laut.de-Kritik
Die Kölner Rapper scheitern an ihren eigenen Ansprüchen.
Review von Raphael ChasséLugatti & 9ine sind die derzeitigen Aushängeschilder des Kölner Hip Hops. Durch das beständige Representen der Stadt mit Hätz genießen die beiden Rapper lokal großes Ansehen. Doch auch außerhalb der Stadtmauern ist das Duo mit dem gigantischen Output nicht nur beliebt, sondern auch bestens vernetzt. So releasten die beiden Songs mit BHZ, OG Keemo und ein von Funkvater Frank produziertes Tape.
"Bis Hierher" orientiert sich soundtechnisch weniger an dem 90er Jahre Memphis-Rap vergangener Releases. Mit "Sorgen" und "Selbe Ecken" versuchen sich die Hip Hopper zudem an Post-Punk und Boom-Bap. Bei "Roadman" rappen die Jungs auf einen Trap-Beat mit Gitarrensample unkreative Lines über ihren Drogenkonsum - garniert mit Haus/Maus-Reimen. Unterboten wird dies nur von der corny Pop-Hook sowie der lahmen Bridge von RAPK.
Rap-Stil und Reim-Technik von Lugatti & 9ine bleiben wie gewohnt simpel (Letzteres gerät noch etwas simpler). Dies fällt aber deutlich negativer ins Gewicht als üblich, da sich "Bis Hierher" bemüht, inhaltlich ernster und deeper zu sein. Lugatti kaschiert seine Defizite mit lässiger Art und Charisma, 9ine wiederum fehlen beide Eigenschaften. Lugatti wirkt bis auf wenige Ausnahmen - beispielsweise "Erste/Letzte Mal", hier flowt er passabel - insgesamt etwas unbeholfen. Der zuletzt erwähnte Song ist der beste des Albums - der mit einem japanischen Jazz-Track versehene Memphis-Beat kommt mystisch und versprüht Atmosphäre.
Die größte Stärke der beiden Rapper liegt in ihren Live-Performances. Erst live und vor Crowd entwickeln die meisten Lugatti & 9ine-Songs ihr volles Potenzial. Doch es mangelt hier auch an abgehtauglichen Tracks". Richtige Banger sind rar gesät: "Versager" und der Opener "Heimspiel" dürften die einzigen Tracks sein, die das Publikum dazu bewegen, den Kreis zu öffnen.
Mit "Bis Hierher" haben die sympathischen Jungs ihre Ziele zu hoch gesteckt. Hoffentlich wird das nächste Release wieder bodenständiger und weniger verkrampft.
1 Kommentar
Größte Enttäuschung bis dato für mich dieses Jahr.