, und himmlischen Gegengesängen Livs zurück zu den musikalischen Ursprüngen der Sängerin geht, aber nicht ganz die Klasse von früher erreicht.

Noch doomiger gestaltet sich "Ode To Life Pristine", das sich instrumental des Öfteren zurücknimmt, um der Stimme der skandinavischen Goth-Metal-Queen mehr Raum zu verleihen. Dabei schwingt mit tiefen Orgeltönen auch ein leichter 70s-Hardrock-Einschlag mit. Auch "12th February" fällt mit Industrial-Drumming, emotionalen Pianosounds und nachdenklichem Gesang nicht unbedingt fröhlicher aus.

Das von rockigen Riffs und sirenenhaften Vocals durchzogene "Angel In Disguise" erinnert an die im Vergleich zur Frühphase etwas melodischeren Theatre Of Tragedy-Sachen auf "Aégis" Ende der 90er-Jahre und zählt sicherlich zu den Highlights der Scheibe. "Hold It With Your Life" gemahnt dagegen mit seinen trippigen Strophen und groovigen Tönen im Refrain an den Bandsound nach der Jahrtausendwende. Etwas geradliniger und klavierlastiger geht es in "Sapphire Heaven" zur Sache, während "Unzip My Love" und "Melange (Whenaddictioncalls)" elektronischer und verspielter daher kommen. Der erstgenannte Track lässt dabei mit seiner Saitenarbeit etwas 70s-Spirit nicht vermissen.

"Tangerines" stellt eine wunderschöne Ballade dar, die zwischen ruhigen, akustischen Klängen und schweren Riffs hin- und herpendelt und von sanften Gesängen durchzogen ist. "When Stillness Speaks", eine Hommage an die Liebe, knüpft musikalisch daran an und schließt das Album auf getragene Weise ab.

Letzten Endes sollte man keine großen Überraschungen erwarten. Eher klingt die Musik wie eine gelungene Zeitreise in die eigene Vergangenheit. Man muss das Gesamtwerk Liv Kristines also schon zu schätzen wissen, um die Platte genießen zu können. Neueinsteiger sollten es dagegen mal mit dem bereits erwähnten "Aégis"-Album versuchen.

Trackliste

  1. 1. Prelude
  2. 2. Amor Vincit Omnia
  3. 3. Ode To Life Pristine
  4. 4. 12th February
  5. 5. Angel In Disguise
  6. 6. Hold It With Your Life
  7. 7. Sapphire Heaven
  8. 8. Unzip My Love
  9. 9. Melange (Whenaddictioncalls)
  10. 10. Tangerines
  11. 11. When Stillness Speaks

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