laut.de-Biographie
Mase
Mason Durrell Betha aka Mase ist einer der seltsamsten, weil unberechenbarsten Artists im Rapgame. Nach einem mit vierfach Platin ausgezeichneten Debüt beschließt er, noch vor der Veröffentlichung seines Zweitwerks, dem Hip Hop auf Wiedersehen zu sagen, nur um sich fünf Jahre später eines Besseren zu besinnen. Aber der Reihe nach.
Betha kommt am 27. August 1977 im Golferparadies Jacksonville in Florida zur Welt. Im Alter von fünf Jahren zieht er mit der Familie nach Harlem, von wo ihn seine Eltern aber 1990 zurück in den Sunshine State schicken. Sie befürchten, der kleine Bub könnte im Big Apple womöglich auf die schiefe Bahn geraten. 1992 ist er gegen den Widerstand seiner Eltern wieder da und beginnt zaghaft, seine Kumpels in der Highschool Basketball-Mannschaft mit Raps zu unterhalten. Das Talent als Korbjäger bringt ihm ein Stipendium ein, der Sport tritt jedoch gegenüber der Musik immer weiter in den Hintergrund. Wie es sich für ein Harlem-Ghettokid gehört, legt er sich das stilvolle Pseudonym Mase Murder zu und tritt der Rap-Gang Children Of The Corn bei, die sich jedoch nach einem tödlichen Unfall eines ihrer Mitglieder wieder auflöst.
Mase macht solo weiter und beginnt, sich in der New Yorker Hip Hop-Szene einen Namen zu machen. Um auf der Karriereleiter weiter nach oben zu kommen, plant er, die Big Player des Business persönlich anzuquatschen, um diese von seinem Talent zu überzeugen. So reist er eigens nach Atlanta, um Jermaine Dupri (u.a. Usher, TLC, Mariah Carey, Run DMC, Outkast, Nas, Master P) vollzulabern, der dort auf einer Musikmesse weilt. Statt Dupri zu treffen, latscht er aber einem gewissen Sean Combs aka Puff Daddy auf die Füße und führt ihm sogleich sein Können vor. Der Bad Boy-Labelboss ist ob der Chuzpe des jungen Rappers begeistert und nimmt ihn kurzerhand unter Vertrag.
Ein erstes Lebenszeichen des neu gesignten Künstlers ist auf dem Puffy-Remix der 112-Nummer "Only You" zu hören. Combs baut seinen Schützling langsam auf. Immer wieder taucht er als Feature bei Tracks verschiedener Acts auf (u.a. bei Puff Daddys "It's All About The Benjamins" und "Can't Nobody Hold Me Down", Mariah Careys "Honey", Notorious B.I.G.s "Mo' Money, Mo' Problems" oder Busta Rhymes' "The Body Rock". Überall glänzt Mase mit kleinen Einlagen, taucht sogar ab und an in den dazugehörigen Videos auf, was zur Folge hat, dass es keiner großen Marketing-Kampagne bedarf, um den Nachwuchsrapper im Bewusstsein der Hörer zu etablieren - sie kennen ihn bereits. Puff Daddys Talent, seine Rolle in den Medien gewinnbringend einzusetzen, ist bemerkenswert.
So wundert es kaum, dass Mase' Debüt-Album "Harlem World" Ende 1997 gleich auf die Spitzenposition der Billboard Charts schießt. Die Platte ist gespickt mit Guest Appearences einer großen Latte von Gaststars. Busta Rhymes, DMX, 112, Jay-Z, Lil' Kim, The Lox, Jermain Dupri und die Neptunes sind neben Mentor Combs nur die bekanntesten Namen, die sich im Studio die Klinke in die Hand geben. Auch wenn das Album abgeht wie Harry, bleibt die Journaille mit ihrem Urteil zurückhaltend bis ablehnend. Sein gelangweilter Style, der so klingt, als würde Mase jeden Moment ins Reich der Träume wegnicken, ist zwar neuartig, aber nicht wenige attestieren ihm fehlendes Talent. Er droppt faszinierende Schnarchnasen-Lines nach Belieben, und auch der toughste Head ertappt sich irgendwann dabei, wie er stumm die Zeilen mitrappt.
Die negativen Kritiken fechten den Betroffenen nicht im Mindesten an. Schließlich landet er mit "Harlem World" eines der erfolgreichsten Debüt-Alben der Rapgeschichte. Vierfach Platin kann er sich schon nach kurzer Zeit an die Wand nageln. 1998 verbringt er seine Zeit mit weiteren Features auf Tracks von Brandy, erneut Puff Daddy, Cam'ron, Blackstreet und Mya.
Rappt Mase auf "Feels So Good" noch "And I dress with what I was blessed with never been arrested for nothin' domestic", kommt er im April für kurze Zeit ins Kittchen, weil er angeblich einer Prostituierten Avancen auf offener Straße gemacht haben soll, was im aufgeklärten Amerika natürlich unter Strafe steht. Für den empörten Rapper kann das alles natürlich überhaupt nicht sein, denn schließlich ist er hier der Pimp und folgerichtig rennen die Weiber ihm hinterher und nicht andersrum. Gegen Zahlung einer geringen Strafe lässt das Gericht die Anklage aber fallen.
Derweil gibt Mase - gemäß dem Motto seines Entdeckers - dem Nachwuchs eine Chance. Die Formation Harlem World veröffentlicht "The Movement", kann aber außer mit Neptunes-Beats nicht besonders glänzen. Das zweite Album "Double Up" ist gerade fertig, da fährt unerwartet der heilige Geist in ihn. In einem Statement erklärt er im April 1999 seinen kompletten Rückzug aus dem Biz, um zukünftig als Pastor Mason Betha die verlorenen Schafe wieder zu Gott zu führen. Das Buch, dass die Erleuchtung erklärt, ist mittlerweile auch auf Deutsch erschienen. "Vom Popstar zum Prediger. Wie aus Mase Pastor Mason Betha wurde. Eine Offenbarung" so der markante Titel. Der Hip Hop-Saulus wandelt sich zum Paulus, der Gott dienen möchte.
So predigt Pastor Betha in unterschiedlichen Kirchen und bekommt 2001 sogar den Ehrendoktortitel in Theologie vom St. Paul Bible Institute verliehen - er zählt also nicht nur im Hip Hop zu den Senkrechtstartern. Bevor Mase jedoch sein Vorhaben, eine Bibelshow auf MTV zu hosten, in die Tat umsetzt, ist es mit der selbst auferlegten Pause auch schon wieder vorbei.
Im Sommer 2004 erscheint mit dem programmatischen Titel "Welcome Back" nach fünfjähriger Abstinenz wieder ein Album. Anscheinend hat ihm die Auszeit gut getan. Denn sichtlich frisch und mit sich selbst im Reinen präsentiert er sich seinen neuen und alten Fans. 2005 nimmt ihn 50 Cent in sein Label G-Unit Records auf. Mase plant Ende 2007 sein viertes Studioalbum zu veröffentlichen.
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