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Jonas Engelmann - "Gesellschaftstanz"

Worum gehts?

Bei "Gesellschaftstanz" handelt es sich um eine Sammlung bereits in anderen Kontexten veröffentlichter Texte. Sie erschienen in den Jahren von 2012 bis 2024 in so unterschiedlichen Publikationen wie Musikexpress, Jungle World oder dem Kompendium "These Girls". Den kleinsten gemeinsamen Nenner benennt der Untertitel: Es geht um "Klangverhältnisse und Außenseiter-Sounds". Mal werden einzelne, eher mehr als weniger verschrobene Künstler*innen porträtiert, mal ganze Strömungen. Ein Artikel beleuchtet Punk in L.A., ein anderer migrantische Stimmen im deutschen Hip Hop, der nächste gratwandert zwischen Country und traditionellem Judentum, wieder ein anderer spürt der Rolle von Plastik in der Popkultur nach.

Die thematische Bandbreite auf diesen gerade einmal 120 Seiten ist absurd. In der Unberechenbarkeit liegen zugleich Stärke und Schwäche dieses Buchs: Man muss die Texte fast zwangsläufig unterschiedlich ansprechend finden. Zugleich schubsen sie eine*n unvermittelt in Kaninchenbauten, wo man mit der Nase auf Dinge stößt, über die man noch nie nachgedacht oder von denen man im Leben nicht erwartet hätte, dass man sie interessant finden könnte. Jetzt geht hin und lernt. Wer June Tyson war, zum Beispiel, Moishe Moser oder Kinky Friedman.

Wer hats geschrieben?

Jonas Engelmann, Jahrgang 1978, ist studierter Literatur- und Politikwissenschaftler und Philosoph. Er ist nachgewiesenermaßen Experte für Comics und Graphic Novels und beschäftigt sich seit ... ach, eigentlich schon, so lange ich denken kann, mit kulturellen und subkulturellen Phänomenen. Er schreibt für Magazine und Zeitungen von Missy Magazine bis taz und gehört seit 2006 zu den Herausgebern der Anthologie "testcard", die zuletzt - sehr unerfreulich - Rechtspop zum Thema hatte.

Wer solls lesen?

Alle, die denken, ihnen sei in der Popkultur schon alles begegnet, und nichts könne sie mehr verblüffen. Dieses Buch wettet dagegen, und an irgendeiner Stelle gewinnt es immer.

Das beste Zitat:

"Seltsam, dass in den Debatten der letzten Jahre um Copyright und die Verwertungsrechte von Musik noch niemand Bezug auf Woody Guthrie genommen hat, dessen entspannter Umgang mit dem eigenen Werk in einem seiner Songbooks vermerkt ist: 'Dieser Song ist mit dem US-Copyright # 154085 für 28 Jahre geschützt, und wer damit erwischt wird, ihn ohne Erlaubnis zu singen, wird ein ganz großer Freund von uns sein, weil wir einen feuchten Furz drauf geben. Schreibt es, singt es, swingt es, jodelt es.Wir haben es geschrieben, das ist alles, was wir machen wollten.'"

Wertung: 3/5

Text von Dani Fromm

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Jonas Engelmann - "Gesellschaftstanz"*

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