laut.de-Biographie
Luke Vibert
In Elektronika-Kreisen geht er problemlos als nahezu nimmermüder Produzent durch. Luke Francis Vibert, das nur der Vollständigkeit halber, ist ein umtriebiger Musiker aus dem wunderschönen, im Westen Englands gelegenen Cornwall. Während er als Luke Vibert eher abstrakten Geschichten und seinem Faible für Acid freien Lauf lässt, dürfte insbesondere das Alias Wagon Christ gerade Freunden experimentell-instrumentalen Hip Hops mit Funk-Einflüssen als auch Anhängern von Ninja Tune mehr als ein Begriff sein. Daneben dient Plug für Viberts Anschauungen von Drum'n'Bass, und auf Rephlex veröffentlicht er als Amen Andrews ravebetonten Jungle bzw. Disco unter dem Namen Kerrier District.
Im Kerrier District, so heißt tatsächlich ein Teil Cornwalls, kommt Vibert 1973 zur Welt und wächst dort auf. Sein Vater ist ein großer Fan von Jimi Hendrix, während Muttern lieber die Beatles und Yves Montand hört. Vibert fängt bereits in jungen Jahren damit an, in verschiedenen Bands (u.a. The Hate Brothers) zu spielen, die sich an den Beastie Boys orientieren. Von Hip Hop allgemein und dem künstlerischen Schaffen eines Prince im Speziellen fühlt er sich besonders inspiriert. Außerdem arbeitet Vibert einige Zeit in einem Plattenladen und lernt so ausgiebig vielerlei Sounds zusätzlich kennen. Ansonsten ist in Cornwall nicht viel geboten.
Ähnlich wie die anderen Mitglieder der so genannten "Cornwall Skool", Richard D. James und Tom Middleton, werkelt Vibert 1989 gemeinsam mit seinem Freund Jeremy Simmonds zuhause mittels Sampler, Drum-Machine, 303 und anderen Gerätschaften an eigenen Stücken. Vom Erfolg und der Kreativität eines Richard D. James mit "Selected Ambient Works Vol. 1" gleichermaßen angespornt wie beeinflusst, überlegt sich Vibert, ebenfalls eine Veröffentlichung eines Teils seiner Tracks zu wagen. Als das Label Rising High wegen einer Ambient-Platte bei ihm anfragt, flunkert er ihnen vor, solche Klänge zu produzieren und überzeugt schließlich die Macher, mit ihm einen Vertrag abschließen.
Vibert erfindet Wagon Christ und 1993 erscheint dort sein erstes Album "Phat Lab Nightmare", im folgenden Jahr bei Rephlex die LP "Wiers" vom gemeinsamen Projekt mit Simmonds. 1995 kommt von Wagon Christ "Throbbing Pouch" heraus; im Zuge des grassierenden Hypes um Trip Hop Mitte der 90er Jahre wird Vibert unfreiwillig in denselben Topf geworfen. Auch in Sachen Drum'n'Bass tritt der Mann auf die Bildfläche – von Plug erscheinen zwei Alben: "1-3" & "Drum'n'Bass For Papa". Nach einem Remix vom Nine Inch Nails-Song "The Perfect Drug" bekommt Plug einen US-Deal bei Trent Reznors Nothing Records angeboten. In den Staaten ist Vibert zusammen mit den Sneaker Pimps und Kumpel Aphex Twin auf Tour.
1998 nimmt der Plattenmulti Virgin Wagon Christ unter seine Fittiche. Ein recht kurzes Vergnügen, denn nach dem Album Tally Ho setzen ihn die Manager wieder vor die Tür. Dafür macht Luke Vibert gemeinsame Sache mit dem Banjo- und Steelgitarristen BJ Cole, das in "Stop The Panic" mündet. In der Zwischenzeit bekommt Vibert mit seiner Lebensgefährtin eine Tochter und lebt in London. Von Ninja Tune erhält Vibert einen Vertrag über fünf Alben, von denen als erstes "Musipal" erscheint. In den folgenden Jahren erscheinen weitere Platten unter seinen Pseudonymen Kerrier District und Amen Andrews sowie als Luke Vibert die mit Acid vollgelaufenen Alben "Yoseph" bei Warp und "Lover's Acid" auf Planet Mu von Mike Paradinas, mit dem Vibert sehr gut befreundet ist. Schließlich darf Luke Vibert ein zweites Mal Vaterfreuden genießen.
Eventuell liegt es daran, dass sich Luke Vibert für die nächste Platte mehr Zeit lässt. Erst zwei Jahre später, nämlich 2007, erscheint "Chicago, Detroit, Redruth" ebenfalls auf Planet Mu. Die Ewigkeit dazwischen kompensiert Vibert, indem er all seinen Pseudonymen Eingang in sein neuestes Werk gewährt.
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