Das Festival hat eine Antisemitismus-Erklärung vorbereitet. Ob der US-Rapper diese auf der Bühne verliest, ist unklar.
Cuxhaven (lru) - Trotz der massiven Kritik bleibt Macklemore im Line-up des Deichbrand-Festivals. Die Veranstaltenden versuchen, mit Aufklärungsarbeit der öffentlichen Empörung entgegenzuwirken. In Zusammenarbeit mit der Bildungsstätte Anne Frank fanden interne Workshops zu israelbezogenem Antisemitismus statt.
Zu Beginn des Festivals soll es außerdem ein offizielles Statement geben, das sich klar gegen Antisemitismus positioniert. Macklemore selbst wurde ein ähnlicher Text zur Verfügung gestellt, den er im Rahmen seines Auftritts vorlesen soll. Dazu veröffentlicht das Institut einen erklärenden Instagram-Post:
Die Bildungsstätte betont jedoch, dass die Zusammenarbeit keine Entschuldigung darstellt und den Auftritt oder seine antisemitischen Äußerungen nicht rechtfertigt oder besser macht. In ihren Worten hat das Bildungsangebot der Einladung des Künstlers keinen "Koscher-Stempel" aufgedrückt.
Eine unabhängige Expertengruppe wird seine Performance beobachten, um eine Eskalation zu verhindern, ohne die künstlerische Freiheit einzuschränken. Meron Mendel, Leiter der Bildungsstätte Anne Frank, lehnt ein Auftrittsverbot ab. Er warnt davor, Künstler auszuschließen. Das könne den Vorwurf der Cancel Culture nähren und den Eindruck erwecken, unliebsame Stimmen zum Schweigen bringen zu wollen.
Der Auftritt von Macklemore beim Festival sorgt seit Wochen für Diskussionen. Ihm wird vorgeworfen, in Songs wie "Hind's Hall" oder "F*cked Up" antisemitische Inhalte zu verbreiten. Unter anderem beschuldigt er Israel eines Völkermords, ohne die Gewaltakte der Hamas zu erwähnen. In einem Musikvideo werden zudem Bilder aus dem Warschauer Ghetto mit Aufnahmen palästinensischer Kinder im Westjordanland in Zusammenhang gebracht.
Ein weiterer Kritikpunkt betrifft einen Auftritt Macklemores im Jahr 2014. In Seattle zeigte er sich mit falscher Hakennase, Bart und dunklem Anzug, was viele als antisemitisches Klischee interpretierten. Der Rapper wies die Vorwürfe zurück, entschuldigte sich jedoch für die Wirkung der Darstellung. Die Diskussion über diese Szenen hält bis heute an.
Besonders deutlich äußert sich der Zentralrat der Juden. Präsident Josef Schuster spricht von gefährlicher Propaganda und kritisiert, dass das Festival dem Rapper trotzdem eine Bühne bietet. Auch der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, hält den Auftritt für nicht hinnehmbar.
Wie politisch der Künstler seine Auftritte nutzt, zeigte sich kürzlich beim Gurtenfestival in Bern. Dort rief er unter Applaus zu einem Waffenstillstand in Gaza auf. Auf der Leinwand war der Slogan "Free Palestine, ceasefire now" zu sehen. Er positioniert sich in seinen Songs regelmäßig zu gesellschaftspolitischen Themen, darunter Rassismus, weiße Privilegien und soziale Ungleichheit.
Wie sich der Rapper beim Deichbrand positioniert, bleibt abzuwarten. Die Festivalleitung betont, dass man eingreifen werde, sollte die Grenze zum Strafbaren überschritten werden. Bis dahin gilt: Die Bühne bleibt offen.
6 Kommentare mit 8 Antworten
Finde es immer hilfreich, wenn die prägnantesten Punkte, wie hier auf einem digitalen purple Flipchart, nochmal zusammengetragen und kategorisiert werden. Das erhöht die Sensibilität und Lesbarkeit und erzeugt eine starke Identifikation mit dem Thema. Insbesondere der zweite rote Punkt bzw. Kreuz war nochmal gut, um das ganze auch rechtsphilosophisch einorden zu können, da ja heut zu Tage im Medienzeitalter immer gerne und überall Zusammenhänge hergestellt werden, wo eigentlich gar keine sind.
...zudem wäre natürlich interessant zu wissen, ob der erwähnte "Workshop" von Religionswissenschaftlern oder Linguisten durchgeführt wurde...
Deutschland einfach komplett lost.
Wohl eher dieser Depp hier:
https://media.npr.org/assets/img/2014/05/1…
Das Bild ist von 2014, es kommt von einer Kostümveranstaltung und lt Macklemore war seine Intention nicht einen Juden darzustellen. Kommt natürlich allen Verteidigern des israelischen Völkermords an den Menschen in Gaza sehr gelegen. Aber mal so gefragt: gibt es an den Inhalten der aktuellen Kritik nichts zu beanstanden?
Joa, ist natürlich weitaus bequemer, sich über eine, ganz ohne Zweifel vollkommen bescheuerte und krtikwürdige, 10 Jahre alte Aktion von nem Ami aufzuregen, als darüber, dass die deutsche Regierung allein in diesem Jahr Waffenexporte im Wert von über 30 Millionen Euro in ein Land genehmigt, dass einen Völkermord begeht (jaja, tut es natürlich nicht, da sind sich ja alle einig, außer den bekannten antisemitischen Vereinigungen wie Ärzte ohne Grenzen, Amnesty International, Human Rights Watch etc.pp., man kennt ja seine Pappenheimer).
Dafür steht dann eine "unabhängige Expertengruppe" auf nem Festival rum, um sicher zu gehen, das brav auch immer "7.Oktober" gesagt wird und dem Künstler nen schrieb vorgelegt, den er bitte vorzulesen hat.
Lost. Einfach lost.
Ob das ein Völkermord ist, da gibt es keine Belege für. Merz und Trump würden niemals einen Völkermord unterstützen.
Merz und Trump würden niemals einen Völkermord unterstützen. Uff.
Nehmen wir diesen Fiebertraum von einer bürgerlichen politischen Aussage mal kurz ernst. Dann unterstützen Merz und Trump die Tötung von mindestens 50.100 Menschen durch die israelische Armee, darunter mehr als 17.000 Kinder, sowie die Vertreibung von 1,9 Millionen Mensche n aus ihrer Heimat. Aber hey, is ja kein Völkermord, dann können wir uns ja wieder ganz auf Macklemore konzentrieren.
Spätestens nach dem letzten Beitrag des Wasserbewohners solltest du nicht mehr zu viel Energie investieren gueldi
Sollte eh niemand zu irgendeinem Zeitpunkt, ist nämlich bloß die aktuelle c4-Inkarnation.
Man sollte wirklich aufpassen, sich zu Völkermord nicht zu einseitig zu positionieren, denn das ist ein hochkomplexes Thema, bei dem Wissenschaftler sich immer noch uneinig sind, ob das jetzt gut oder schlecht ist.
Bin mir nicht sicher, ob Anne Frank gutheißen würde, was da in ihrem Namen gemacht wird.
Wenn man irgendwelche Screenshots einbindet, sollte man aber zumindest einen Bildquellennachweis liefern.
Also, was ich ihm bis heute übel nehme, ist dieser ekelhafte Auftritt von 2014. Da ändern auch die Entschuldigungen nichts dran. Und gleichzeitig haben sie dafür gesorgt, dass er für mich keine Persona non grata mehr ist. Seitdem ist er nicht mehr antisemitisch aufgefallen (also, wenn man eine vernünftige nicht völlig weit hergeholte Definition auf ihn anwendet), also soll er auftreten. Ist ja kein Kanye West o.Ä., der jemals gehässigst und trotzig darauf beharrt hätte, das sei alles richtig gewesen.
Das ganze Brimborium mit schrecklich dummen "Diskussionen" ist lächerlich. Als ob er sich bei den seltsamen Zeitgenossen, die sich an ihm stören, nach dem Verlesen einer weiteren öffentlichen Entschuldigung und penibelster Prüfung seines Auftritts in irgendeiner Weise rehabilitieren könnte...