laut.de-Biographie
Mungo Jerry
Unüberschaubar die Schar der Pop- und Rock-Musiker, die als One Hit Wonder jahrzehntelang ihr Leben in Revival-Shows fristen und dabei stetig ihre einstigen Chartbreaker wiederkäuen. Doch bei einigen beinhaltet das Gesamt-Output weit mehr künstlerische Klasse, als oberflächlich erkennbar.
Zu jenen zählt der am 21. März 1946 im englischen Ashford geborene Komponist, Gitarrist, Sänger und Bandleader Ray Dorset. Unter dem Namen Mungo Jerry infiziert er sich bereits als Teenager mit Songs von Elvis Presley und Bill Haley mit dem Musik-Virus, und spielt mit verschiedenen Bands unzählige Club-Konzerte.
Bereits in diesen Tagen beginnt er mit der Kultivierung seines Musikstils - dem Skiffle, einer Vermengung von Blues- und Folk-Elementen. Versatzstücke aus Pop und Rock finden gleichfalls Einzug in die Kompositionen des jungen Künstlers. Mit der Band The Good Earth gelingt 1969 die Veröffentlichung des Albums "It's Hard Rock & All That".
Ende der Sechziger beginnt Ray eine Ausbildung zum Elektrotechniker, gleichzeitig wächst seine Popularität als Musiker. Der eigentliche Durchbruch gelingt nach der Band-Umbenennung in Mungo Jerry. Im Mai 1970 erscheint die erste Single "In The Summertime" - und schlägt ein. Aufgrund des Erfolges wirft Mungo Jerry seine Lehre hin. Platz eins der britischen Charts, und begeistert gefeierte Bühnen-Auftritte machen die Band schlagartig nicht nur in England zu Shootingstars.
Die "Summertime"-Single verkauft (bis ins neue Jahrtausend) rund dreißig Millionen Exemplare. Das schlicht nach dem Bandnamen ebenfalls 1970 veöffentlichte Album untermauert den Erfolg. Besondere Reputation erspielt sich die Band allerdings nicht mit den beeindruckenden Charts-Erfolgen, sondern aufgrund ihrer Fähigkeiten als Live-Band. Bei unzähligen Festivals behauptet sich die Formation neben etablierten Acts wie den Moody Blues, Captain Beefheart, die Faces, Jimi Hendrix und Black Sabbath.
1971 stürmt die Single "Lady Rose" die Hitparaden. Völlig überraschend kommt es 1972, vor allem wegen musikalischer Differenzen, zum Split der Erfolgsformation. Doch Dorset stellt mit einigen Gründungsmitgliedern und weiteren Musikern eine neue Band zusammen. Mit "Hello Nadine" entert 1975 eine weitere Single die Charts, die allerdings nicht an frühere Verkaufzahlen anknüpfen kann. In den Folgejahren experimentieren Mungo Jerry mit unterschiedlichen Rock- und auch Elektronik-Sounds, ohne dabei die Skiffle- und Blues-Wurzeln vollends zu verleugnen.
In den Achtzigern betätigt sich Dorset mit Erfolg als Produzent für andere Künstler. Seine Komposition "Feels Like I'm In Love" feiert in der Disco-Interpretation von Kelly Marie europaweite Erfolge. Doch die Idee Mungo Jerry stirbt nicht. Ray veröffentlicht unter verschiedenen Namen wie Mungo Jerry Bluesband weiterhin stilistisch unterschiedlich angelegte Alben. Das 2011 veröffentlichte "Cool Jesus" besinnt sich musikalisch stark auf die Anfänge der Band.
In erster Linie steht Mungo Jerry für handgemachte Sounds, die geschickt Elemente aus Pop, Rock und Blues mit Skiffle und Country verbindet. Die eingängig, aber nicht oberflächlich konzipierten Songs erhalten besonders aufgrund Dorsets Stimme und seinem Mundharmonika-Spiel den unverwechselbare Mungo Jerry-Sound.
Immer wieder gerne gebuchter und gesehener Live-Gast in Deutschland, reißt die Verbindung des Mannes mit der Zahnlücke zu seiner Fanbase nicht ab. Speziell und aus der Zeit gefallen, aber sehr gut gespielt und perfekt abgemischt, legt Ray Dorset sein Spätwerk "Xstreme" im Spätsommer 2019 vor.
Darauf entblättert er eine reizvolle Stilpalette. "Flying On The Gravy Train" ist ein mittelschneller und langer Classic Rock-Tune mit ekstatischer E-Gitarre. "Messing Around" überrascht als Reminiszenz an die Skiffle-Welle, aus der die Band Mungo Jerry stammt.
"Stray Dog" gibt als psychedelisches Brett einen Eindruck von dieser Sorte Musik, wie auch Procol Harum und eine ganze Szene sie damals machten, als Mungo Jerry vor allem auf Bubblegum-Pop setzten. Klassischer Rock'n'Roll ertönt in "Got To Have A Plan" und mit Mundharmonika im Dylan-Stil im Song "Come To The Party".
Bluesige Parts erklingen in "10 Foot Bank Roll" und "Hard Working Stranger", bevor der XL-Song "The Wind Is Blowing" eine neue Seite an Mister Mungo Jerry, den röhrenden Klagegesang des Bluesrock in monumentalem Balladenkontext entfaltet. Ray Dorset sprüht noch vor Elan, und sein Songmaterial ist 1A. "Xstreme" zeigt, dass seine Stimme sich erstaunlich gut gehalten hat und man dem Manne Unrecht antäte, würde man ihn in der "In The Summertime"-Schublade versenken.
Im Frühling 2022 schreibt Frontmann Dorset eine Wohlfühl-Hymne für den Christopher Street Day: "I Am Happy To Be How I Am" lautet der Empowerment-Titel. Immer wieder mal sorgen Mungo Jerry mit TV-Auftritten dafür, dass sie in Erinnerung bleiben. Dass Dorsets Sohn Influencer ist, trifft sich im Falle eines gealterten Pop-Stars hervorragend ist. Die beiden implementieren auf der Insta-Seite von Mungo Jerry eine Umfrage, welche Songs die Band mal covern soll. Dabei kann man jede Woche ein Votum abgeben, es stehen zahllose Raritäten zur Auswahl. Die Resultate der Umfrage sollen irgendwann in ein Album einfließen.
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