Der Roadie mit der Kamera: Hince folgte Freddie Mercury und Co. bis zur letzten Tournee 1986 auf Schritt und Tritt.

Konstanz (mis) - Der Titel mag einfallslos klingen, beschreibt die Sachlage aber sehr genau: Peter Hince arbeitete elf Jahre lang an der Seite von Queen. Interessanterweise aber nicht als befreundeter Fotograf, sondern als Roadie und später als Chef der Roadcrew. Er kam daher an Orte, die für herkömmliche Fotografen auf einer Tournee tabu sind. Von 1975 bis zur letzten "Magic"-Tour 1986 reist Hince mit der Band um die Welt, als Teil des Inner Circles. Kennengelernt hatte er die vier Musiker bereits 1973.

Vorliegender Bildband "Queen Hautnah" (Hannibal, gebunden, deutsch, 256 Seiten, 30 Euro) macht seinem Titel daher alle Ehre. Die hochformatige Version erschien zuvor bereits auf englisch, auch eine Taschenbuchversion gelangte schon vor Jahren unter dem sinnigen Titel "Queen Unseen" in den Handel. Hince darf sich freuen: Die Popularität der Band ist ungebrochen, Fotos und Anekdoten entsprechend gefragt. Denn Hince sorgte damals nicht nur dafür, dass Freddie Mercury und Co. alle Annehmlichkeiten bekamen, die sie unterwegs benötigten. Er packte auch regelmäßig seine Kamera aus.

Prügelknabe und Psychotherapeut

Das Buch lockt mit zahlreichen unveröffentlichten Schnappschüssen sowie Variationen teilweise bekannter Fotos. Er selbst ist auf einem Crew-Ausweis der "Night At The Opera"-Tour zu sehen, im vorgeschriebenen Outfit seines beruflichen Umfelds: Lange Haare und Zigarette im Mund. Und alleine die massive Aufkleberwand seines Reisekoffers erzählt von einer magischen Zeit des Rock'n'Roll und wilden Klassenfahrten: Uriah Heep, Elton John, Bad Company, Hotel Epoque, Parkhotel Frankfurt.

Hince war Teil des Musikgeschäfts in einer Zeit, "in der Gesundheit, Sicherheit, Verträge und Anstellungsverhältnisse eine untergeordnete Rolle spielten", wie er in seinen Notizen zu den Fotos klarstellt. Als Roadie sei er "eine Mischung aus Sherpa, Elektriker, Prügelknabe, Psychotherapeut und Gedankenleser" gewesen. Zu erzählen hat Hince daher einiges, natürlich stets jugendfrei und mit der stolzgeschwellten Brust eines Beobachters, der Musikgeschichte unmittelbar erlebte.

München, Japan, Live Aid

Wie etwa den Tag, als er die Band kennenlernte. Und wir erfahren, dass an eben dieser Stelle in London, an der er erstmals Mercury 1973 begegnete, heute ein Supermarkt steht, in dem er absurderweise noch regelmäßig einkauft: "An jener Stelle befindet sich heute die Tiefkühlabteilung, obwohl es Freddie wohl besser gefiele, wenn dort feine Weine oder Schampus feilgeboten würden."

Natürlich war Hince auch der erste, der Mercury 1980 während der Arbeit am Album "The Game" in den Münchner Musicland Studios mit dem neuen Schnauzbart sieht und fotografisch in Szene setzt. Auch das Foto, auf dem Freddie eine Augustiner-Flasche hält, besitzt Seltenheitswert. Von den Auftritten in Japan und Südamerika findet sich auch noch der ein oder andere seltene Shot. Einige Anekdoten sind bekannt, viele nostalgietrunken ausgeschmückt, dienen letztlich aber nur als Begleitinfos zu vielen imposanten Bildern.

Über den moralisch fragwürdigen Trip der Band nach Südafrika und ihre Shows für das dortige Apartheidregime erfahren wir zum Beispiel nichts, dafür umso mehr über Live Aid: "Kein einziger Song von John Deacon kam zum Zug, was seltsam war, weil er unter anderem den größten Hit der Band geschrieben hatte. Aber John machte nur selten Stunk."

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