18. Juni 2018

"I weiß, was i will – und kann es!"

Interview geführt von

Mavi Phoenix ist eine der wenigen Künstlerinnen aus dem deutschprachigen Raum, der eine internationale Karriere bevor steht. Zu Beginn einer Festivalsaison, während der die junge Linzer Rapper/Producer/Singer/Songwriterin durch ganz Europa tingelt, unterhielten wir uns mit ihr in Berlin.

Mavi Phoenix kommt gut rum. Zwei Wochenenden später wird sie auf den Bühnen Rock am Ring/Rock im Park und dem spanischen Primavera Festival gestanden haben, heute sitzt sie im "Disslike"-Sessel von HyperboleTV. Als wir sie dort treffen, erzählt sie, wie sie kürzlich beim Coachella einen Blick auf Beyoncé erhaschte. "Wir saßen in diesen Golfcarts und plötzlich gabs Stau. Keiner durfte mehr weiterfahren, weil Beyoncé mit ihrem Tross zur Bühne fuhr. Und dann ist sie da mit ihrem Cart – natürlich total abgeschirmt – zwischen uns durchgetuckert. Du siehst in diesem Artist-Village wirklich jeden rumlaufen, Justin Bieber und Co. Aber Beyoncé ist trotzdem nochmal ein Level über diesen allen."

Die "Magic Life"-Tour Bilderbuchs spülte Mavi Phoenix 2017 aufs Radar zigtausender Deutscher, Schweizer und Österreicher. Zumindest letztere hatten vermutlich auch vorher bereits von der heute 22-Jährigen gehört. Bei den heimischen Amadeus Awards war sie 2017 in zwei Kategorien nominiert, unter anderem als "Künstlerin des Jahres", und das ohne ein Album in petto. Zwei EPs, diverse Singles und unerschütterlicher Glaube an das, was sie macht, genügten Mavi, um an den Punkt zu kommen, wo sie heute steht: eben auf dem Sprung zur internationalen Bühne. Den strebt sie seit ihrer Jugend an. Es wird spannend, mit welchem Sound sie sich dort behaupten wird. Denn hundertprozentig festgelegt hat sie sich noch nicht. Im Zuge ihrer eher wählerischen Releasepraxis springt sie flexibel zwischen Pop, Trap, Hip Hop und R'n'B hin und her, experimentiert mit Voice-Effekten und erweist sich nicht nur am Mikro, sondern auch als Produzentin versiert. Zeit, Marlene Nader ein bisschen besser kennenzulernen.

Vergangene Woche warst du in Brighton, bald stehen internationale Festivalgigs beim Primavera und Roskilde an. Du hast dich zwar schon immer etwas international aufgestellt – fühlt es sich trotzdem anders als bisher an, wenn man nicht nur digital auf weltweiter Bühne steht, sondern auch in natura?

Schon. Es ist vor allem eine große Bestätigung, wenn du für Primavera, Roskilde, Iceland Airwaves oder das Great Escape in Brighton gebucht wirst. Dorthin wird einfach nicht jeder gebucht. Ich wollte mich immer international positionieren und jetzt, da ich nicht mehr nur in Österreich, Deutschland und der Schweiz gebucht werde, fühlt es sich so an, als hätte ich das geschafft.

Du hattest vor einer Weile überlegt, nach Berlin zu ziehen.

Ja, genau. Nach der Matura.

Warum hast du dich letztlich doch für Wien entschieden und damit dafür, in deiner Heimat Österreich zu bleiben?

Weil ich nur eine Wohnung in Marzahn gefunden hab'. Da wollt' ich nicht hin.

Das war der Grund?

Ja, das war der Grund. (lacht) Naja und zu dieser Zeit haben die Leute in Österreich langsam begonnen, sich für meine Musik zu interessieren. Irgendwie wäre es auch blöd gewesen, dann nach Berlin zu ziehen, wo mich noch keiner auf dem Schirm hatte, während ich in Wien endlich Auftritte bekommen habe.

Fühlst du dich der österreichischen Szene inzwischen zugehörig?

Gezwungenermaßen, weil ich aus Österreich komme und deshalb in den Medien in einem Zug mit anderen österreichischen Künstlern genannt werde. Aber ich hatte die Szene nie wirklich im Blick, bis ich irgendwann gemerkt habe, dass ich voll drinstecke. Eigentlich möchte ich gar nicht dazugehören.

Wieso nicht?

Die Szene ist cool und es gibt super Künstler in Österreich. Aber mir ist das alles etwas zu klein und einfach gedacht, wenn die Leute dann alle so untereinander verbandelt sind. Künstler wie Bilderbuch oder Yung Hurn, die ihr Ding auch international machen und sich trauen, nicht voll zugehörig zu sein und bei jedem österreichischen Festerl mitzumachen, finde ich spannender.

Was dich von den allermeisten Hip Hop/Rap-Akteuren aus Deutschland, Österreich und der Schweiz unterscheidet, ist, dass du deine Songs nicht auf Deutsch, sondern auf Englisch performst. Damit hast du zumindest in unseren Breitengraden ein Alleinstellungsmerkmal. Gab es Momente, in denen du gemerkt hast: "Jetzt wärs doch besser, deutsch unterwegs zu sein"?

Auf jeden Fall. Vor allem als 2016/2017 dieser Cloud Rap-Hype grassierte. Inzwischen lässt der ja wieder nach. Klar dachte ich mir damals: "Eigentlich könnte man jetzt voll auf den Zug aufspringen und lauter Trap machen." Eine ernsthafte Option war das trotzdem nie für mich. Es bestand aber schon immer die Gefahr, dass die Leute das als überheblich auffassen, so nach dem Motto: "Oh, die machts auf Englisch, die will wohl gleich voll berühmt werden." Dabei hat sich das einfach natürlich ergeben. Als ich angefangen hab', war auch schon alles auf Englisch – gebrochenes zwar, eher Denglisch. (lacht) Englisch und Musik gehörte für mich immer zusammen. Wenn du nur englische Musik hörst und dann irgendwann selbst mal einen Song schreiben willst, wirst du nicht plötzlich mit etwas Deutschem ankommen. Deswegen fühlt es sich auch jetzt gut für mich an. Wenn ich im Ausland bin, wo ich meine Ansagen auch auf Englisch durchziehen kann, fühle ich mich gleich noch viel wohler. Das ergibt mehr Sinn.

In anderen Musikrichtungen wird man eher komisch angeschaut, wenn man nicht auf Englisch singt, sondern in der Landessprache. Dass das im Hip Hop/Rap eher umgekehrt ist, hängt natürlich auch mit dessen Entwicklung zusammen, aber warum glaubst du, die Leute fassen das als überheblich auf?

Ich weiß es nicht. Naja, meistens wohl eh nicht. Der Vorwurf lautet halt manchmal, dass man mit Englisch auf ein breiteres Publikum schielt. Aber ich mache auch nicht so richtig Rap-Musik, glaube ich. Für mich ist das auch Pop. Es ist Pop und Hip Hop-Einflüssen und R'n'B und Trap und weiß der Kuckuck. Rap ist halt "real", kommt von unten, du sollst so hundertprozentig bei dir sein. Wenn du das dann nicht in deiner Muttersprache machst... Vielleicht deswegen. Aber in meinem Fall kann ich dazu nur sagen: Es hat sich hundertmal natürlich angefühlt auf Englisch zu schreiben als auf Deutsch.

"Ich dachte immer gaaaanz big!"

Du hast einen sehr Hook-orientierten Style entwickelt. Glaubst du, das hängt damit ein bisschen zusammen? Würdest du lange Geschichten erzählen, wäre die Muttersprache wohl allein schon grammatikalisch einfacher gewesen.

Hooks zu schreiben ist glaube ich eine meiner größten Stärken als Künstlerin. Das mache ich super gern und mir fällt auch immer schön was ein. Auch das ist ein Grund, warum ich mich nicht als Rapperin bezeichnen würde – oder sagen wir: nicht nur als Rapperin. Klar, in einigen Songs bin ich Rapperin und entsprechend auch auf der Bühne. Aber eigentlich fing alles mit Popmusik an. Ich hörte und machte gern Popmusik und schrieb anfangs Singer/Songwriter-Stücke. Rap kam dann erst mit 16 dazu.

Singer/Songwriter? Sprich, Gitarrensongs?

Jaja. Mit 12, 13, 14 habe ich Gitarre gelernt. So kam das dann zustande.

Ich nehme an, du würdest dich dann auch insgesamt eher als Songwriterin bezeichnen oder?

Ja. Auf jeden Fall als Songwriterin, aber trotzdem auch als Singer und als Rapper.

Spielten die Hooks auch bei den ersten Gehversuchen schon eine derart große Rolle?

Eigentlich immer, ja. Ich hatte schon immer sehr genaue Arrangement-Vorstellungen. In jedem meiner Songs gabs eine Hook, die zwei, dreimal auftauchte.

Wann hast du zum ersten Mal gemerkt: "Das ist was, was ich feiern könnte, wenn es jemand veröffentlichen würde"?

Obwohl das zwar keinen Sch... oh, jetzt hätte ich beinahe "Schwanz" gesagt… Obwohl das zwar keine Sau interessiert hat, habe ich relativ bald nachdem ich anfing, auf YouTube und Soundcloud hochzuladen, gemerkt, dass ich das schon kann – dieses "einen Song machen". Ich wusste, dass keiner meiner Freunde sowas macht. Man hätte es halt besser ausproduzieren müssen, aber das Grundgerüst war da. So richtig erkannt, dass das jetzt wirklich etwas ist, was ich machen kann, habe ich allerdings erst vor ein, zwei Jahren. Man weiß ja nie so recht, ob das nun was wird oder nicht. Zumindest hatte ich aber immer das Gefühl, dass das was ich mache, Potenzial hat.

Vor einer Weile hast du in einem Interview erklärt, dein Ziel ist, eine musikalische Ikone zu werden. Gilt das nach wie vor?

Sicher! Wieso mach' ich das denn sonst? Ich bin jetzt Anfang 20. Wenn ich mir anschaue, wie schnell man dazulernt, wie wichtig es ist, mit anderen Leuten zusammenzuarbeiten und wie sehr man selbst und die Songs daran wachsen können, glaube ich durchaus, dass es möglich ist, Musik zu machen, die überdauert.

Bei einer solchen Aussage hattest du wahrscheinlich auch eine Vorstellung davon im Kopf, wie es sein könnte, wenn du dein Ziel einmal erreicht hast oder?

Auf jeden Fall!

Inzwischen bist du ein Weilchen dabei und es geht ja ordentlich voran. Deckt sich die einstige Vision vom Weg damit, wie es wirklich ist?

Ich dachte wirklich immer gaaanz, gaaanz big. Wie es wohl wäre, wenn man richtig famous ist, mit Reichsein und allem, was dazugehört? Jetzt habe ich nicht mehr so viel Zeit, darüber nachzudenken, weil ich viel zu tun habe. Aber früher war ich eine extreme Tagträumerin. (lacht) Ich habe nicht damit gerechnet, dass es so viel Arbeit ist, haha. Aber bei den ersten Träumen war ich ja auch noch echt jung. Jedenfalls ist es nicht mega-glamourös. Gut, teilweise schon, aber das sind dann wirklich seltene Momente, die man total genießen muss – zum Beispiel, wenn du plötzlich mit fettem Ausblick in L.A. sitzt. Dann darf man sich denken: Geil, das ist eigentlich genau das, was ich wollte und jetzt bin ich da. Sowas dauert meistens aber gar nicht lang und schwups sitzt man wieder hier in Berlin und macht Promotage. (lacht)

Wie sah deine Wohnung aus in der Vorstellung?

Ein Penthouse in New York, ein Haus in L.A. und noch eine kleine Farm in Italien. (lacht) Sowas denkt man sich halt mit 12. Aber: We'll see!

Deine erste EP "My Fault" entstand in kompletter Eigenregie. Auch die Beats stammen von dir. Wann hast du entschieden, dass du dir jemanden ins Boot holst?

Das kam gar nicht von mir, sondern von meinem jetzigen Manager. Als wir uns zum ersten Mal trafen, schlug er mir vor, mich mal mit Alex The Flipper zusammenzuhocken. Der kommt auch aus Linz und produziert. Ich ging zu ihm ins Studio, wir haben uns super verstanden. Ich war mir allerdings nicht sicher, ob das musikalisch tatsächlich passen würde. Anfangs fiel es mir echt schwer, Zeug abzugeben. Ich hatte ja immer alles selbst gemacht. Stell dir vor, du malst Bilder und plötzlich kommt einer, der dir sagt: "Mal das nicht blau, sondern rot." Es war extrem schwierig, jemanden so in meine Vision zu integrieren, dass er sie versteht. Schließlich hat es doch super funktioniert und die "Young Prophet"-EP entstand. Dafür haben wir alles zu zweit gemacht.

Damals wie heute ist mir aber sehr wichtig, voll dabei zu sein. Es schickt mir niemand einen Beat, über den ich dann einfach was drüber hau'. Ich komme vom Produzieren, ich stecke da mit drin. Einige Produzenten packen das bei Sessions auch gar nicht, wenn ich plötzlich mal selbst ans Macbook will. Statt immer zu sagen: "Mach mal das, mach das das", kommt von mir eher: "Lass mich hin, ich mach das." Ich weiß eh genau, was ich will, und ich kann es auch machen. Früher habe ich mehr produziert als gesungen. Momentan wandelt sich das etwas, weil ich genug Beats bekomme, sodass ich eigentlich nichts mehr selbst produzieren müsste. Aber ich will halt.

Bei deiner neuen Single "Yellow" hast du nicht mit Alex, sondern mit LUKA a.k.a. RIP Swirl gearbeitet. Wie lief das ab?

Mit LUKA war ich auch vorher schon mal im Studio. Ab da hat er mir immer Beats rüber geschickt, unter anderem den für "Yellow". Daran habe ich tatsächlich fast gar nichts mehr gemacht. Beim Arrangement habe ich natürlich ein bisschen mitgewerkelt und ein bisschen was ausprobiert, aber im Grundgerüst ist das LUKAs Beat. Es gab so viel Spielraum für Vocals darauf, das ging dann echt schnell. Ich hatte sofort eine Hook parat.

Also hast du dich weniger eingemischt als bei Alex?

Alex und ich kennen uns so gut, dass er relativ bald Skizzen durchschickt. Wir sind beste Freunde, da zeigt er halt mal schnell eine Idee und fragt, ob ichs geil finde. Da ist mehr Interaktion. LUKA sitzt halt vorher schon ein bisschen länger dran und macht Feinschliff, bevor ich was kriege.

Könntest du dir auch vorstellen, die nächste EP nur mit ihm zu machen?

Ja, vorstellen könnte ich mir das schon. Aber momentan hab’ ich auch viele andere Demos rumliegen. Teilweise von LUKA, ich glaube vier Songs, teilweise zum Beispiel auch wieder von Alex.

"Yellow" entstand, nachdem eine andere Studio-Session geplatzt ist. Was genau war da geplant?

Das war hier in Berlin und irgendjemand ist glaube ich nicht aufgetaucht. Ehrlich gesagt weiß ich gar nicht mehr, was genau los war. Jedenfalls hab' ich dann LUKA angerufen, ob er stattdessen spontan Zeit hat. Wir kannten uns eh schon gut und dann ist der Track entstanden. Gott sei Dank!

Live spielst du in der Regel mit Alex. Bleibst du ihm treu oder verändert sich auch dieses Setup?

In Berlin habe ich teilweise auch schon mit LUKA gespielt, wenn Alex keine Zeit hatte oder damit er nicht extra herfliegen muss. Aber die Festivals sind schon mit Alex geplant.

"Bilderbuch sagten: Nimm noch einen Drink"

Das erste Mal live erlebt habe ich dich als Bilderbuch-Support...

In der Columbiahalle?

Ja zuerst dort und später nochmal in Wien.

Nach dem Gig in der Columbiahalle war ich total fertig.

Warum das?

Ich hab eh von einigen gehört, dass es total gepasst hat, aber ich war irgendwie total unzufrieden. Maurice (Ernst, Bilderbuch-Sänger; Anm. d. Red.) hat mich danach gefunden und gefragt, was los ist. Ich glaube, ich hab ihn echt vollgeheult. Er war dann so: "Komm, wir reden drüber." Das Berliner Publikum war einfach schwierig, was mich echt verunsichert hat. Ein paar Bilderbuch-Shows habe ich davor ja schon gespielt und es war eigentlich immer geil. Aber dann hörst du: "Heute in Berlin sind fei alle da – der kommt und der kommt und der kommt!" Puh... Und dann liefs nicht so gut wie bei den anderen Gigs. Beides zusammen hat mich fertig gemacht.

Soweit ich mich erinnern kann, haben aber sogar die Mitsingsspielchen ganz gut geklappt.

Ja, das hat mir dann auch jemand erzählt. Aber trotzdem... (lacht)

Glaubst du, mit einer Rockband zu touren gibt dir in der Rap-Welt einen Vorteil im Hinblick auf Live-Performances? Gut, Bilderbuch sind jetzt nicht gerade die klassische Rockband, aber der Ansatz an Konzerte ist doch ein ganz anderer als im Hip Hop.

Dass sie mich mitgenommen haben, hat extrem viel gebracht. Aber das so zu formulieren ist schwierig. Es wächst eine neue Generation heran. Rockband, Hip Hop – ois is ois irgendwie – für mich jedenfalls. Man hat halt Access zu jedem Sample, jeder Musikrichtung.

Kannst du Bestimmtes nennen, was du von Bilderbuch gelernt hast?

Auf jeden Fall, dass man sich live nicht zu arg stressen sollte. Die Jungs sind bis zum Auftritt mega-entspannt. Wenn ich ankam und meinte: "Ich muss in fünf Minuten auf die Bühne!", hieß es: "Ah joo, fünf Minuten ist noch ewig Zeit. Nimm noch einen Drink." Von Bilderbuch lernt man aber auch, dass man trotzdem eine gewisse Perfektion an den Tag legen sollte, hart an den Songs und allem drumherum arbeiten und professionell sein muss.

Ist deiner Meinung nach heutzutage Live- oder Internet-Präsenz wichtiger?

Das kommt drauf an. Bei Bilderbuch ist glaube ich live schon sehr wichtig. Sie sind live wahnsinnig gut und das sollte auch jeder mitbekommen. Aber generell ist Internet wahrscheinlich wichtiger. Wenn du dazu noch eine geile Show hast, umso besser.

Du meintest mal: "Je größer das Publikum, desto gemeiner müssen die Ansagen sein."

Wo hast denn das gefunden? Das hab' ich echt mal gesagt, haha.

Ging das schon mal richtig nach hinten los?

Ja, mal wieder in Berlin. (lacht) Das war so ein Open Air Straßenfestival und viele haben einfach nicht zugehört. Das hat mir gar nicht getaugt und dann wurde ich ziemlich gemein. Irgendwann dachte ich mir dann selbst schon: "Kimm obi, Oida..."

Anderes Thema: Studierst du eigentlich noch Politikwissenschaft?

Ich bin noch inskribiert, hab' aber schon seit einem Jahr keine Kurse mehr belegt.

Du sprichst politische Themen in deinen Texten nicht explizit an, aber versuchst du trotzdem, sie zu gewissem Grad mit einfließen zu lassen?

Ich bin an sich ein sehr politischer Mensch, deshalb wahrscheinlich schon. Doch ehe ich wirklich voll politisch agiere oder eine Message-Bombe raushaue, lasse ich mir lieber noch etwas Zeit. Es wird aber bald ein Song kommen, der recht politisch ist.

Wo beginnt die Verantwortung eines Künstlers, solche Dinge anzusprechen?

In meiner Position ist das glaube ich noch nicht so arg. Wenn man aber ein Mega-Following hat, sieht sie Sache anders aus. Ich finde nicht so wichtig, sich wirklich zu jedem Thema zu äußern. Aber es ist wichtig, zum richtigen Zeitpunkt irgendwo nicht mitzumachen oder aufzuschreien, wenn etwas nicht geht.

Vom Inhalt zur Oberfläche: Deine Videos sind ziemlich auf Style ausgelegt.

Eine gewisse Ästhetik ist mir schon wichtig. Ich schau' schon drauf, ob das jetzt der "richtige" Style ist und alles zusammenpasst für ein gutes Gesamtbild.

Wie groß schätzt du den Anteil des Styles an deinem Erfolg ein?

Nicht groß, glaube ich. Es ist sicher eine Komponente, aber ich fänds arg – oder eigentlich auch ein bisschen witzig –, wenn das wirklich was damit zu tun hätte. Weil ich selbst gar nicht so drauf abfahre oder viel drüber nachdenke.

Ich hab' zwar keine Ahnung von Mode, würde deinen Style aber mal als Mischung aus Glamour und Gammel-Look beschreiben. Und das spiegelt sich auch in der Musik wider, finde ich. Würdest du das so stehen lassen?

Ich würde sagen, es ist weder Glamour noch Gammel, es ist ... weiß nicht. Es ist echt schwierig, wenn Leute mich danach fragen, weil ich mir eigentlich gar nicht so viele Gedanken darüber mache. Ich geh Einkaufen in irgendwelchen Second Hand Shops oder im Internet und hol mir das, was ich cool finde. Ich überleg mir nicht: "Hmmm, wie soll Mavi Phoenix jetzt im Juni ausschauen?" Kann schon sein, dass das jetzt in oder trendy ist, was ich anhabe – aber nicht mal das weiß ich. Ich fühle mich so einfach am wohlsten.

Zum Abschluss ein Zitat (von Die Abenteuer des Huck Finn): "Bilderbuch und Wanda haben es vorgemacht, und schon steht die nächste große Musikhoffnung aus Österreich am Start – Mavi Phoenix – und gilt als die neue Hip Hop- und Electro-Queen des Landes." Was denkst du dir, wenn du sowas hörst?

"Hip Hop- und Electro-Queen" würde ich durchstreichen.

Ich meinte vor allem auf den Wanda/Bilderbuch-Teil bezogen.

Achso, haha. Joa, natürlich fühlt man sich geehrt, mit denen in einer Reihe zu stehen, aber eigentlich denk' ich mir: Oida, das ist so weit voneinander entfernt – wirklich SO weit! Der einzige Faktor ist, dass wir alle aus Österreich kommen. Aber sonst ... joa, weiß net...

Lassen wir so stehen. Hast du momentan eigentlich noch Baustellen abseits Mavi Phoenix' – als Producerin zum Beispiel?

Nee, nur Mavi Phoenix. Gibt eh genug zu tun, haha.

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