laut.de-Biographie
Machinedrum
Ob Footwork, Juke, IDM, Jungle, Glitch Hop, Wonky, House – wenige haben die Entwicklung der elektronischen Tanzmusik der 2010er Jahre so vorhergesehen wie Travis Stewart (*1982). Schon sein Debütalbum "Triskaideka" unter dem frühen Namen Syndrone antizipiert den Stilclash über eine Dekade später. Und prägt ihn mit Stewarts eigenem Crossover entscheidend mit.
Gebürtig aus North Carolina, lebt der Amerikaner nach Station in New York City heute in Berlin-Kreuzberg. Aus einer musikalischen Familie kommend, macht ihn ein singer-songwritender Cousin mit Polyrhythmen bekannt. In der Highschool-Band bedient er die Marschtrommeln, in einem Afropop-Ensemble die Djembé.
Schließlich beginnt er, mit aussortierter Computerhardware eigene Musik zu produzieren und sich via Internet mit Gleichgesinnten zusammenzuschließen. Ende der 1990er begründet er Machinedrum, vermutlich nach einem berühmten Drum-Synthesizer. 2001, 19 Jahre alt und Tontechnikstudent in Florida, veröffentlicht Stewart via Merck Records die erste reguläre Machinedrum-LP "Now You Know".
Seine Faszination für Polyrhythmen prägt den Sound auch auf allen folgenden Werken. Mit Sequencer, Keyboard, PC und Sampler erschafft er von vertrackten Glitchbeats getriebene elektronische Tanzmusik. Die Ereignisdichte stets auf Anschlag gedreht, begeistert das sowohl das renommierte Drum'n'Bass-Label Planet Mu als auch die Breakbeat-Koryphäen von Ninja Tune.
Nach dem College in New York erhält Machinedrum Produktionsaufträge von Azealia Banks und Theophilus London und zeigt sich überhaupt äußerst umtriebig: Allein zwischen 2001 und 2010 umfasst seine Remix- und Solo-Diskografie mindestens zweieinhalb reguläre Musikkarrieren.
Doch auch im Verbund mit anderen Künstlern hinterlässt er Wegmarken. Sein Projekt Sepalcure (auf Hotflush) mit Praveen Sharma schafft es nicht nur in die Jahresbestliste von Pitchfork, sondern genauso zum Soundtrack-Lieferanten für Darren Aronofskys Drama "Black Swan". Als Sepalcure fokussiert man sich vorrangig darauf, den nächsten Entwicklungsschritt im IDM/Future Garage-Kosmos einzuleiten. Mit Jimmy Edgar bildet Stewart außerdem das Duo Jets.
2013 veröffentlicht Ninja Tune sein bislang zugänglichstes Album "Vapor City". Wieder einmal zeigt der Produzent darauf in Sachen Dramaturgie und Drum Machine-Ekstase einen kreativen Geist, der seiner Zeit um Jahre voraus scheint. Neben der Musikproduktion organisiert Machinedrum jahrelang Partys im New Yorker Cassette Club, bevor er nach Berlin zieht.