Weil Russlands Kandidatin auf der Krim gesungen hat, droht ein internationaler Konflikt.
Kiew (ana) - Was passiert, wenn die Politik Musik instrumentalisiert, zeigt sich gerade beim Eurovision Songcontest. Der ukrainische Geheimdienst hat eine Untersuchung der russischen ESC-Teilnehmerin Julia Samoylova eingeleitet, weil sie 2015 ein Konzert in Kertsch auf der Krim gegeben hat. Daher steht nun auf der Kippe, ob die 27-Jährige am 13. Mai in Kiew auf der Bühne stehen darf.
Nachdem Russland 2014 die Krim-Halbinsel annektierte und für eine Spaltung der ukrainischen Bevölkerung sorgte, verhängte die Regierung in Kiew eine mehrjährige Einreisesperre für Personen, die die Krim über russische Wege besuchen. Eben jene Verordnung könnte für die Sängerin nun zum Verhängnis werden. Der ukrainische Geheimdienst prüft, ob die Musikerin vor zwei Jahren nach ukrainischem Recht legal eingereist ist.
Die Sängerin im Rollstuhl sorgte bereits in der russischen TV-Version von "X-Factor" für Aufsehen und schaffte es mit Hilfe der Produzentin und Schlager-Ikone Alla Pugatschowa ins Finale.
Bei den Paralympics in Sotschi sang sie bei der Eröffnungsfeier und sollte Russland nun mit dem englischen Song "Flame Is Burning" in Kiew repräsentieren. Ihr starker Akzent schien dabei niemanden sonderlich zu stören.
Politisch motivierte Ernennung?
Doch nicht nur ihr Krim-Besuch stößt manchen Kritikern sauer auf. Der russische Regierungskritiker Ilja Warlamow ist der Meinung, dass Samoylova aufgrund ihrer Behinderung "zu politischen Zwecken verwendet wird". Die Sängerin leidet seit ihrer Kindheit an einer Rückenmark-Erkrankung. Sollte Kiew Russland die Teilnahme am ESC gewähren, könnte Moskau über den Einsatz einer Kandidatin mit Behinderung den Sieg erringen.
Russland weist Vorwürfe von sich
Bis zu Samoylovas Nominierung am Sonntag war unklar, ob Russland überhaupt am ESC teilnehmen würde. Da das Land jedoch selbst hinsichtlich der kommenden Fußball-WM mit Boykott-Androhungen zu tun hat, versucht Moskau derzeit die Nicht-Teilnahme an Veranstaltungen als "unwürdiges Mittel der politischen Auseinandersetzung" zu besetzen, wie die Süddeutsche Zeitung schreibt.
Versucht Russland nun über die nominierte Kandidatin eine Nicht-Teilnahme zu erzwingen und als Unschuldslamm dazustehen? Kremlsprecher Dmitri Peskow beteuert jedenfalls, dass die Nominierung Samoylovas "keine politische Provokation sei.
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