Zwei Hochzeiten und eine Garderobenfehlfunktion? Britney und Janet regierten vielleicht die Schlagzeilen, die Platten des Jahres lieferten jedoch andere.
Konstanz (laut) - 2004 begann mit einer guten Nachricht: Britney Spears hat geheiratet! Am 3. Januar gaben sie und ihr Freund aus Kindertagen, Jason Alexander, sich das Ja-Wort. Von den einander versprochenen guten und schlechten Tagen schaffte das Pärchen jedoch noch nicht einmal drei: 55 Stunden später lag dieser Bund fürs Leben schon wieder in Trümmern. Als weit langlebiger als die Spears'sche Ehe erwies sich manches Album aus besagtem Jahr. Gewohnt liebevoll haben wir derer zwanzig ausgewählt, um ihr Jubiläum zu zelebrieren:
Klar, dass damals noch jede Menge mehr bemerkenswerte Platten erschienen sind. Das Format zwingt uns ja aber dazu, eine Auswahl zu treffen. Das haben wir selbstverständlich auch fürs Radioprogramm getan, allerdings haben wir dort viiieeel mehr Platz, weswegen laut.fm/bestof2004 einen detailierteren Eindruck davon vermittelt, wie es geklungen hat, dieses 2004. Nämlich so:
... und sonst so?
Daniel Küblböck litt im Dschungelcamp, Ozzy erholte sich von einem Sturz vom Motorrad, Madonna erhielt Morddrohungen, Azad und Sido hauten sich gegenseitig aufs Maul, Dimebag Darrell starb, die Football-guckende Nation trieb der Anblick von Janet Jacksons blanker Brust zu Schnappatmung: Das alles und noch viel mehr musste man damals noch ganz ohne die Hilfe von Social Media herausfinden. Manch eine*r kann sich das heute gar nicht mehr vorstellen. Tatsächlich liegt es gerade einmal zwei Jahrzehnte zurück, dass Mark Zuckerberg Facebook startete. Zu welcher Datenkrake sich sein Studi-Netzwerk auswachsen sollte, dürfte er sich in seinen größenwahnsinnigsten Träumen nicht ausgemalt haben.
Während in Deutschland die Menschen zu Tausenden gegen die Hartz-IV-Gesetze auf die Straßen gingen, protestierten die Massen in den USA gegen die Politik von George W. Bush. Als Präsident wiedergewählt haben sie ihn trotzdem, da waren wir hierzulande mit dem frisch zum Bundespräsidenten gekrönten Horst Köhler noch vergleichsweise gut bedient.
Die Ukraine beherrschte schon 2004 die Schlagzeilen, damals jedoch weit weniger blutig als heute: Die Orangene Revolution, die immerhin zur Wiederholung einer Wahl führte, forderte damals tatsächlich kein einziges Menschenleben. Ob Ruslanas Sieg beim ESC mit der politischen Lage in ihrem Heimatland zusammenhing? Wir werden wahrscheinlich nicht mehr dahinterkommen.
Das Jahr der Innovation?
Bundeskanzler Schröder pries 2004 als "Jahr der Innovation". Schön wäre gewesen, wenn wir mit diesem Neuerungspotenzial irgendetwas angestellt hätten: Nach dem wärmsten Oktober, der seit 125 Jahren in Deutschland gemessen worden ist, ging zwar der einen oder dem anderen auf, dass es diesen menschengemachten Klimawandel vielleicht doch geben könnte. Passiert ist dann ... erstmal nix. Genau wie am Ground Zero: Dort wurde 2004 zwar ein Grundstein gelegt. Der tatsächliche Baubeginn für das neue One World Trade Center erfolgte jedoch erst zwei Jahre später.
Britney stand übrigens im September schon wieder vor dem Traualtar, diesmal mit Tänzer Kevin Federline. Auch dieser Bund hielt nicht fürs Leben, er hielt auch keine zwanzig Jahre, sondern mit Müh und Not zwei: 2006 reichte die Popsängerin infolge "unüberbrückbarer Differenzen" die Scheidung ein. Och.
35 Kommentare mit 49 Antworten, davon 27 auf Unterseiten
Najaaa.
Klar kann man bei 20 Alben aus einem Jahr nicht alles berücksichtigen aber es fehlen schon echt zu viele der offensichtlich besten Alben des Jahres, zum Beispiel:
"Is A Real Boy", "Leviathan", "Futures", "Panopticon", "Infinity Land" und "Summer in Abaddon".
Isis - Panopticon
.
.
.
Head Automatica - Decadance
Biffy Clyro - Infinity Land
The Faint - Wet from birth
Aereogramme - Seclusion
Converge - You Fail Me
Minús - Halldor Laxness
The Dillinger Escape Plan - Miss Machine
Pelican - The fire in our throats will reckon the thaw
Mastodon - Leviathan
Amplifier - Amplifier
65daysofstatic - The Fall Of Math
Devotchka - How it ends
Archive - Noise
!!! - Louden Up Now
Sonic Youth - Sonic Nurse
Neurosis - The Eye of every Storm
Crisis - Like sheep led to slaughter
The Blood Brothers - Crimes
The Ocean - Fluxion
Beatsteaks - Smack Smash
Kasabian - Kasabian
Nils Petter Molvær - Streamer
Kaada & Patton - Romances
Björk - Medúlla
Mahala Rai Banda - Mahala Rai Banda
Cult of Luna - Salvation
Senser - Schematic
Old Man Gloom - Christmas
Baroness - 1st (EP)
Feist - Let it die
Tom Waits - Real Gone
Clutch - Blast Tyrant
Beastie Boys - To the 5 boroughs
N.E.R.D. - Fly or die
Danger Mouse - The Grey Album
Handsome Boy Modelling School - White People
Walls of Jericho - All hail the Dead
Studio Braun - Ein Kessel Braunes
...
In solchen Killer-Jahrgängen solltet ihr lieber einen Anspruch auf Vollständigkeit anlegen, eure Auswahl wirkt - trotz Polly - bestenfalls zufällig ausgelost.
Slipknot - Vol. 3
Stimmt, die hab ich anno 2004 definitiv gepumpt, ist aber physisch nicht im Regal?
Das Amplifier-Debut habe ich glatt vergessen, das zerberstet nach wie vor alles!
Ja, das ist wirklich gut!
... ich hab noch die APC - eMOTIVe vergessen, aus Gründen :^)
Ja, die gehört bei mir ebenfalls zu den bewussten Auslassungen...
Kollege burn, ich möchte mal fragen:
Hast Du...
A) ...all diese Tonträger tatsächlich in riesigen Regalen und diese wiederum nach Jahrgängen sortiert?
B) ...deine Plattensammlung entsprechend katalogisiert?
C) ...das alles etwa wirklich im Kopf?
D) ...einen anderen Trick, bei solchen Gelegenheiten immer sofort deine persönliche Jahresliste rauszuhauen (welchen?)
Schön, dass du Amplifier hochhälts. Leider haben sie nach dem huffnungsvollen Durose Einstieg nicht mehr wirklich weitergemacht.
Aber das Debut bleibt weiterhin top und hat mit Motorhead wohl einen der besten Opener überhaupt.
Ja, Amplifier... Wahrscheinlich gefällt mir Airborne noch ein Quäntchen mehr als Motorhead, aber trve, als Opener ist Motorhead geradezu monströs. Wahr aber leider eben auch, dass das Debüt wohl auf immer unerreicht bleibt - trotz Durose. Traurig irgendwie, gerade auch, da ich mit Empire State Bastard einfach nicht warm werde.
@Kollege Duri:
Mischung aus
A/B) akribischer, aber eben nicht perfekter Katalogisierung meiner Tonträgerbestände inner- und außerhalb der Wohnung. Ja, die sind überall, wo sie lagern, chronologisch sortiert.
E) Log meiner lokalen Festplatten, auf das ich aber eher ungern zugreife, da es nicht (nur) die (eigene) physische Sammlung in digitaler Form listet, nicht mit zwei Klicks dazu zu bringen ist, eben dies zu tun und v.a. nicht alle Dateien durchgängig von mir selbst getaggt wurden, was sich insbesondere in häufiger fehlenden oder falschen VÖ-Tags niederschlägt.
I'm smelling OCD... and I'm loving it!
Ja, wobei ich Mystoria halt nach mehreren eher schwächeren Alben wirklich wieder sehr stark fand. Der Nachfolger (der hier für mich immer noch unverständlich ne 5er Bewertung abgeräumt hat), konnte da mmn überhaupt nicht anknüpfen. Mehrfach versucht. Finde ich ziemlich langweilig und abseits der Stärken der Band. Immerhin war diese Mini-Manchester Szene ne schöne, wenn auch kurze Episode.
Shoutouts noch an Blast Tyrant, die schon einfach beste Clutch Platte und natürlich für die Außenseiternennung von "Ein Kessel Braunes"
The Octopus hatte schon auch seine Momente, war aber natürlich viel zu aufgeblasen.
Ich würde für 2004 noch All We Need Is Silence von Slut ins Rennen schicken. Vermutlich nicht ihr beliebtestes Album, aber hat schon ein paar starke Songs.
Nett da die Noise drin zu sehen. Wird ja ungerne auf ein Placebo-Cover und darauf, nicht "You all look the same to me" zu sein, aber bei Licht betrachtet ist da echt schönes Zeug drauf.
The Arcade Fire - Funeral
10/10
Das zweite Album der Arcade Fire zeigte, dass hier was Großes wächst. Schade, was aus der Band geworden ist.
Moudest Mouse - Good news for people who love bad news
10/10
Bury me with it!
The Libertines - The Libertines
8,5/10
Die beste "The" Band.
Vorgänger besser.
Pete stabil einer der besten englischen Poeten der letzten 30 Jahre. "Fuck forever!"
Joanna Newsom - The milk-eyed mender
10/10
Die Göttin beginnt. Naiv, quitschig, schrill, amerikanisch, wunderbar.
Franz Ferdinand - Franz Ferdinand
8/10
Kann man einfach nicht hassen. Hat "damals" unfassbar viel Spaß gemacht.
Allah, 20 Jahre!
Seachange - Lay of the land
9/10
"I love your tornado eyes
Burn like a comet across the skies
Trail-blaze through the city tonight
Heading straight for nowhere to fade and die."
Angehört, weil der grundgute Wigger das Album damals so gelobt hat. Leider neulich verstorben.
Grandioses Post-Punk Album.
https://www.youtube.com/watch?v=WJRraQvyIIs
Sufjan Stevens - Seven Swans
9/10
"Kein Multiinstrumentalist, ein verfluchtes Orchester!"
O-Ton Daniel Fromm
Mh bei Post-Punk war da in dem Jahr glaub auch noch sowas, so mit dunklen Anzügen, New York City und Antiquitäten.
Amplifier habe ich btw vom grundguten molti gezeigt bekommen, danke nm dafür, Genosse
"Tom Waits - Real Gone"
Ganz klar eines meiner liebsten Waits Alben. Einfach weill es so herrlich over the top rumpelig ist.
Also wenn Antics gemeint und das nicht wieder so ein dschätt-Insider ist, bei dem der Otto-Normal-Nutzer nicht durchblickt, ist das mit den Antiquitäten aber seeehr frei übersetzt @molti
Er wird wohl Interpol meinen.
Die sind natürlich gut, gehören aber nicht zu meinen Lieblingsbands. Keine Ahnung, warum nicht.
Vermutlich kickt mich DerFreund gleich dafür aussem Tschätt....
@Para
Hab versucht, mich auf die de facto 2004 gepumpten Tonträger zu beschränken. Ich gebe zu, dass es mich bei "Funeral" gejuckt hat - aber Arcade Fire fanden halt erst mit "Neon Bible" wirklich bei mir statt.
Schändlicherweise gilt dasselbe für Modest Mouse und "We were dead before the ship even sank". Beide Vorgänger inzwischen nachgekauft und aufgearbeitet, spielte aber 2004 echt noch keine Rolle in meinem Portfolio.
Und mit Interpol mach ich das Triple voll, die waren hier 2004 echt nur unter "ferner liefen" und drei Jahre später mit "Our Love To Admire" und dem absoluten Über-Opener "Pioneer to the falls" dann plötzlich unersetzlich.
@Gleepi
Same. Wahrscheinlich mein liebstes gleich nach dem unfassbar guten 80er-Double mit Marc Ribot an der Gitarre (Rain Dogs / Franks Wild Years) und der 92er "Bone Machine"
@ntrlyi
Es hat "Fuck U". Wuffsaid.
Schon vieel besser, entsprechend fällt mir (natürlich auch dank Soulis Vorarbeit) ergänzend ein
Für mich noch wichtig:
Funeral(!), You Are The Querry, Self und BRP 56
*"weniger" nach "entsprechend" dazudenken bitte
05 wird ja genauso stark. da kommen einige schöne releases
2004 noch die armed lov von der noise conspiracy
True, aber 06 war noch besser
Das speedi-Gedächtnissmiley :^) :^( traurig schön zu lesen
Type to pay respect. ♥
@Kubi, du musst mal wieder mehr aktuelle Musik hören, dann liest man dich nicht nur in den Nostalgie-Threads
Ja , das war auch der dringende Plan, nachdem ich zum Jahreswechsel mit Entsetzen festgestellt hab, wie wenig neues '23 den Weg über mein' Radar gefunden hat Da hab ich mich aber wenigstens damit rausreden können, dass ich wegen äußeren Einflüssen einfach viel weniger Zeit und Muße zum Hören gehabt habe. Mittlerweile bin ich da eigentlich wieder wesentlich freier, vll. steckt also doch eher meine ureigene Ignoranz (und Langsamkeit) dahinter Mal sehen, ob ich das mittwlfristig wieder gedreht bekomme, versprechen will ichs diesmal aber nicht...
Als Spätgeborener hab ich diese Zeit vor allem nachgehört und dementsprechend wenig beizutragen. Was mir aber auffällt, ist dass die mittleren Nullen auch für Amirap ne echt beschissene Zeit waren, vor allem was die Beats angeht. Abseits des nicht mehr taufrischen Kanye oder Dre Sounds klang das bisweilen echt gruselig und mir fallen auch wenig Klassiker aus dieser Zeit ein. Das wurde echt erst in den 10ern wieder richtig, richtig gut.
Und Smack Smash? Wo ist Smack Smash?!
Ich hab mich daran erinner können: https://youtu.be/MU0m7hF9MFw
In meiner verkackten Liste, aber dafür müsste mensch sich halt über seine Knechtschaft der Klicks erheben und neben der Dauereigenwerbesendung auch mal wieder innerlich auf Empfangsmodus umschalten können.
@martl: Schleichwerbung zukünftig einstellen, mmh? Danke.
Den könnt's wirklich mal langsam löschen, den martl.
Mir fällt gerade auf, dass "Hot Fuss" von den Killers auch 2004 erschienen ist, das hat hier noch niemand genannt oder?
Alleine dieser Anfangsfünfer reißt alles ab! Was für ein Flex, so seine Karriere zu eröffnen.
^
Bis auf besagten Opener und die Singles aus heutiger Sicht leider ziemlich egal. Bin über das Loadusertum eines Freundes damals aber an einen anderen, roheren Mix der Platte geraten und höre den - wenn überhaupt - heutzutage lieber als das glatt gebügelte Original, trotz leichter Einbußen der Soundqualität. Vor allem der Basser darf hier und da deutlich wilder ausbrechen als auf dem Retail-Mix.
Interessant, nach dem Mix muss ich mal suchen, youtube vielleicht?
Das Album ist zwar nicht konstant top und fällt in der zweiten Hälfte ab aber alleine schon so fünf Knüller am Anfang zu kredenzen ist schon ein Statement und beispielsweise auch das Bloc Party oder Franz Ferdinand Debut waren ja vor allem aufgrund der Überhits in aller Munde und imo weniger aufgrund der Konstanz über die gesamte Albumlänge hinweg.