Mitte der 90er Jahre gelang ihm der Durchbruch, auf der Loveparade war er Stammgast. Freunde und DJ-Kollegen reagieren fassungslos.
Konstanz (mis) - Thomas Brückner, bekannt geworden als DJ Tomcraft, ist tot. Er starb überraschend im Alter von 49 Jahren, wie seine Familie gestern auf Instagram mitteilte. Zur Todesursache wurden keine Angaben gemacht. Weggefährten wie Westbam, Talla2XLC, Timo Maas, Dr. Motte, Mauro Picotto, Kai Tracid und Blank & Jones reagierten fassungslos.
Der Regensburger war einer der bekanntesten Produzenten und DJs der deutschen Techno-Szene und Stammgast auf der Loveparade und bei Nature One sowie auf Raves in Brasilien, Japan und Südafrika. Seine Karriere startet er Mitte der 90er Jahre in München. Als sein Durchbruch gilt die 1996 nur auf Vinyl erschienene Single "Unicum". Zuvor konnte er bereits Tracks in der Kult-Mysteryserie "Akte X" platzieren. Mit dem Techno-Abräumer "Mind" landet er 1997 zum ersten Mal in den Top 20 der Dance-Charts. Im angesagten Münchner Kunstpark Ost ist er seinerzeit Resident-DJ.
Im Jahr 2002 feiert Tomcraft mit dem Progressive-Track "Loneliness" seinen größten Erfolg. Der Song mit dem Sample der R&B-Sängerin Andrea Martin ("Share The Love") erreicht Platz 1 in Großbritannien und chartet auch in Deutschland, Belgien und Australien. Zu dieser Zeit produziert er Songs der Pet Shop Boys ("Flamboyant") und der Bloodhound Gang ("Uhn Tiss Uhn Tiss Uhn Tiss"). Bei der Loveparade 2003 spielt Tomcraft vor 1.3 Millionen Menschen.
Mit seinem Langzeitpartner Eniac arbeitet er über all die Jahre eng zusammen, gründet mit ihm gemeinsam auch das Label Chaos Casino. 2006 veröffentlicht er mit Sido und Tai Jason den Song "Sureshot", auch mit Xavier Naidoo und Gus Gus kooperiert er. Seinen Hit "Loneliness" remixt er später zweimal, zunächst mit Moguai und Ilira, 2023 mit Hardwell und DJs From Mars.
Tomcrafts letzte Veröffentlichung ist der im März erschienene Track "Rude Place". Zuletzt trat er vor zwei Wochen in Saarbrücken auf dem Steinbruch Open Air auf. Seit 2017 wohnte Brückner mit seiner Familie auf Sardinien. Er hinterlässt eine Frau und drei Kinder.
2 Kommentare
RIP
Hatte in meinen Augen einen unbestechlichen Sinn für Ästhetik, als in dem Genre sehr viele Hobby-Produzenten und Laien den klassischen stumpfen Utz Utz gemacht haben.