laut.de-Kritik

The Show Must Go On.

Review von

"Bohemian Rhapsody" ist ein Hit. Der legendäre Queen-Song aus dem legendären Album "A Night At The Opera" von 1975, ist im Dezember 2018 der meistgestreamte Song des 20. Jahrhunderts - vor "Smells Like Teen Spirit" von Nirvana und "Sweet Child O' Mine" von Guns N' Roses. Ein sechs Minuten langer Monster-Song, den eine nachgewachsene Rock-Generation 1992 kurz nach Freddie Mercurys Tod mit dem Film "Wayne's World" neu entdeckte.

Heute wird Freddie Mercury immer noch vergöttert, während an "Wayne's World" der Zahn der Zeit doch erheblich nagte. Dem Song "Bohemian Rhapsody" konnte das jedoch nichts anhaben, er ist nach wie vor ein legendärer Hit und Queen heute noch bekannter als 1992 (wachsende Weltbevölkerung und so). Zumindest geben sich die Nachlassverwalter Brian May (Gitarre) und Roger Taylor (Drums) seit 27 Jahren alle erdenkliche Mühe, das Erbe ihrer Band mit Neu-, pardon, Wiederveröffentlichungen, aber auch neuen Bandbesetzungen für Tourneen fortzuführen. Seit dem posthumen Queen-Album "Made In Heaven" von 1995, das Songs mit den zuletzt aufgezeichneten Tonspuren von Mercurys Stimme enthielt, verweigert Bassist John Deacon beneidenswert konsequent jegliche Teilnahme an allen von Nostalgie und/oder Cashflow befeuerten Unternehmungen seiner Kollegen unter dem Banner Queen.

Sogar bei "Bohemian Rhapsody", dem Film, hielt Deacon die Füße still (was eventuell den ein oder anderen Film-Gag auf seine Kosten erklärt). Mit dem Biopic verbucht der greise Rock-Zweitakter May/Taylor nun den bislang größten Erfolg ohne Deacon und Mercury: Die Verfilmung mit Rami Malek als Freddie ist sechs Wochen nach Kinostart der erfolgreichste Musik-Film aller Zeiten. 600 Millionen US-Dollar hat der Film weltweit eingespielt (Stand Dezember 2018) und überholte in Amerika den bisherigen Spitzenreiter "Straight Outta Compton" (2016) sowie Musicals wie "The Greatest Showman" (2017) und "Mamma Mia!" (2008). Und die Oscar-Verleihung steht auch schon vor der Tür.

Mit ihrem scheinbar unstillbaren Verwertungsdrang der alten Zeiten ziehen die Herren May und Taylor seit Jahren Unmut auf sich. Sicherlich könnten sie sich wie Bassist Deacon auch einfach aufs Sofa legen und an früher denken, aber wäre man als Queen-Fan dann nicht um einige Schmankerl wie die "News Of The World"-Megabox oder den Budapest '85-Auftritt ärmer? Und machen es Led Zeppelin, Black Sabbath und all die anderen 70s-Heroes zur Freude neuer Fan-Generationen nicht genauso?

Auch der von anzüglichen oder gar erotischen Darstellungen völlig freie Kino-Film "Bohemian Rhapsody" (134 Min., FSK ab 6) folgt dieser Systematik: May und Taylor nickten eine familienfreundliche Queen-Geschichte ab, die ohne die frivolen Ausschweifungen ihres Frontmannes auskommt, wie sie scheinbar der ursprüngliche Freddie-Darsteller Sacha Baron Cohen gerne verkörpert hätte. Das Resultat ist auch dank vier herausragender Darsteller gelungen. Wer sich nicht an Realitätsverschiebungen stört, etwa dass sich Queen vor Live Aid wegen Mercurys Solokarriere beinahe getrennt hätten, für den bietet "Bohemian Rhapsody" lässiges Popcorn-Kino.

Dass es dem Soundtrack nun ausgerechnet an unveröffentlichten Queen-Raritäten mangelt, ist eine feine Ironie. May und Taylor sehen das erwartungsgemäß anders, erstmals sei der Live Aid-Auftritt auf CD/LP erhältlich, heißt es. Stimmt, den gab es bisher nur auf DVD ("Rock Montreal & Live Aid"), dafür war er dort wenigstens komplett. Hier fehlen "We Will Rock You" und "Crazy Little Thing Called Love". Höchstens für Historiker interessant ist die Wiedervereinigung mit Smile-Sänger Tim Staffell, dessen Ausstieg 1970 die Band Queen mit Mercury erst möglich machte.

Hobbymusiker Staffell (2000 Facebook-Fans) besuchte für den im Film vorkommenden Song "Doing All Right" seine alten Kollegen May und Taylor in den Londoner Abbey Road Studios, um eine neue Version einzuspielen, die selbstverständlich nicht im Ansatz an die Version mit Freddie (zum Beispiel auf "On Air") heranreicht.

Der Rest der Tracklist besteht aus Hits, die im Film eine Rolle spielen, und bekannten Livetracks. Wer sich als Queen-Neuling nach dem Film begeistert einige Songs zulegen will, greift daher besser zu einer der drei (übrigens legendären) "Greatest Hits"-Alben der Band. Dagegen dürften May und Taylor letztlich auch nichts einzuwenden haben - und John Deacon sicher auch nicht.

Trackliste

  1. 1. 20th Century Fox Fanfare
  2. 2. Somebody To Love
  3. 3. Doing All Right
  4. 4. Keep Yourself Alive (Live At The Rainbow)
  5. 5. Killer Queen
  6. 6. Fat Bottomed Girls (Live In Paris)
  7. 7. Bohemian Rhapsody
  8. 8. Now I'm Here (Live At Hammersmith Odeon)
  9. 9. Crazy Little Thing Called Love
  10. 10. Love Of My Life (Rock In Rio)
  11. 11. We Will Rock You (Movie Mix)
  12. 12. Another One Bites The Dust
  13. 13. I Want To Break Free
  14. 14. Under Pressure (Performed by Queen & David Bowie)
  15. 15. Who Wants To Live Forever
  16. 16. Bohemian Rhapsody (Live Aid)
  17. 17. Radio Ga Ga (Live Aid)
  18. 18. Ay-Oh (Live Aid)
  19. 19. Hammer To Fall (Live Aid)
  20. 20. We Are The Champions (Live Aid)
  21. 21. Don't Stop Me Now (Revisited)
  22. 22. The Show Must Go On

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8 Kommentare mit 29 Antworten

  • Vor 5 Jahren

    "Auch der von anzüglichen oder gar erotischen Darstellungen völlig freie Kino-Film "Bohemian Rhapsody"" Hat der Autor der Kritik den Film überhaupt gesehen? Und dann sind in dieser Review nur zwei Absätze überhaupt über das Album und lassen nicht wirklich erschließen, warum es nur zwei Sterne sind.

    • Vor 5 Jahren

      Es lässt sich dadurch erschliessen weil das Album null neues zu bieten hat. Sogar der LiveAid Auftritt ist gekürtzt. Der Tip sich die greatest Hits zuzulegen ist genau richtig da man dann was komplettes hat und nicht dieses Halbgare Verwurste an Soundtrack.

    • Vor 5 Jahren

      Aqui ALLAH - lass dich mal wieder im Chat blicken!!!

    • Vor 5 Jahren

      May und Taylor verscherbeln nun schon seit über 20 Jahren auf ekligste Weise ihr Lebenswerk. Da ist jeder Stern einer zuviel, geschweige denn 2 Sterne.

      Ist Michael Schuh hier beim Kotzen von der Tastatur abgerutscht ...?

      Ach und: Der Tipp, sich irgendeine der Greatest Hits zuzulegen ist völlig für´n Arsch. Die Queen-Alben haben es verdient, in Gänze gehört zu werden!

    • Vor 5 Jahren

      Es ging aber hier um Neulinge... die sind mit der greatest Hits erst mal gut bedient. An den Kanon kann man sich danach dann immer noch ranwagen.

  • Vor 5 Jahren

    Der 80er Katalog der Band ist sowas von überbewertet. Und genau wegen den Liedern gehen die Massen in die Kinos ...

    • Vor 5 Jahren

      Najaaaaa. Auf The Game, The Works und vor allem A Kind Of Magic sind schon wirklich eine menge fantastische Pop-Songs drauf. The Miracle und Hot Space kann man aber getrost unter den Tisch fallen lassen, ja.

    • Vor 5 Jahren

      auf the miracle war the Invisible man, ein genialer song wie ich finde

    • Vor 5 Jahren

      Und I want it all, Breakthrough, Hang on in there, The miracle und Was it all worth it? Was man mit einem lauten Ja beantworten muss.

      Ein Soundtrack ist zudem auch das fslsche Release für Raritäten oder gar unveröffentlichtes.

  • Vor 5 Jahren

    Manchmal frage ich mich wirklich, was hier für eine Grütze veröffentlicht wird...

  • Vor 5 Jahren

    Es ist nur der Soundtrack... und eben diese Lieder wurden angespielt. Nicht mehr, nicht weniger.

  • Vor 5 Jahren

    Dieser Kommentar wurde wegen eines Verstoßes gegen die Hausordnung durch einen laut.de-Moderator entfernt.

    • Vor 5 Jahren

      Dieser Kommentar wurde vor 5 Jahren durch den Autor entfernt.

    • Vor 5 Jahren

      Hab ich mal gemeldet! Geht so auch nicht

    • Vor 5 Jahren

      hehehehehe, unser meuri wieder...er checkt einfach nicht das es auch leute gibt die kein bock mehr haben auf das ewig gleich todgenudelte queen gedudel. such dir mal ne neue band. die achtziger sind lange vorbei :lol:

    • Vor 5 Jahren

      "auf das ewig gleich todgenudelte queen gedudel"

      https://ancientcave.blogspot.com/2018/11/q…

      Tod ist leider nur Freddie, seine Songs, seine Stimme lebt ewig! Da ist deine Lehmgrotte schon lange über dir eingestürzt, du Grottenolm!

    • Vor 5 Jahren

      :lol: queen ist vielleicht bei dir draussen auf der sandbank noch die ganz große nummer, aber ausserhalb von euch wattenmeer-heulern hört das doch niemand mehr. trotzdem gruß aus der grotte, meuri :lol:

    • Vor 5 Jahren

      queen ist bis heute eine der meist gestreamten bands...soviel zum thema "hört" keiner mehr...

      nur weil du nur Onkelz und Frei.Wild hörst, heißt das ja nicht, dass keiner mehr Queen hört.

    • Vor 5 Jahren

      Vielleicht wäre es noch deutlicher geworden, wenn ich erwähnt hätte, dass man z.B. für "We Will Rock You (Movie Mix)" einfach nach der Hälfte der Studioversion die Liveversion reinzieht. Crossfading für Anfänger. An keiner Stelle kritisiere ich die Songs an sich. Es gilt der letzte Absatz.

    • Vor 5 Jahren

      Zapato, danke das du überhaupt antwortest, mir ist auch klar das du ein Album zu bewerten hattest. Da bin ich von Differenzierung halt anderes von dir gewohnt, gerade was Queen/Freddie betrifft.

      Wahrscheinlich ging es uns sogar recht ähnlich, als das Album bzw. der Film erschien. Das erklärt zumindest das dein Review recht spät hier erschienen ist. Ich hatte da einen anderen Ansatz, hab den Film, durch das Vorwissen das er es nicht so genau nimmt, versucht auszublenden und meine persönlichen Erinnerungen in mein Review einfließen zu lassen. Ob das Einfluss hatte auf mein oberes Statment? Wahrscheinlich!

      Als wir letztemal hier uns ausgetauscht haben über Queen, fragtest du noch nach ob ich das ernst meine mit Jazz, als meist unterschätzes Album. Ich glaube das verhält sich ähnlich, du hast anders Zugang aus deiner eigenen Perspektive zu Queen gewonnen.

      Nur musst du hier eben einer Allgemeinheit etwas näher bringen. Eventuell hatte ich das Glück, das ich als ich über die Musik schrieb, einen Studiomusiker der mit Queen im Studio kurz zutun hatte, fast parallel ein paar Infos zu entlocken. Da war der Film nämlich sehr akkurat, soweit das möglich ist nach fast 30 ohne Freddie, Freddie war der mit den geilsten Ideen. Für´s Crossfading für Arme, wäre Freddie mit Sicherheit, was besseres eingefallen.

    • Vor 5 Jahren

      Verstehe deinen Punkt trotzdem nicht, Speedi. ich schrieb: "Bohemian Rhapsody" ist lässiges Popcorn-Kino, ich kritisiere auch May und Taylor nicht, hätte es aber schön gefunden, wenn ein Soundtrack zu einem sehr bedeutenden Band-Biopic etwas spannender ausgefallen wäre. Das muss ich doch einem, dem das experimentelle (und tolle!) "Jazz" als Album am Herzen liegt, sicher nicht weiter ausführen ..?!

    • Vor 5 Jahren

      Erwartung ist der Punkt. Schau du bist Profiautor, ich allenfalls Hobbyfutzi was schreiben betrifft. Jetzt übertrag das mal auf Fan, du bist also Profifan was Queen betrifft. Nun hab ich die Eigenschaft vieles verkomplizieren zu müssen, fast zwanghaft. Ist mir klar das man das dann irgendwann nicht mehr nach voll ziehen kann, geht mir genau so. ;)

      Trotzdem mein ich, der Profiautor stand dir bei dem Bewerten des Soundtracks eher im Weg. Wie gesagt 2/5 für ein Album was neue Fans bringt ohne Ende, halte ich für eine Frechheit. Zumal es, bis auf eine eventuell zu glatte Produktion, keine schlechten Songs enthält.

      "spannender ausgefallen wäre"

      Wünschenswert klar, aber das gehört unter den Weihnachtsbaum, also der Wunschzettel mein ich. ;)
      Wo nichts über ist, wo ein Freddie Ideenschmied leider auch nicht ansprechbar oder aufgezeichnet auf Band oder sowas, da wird man sich schwer tun mit spannenden neuen Songs/Material zu finden.

  • Vor 5 Jahren

    Von 2000 Facebookfans auf Hobbymusiker zu schließen halte ich für gewagt.