Aus Erfahrung wird man clean: Der "Rocket Man"-Sänger warnt eindringlich vor dem hohen Suchtpotenzial von Marihuana.
Konstanz (mis) - Man sollte glauben, gerade im Musikgeschäft gehöre die Entkriminalisierung von Cannabis zum guten Ton. Mit Rock-Legende und Suchtexperte Elton John erhält die Gegenbewegung nun eine prominente Figur. In einem aktuellen Interview mit dem Time Magazine kritisierte der 77-Jährige die in Nordamerika und Kanada fortschreitende Legalisierung mit deutlichen Worten. Der letztes Jahr in Bühnenrente gegangene Sänger nennt als Ursache das hohe Suchtpotenzial, der Konsum führe zu anderen Drogen: "Wenn man stoned ist - und ich weiß wovon ich spreche - denkt man nicht normal. Es führt einen zu anderen Drogen. Die Legalisierung von Marihuana in Kanada und in den USA ist einer größten Fehler aller Zeiten."
Der "Rocket Man"-Sänger, der seit 1990 clean ist und zahlreichen Musikern wie Robbie Williams und Eminem bei deren Suchtproblemen half, geht auch auf Verhaltensveränderungen infolge des Konsums ein, die ihn zum Aufhören bewogen haben: "Es ist schwer, jemandem zu sagen, dass er sich wie ein Arschloch verhält, und es ist ebenso schwer, sich das anhören zu müssen. Ich habe irgendwann zugegeben, dass auch ich mich so verhalte".
Schon vor 25 Jahren erzählte John in einem Interview, dass sein Marihuana-Konsum in den 80er Jahren zu Rachenproblemen führte und seine Ärzte ihm vom Konsum abrieten. Auf den wohl größten Vorteil der Legalisierung, die Möglichkeit, bewusst zu konsumieren, ging er ebenso wenig ein, wie auf einen Vergleich mit der Volksdroge Alkohol. Lediglich Johns Ehemann David Furnish fügte an, dass Alkohol trotz seiner gesellschaftlichen Akzeptanz bei weitem nicht so sicher sei, wie viele Leute glaubten.
Der Konsum von Cannabis auch für den nichtmedizinischen Gebrauch ist mittlerweile in 24 von 50 US-Staaten legal. In Kanada ist die Droge, die erfolgreich zur Behandlung von Schmerzen u.a. von Krebspatienten eingesetzt wird, für Erwachsene seit 2018 frei zugänglich. Elton John ist derzeit in der von Furnish gedrehten Doku ""Never Too Late" zu sehen, die die Vorbereitungen und seine Rückkehr ins Dodgers Stadium von Los Angeles zeigt, wo der Sänger im Jahr 1975 zwei ausverkaufte Konzerte gab.
In Eltons Kerbe schlug neulich die Bundesärztekammer. Sie forderte die nächste Bundesregierung auf, die im April in Kraft getretene Teillegalisierung von Cannabis zurückzunehmen sowie ein Verbot von Einweg-E-Zigaretten und Aromastoffen in E-Zigaretten. Zudem sollten Erlöse aus höheren Steuern auf Tabak- und Nikotinprodukte ins Gesundheitswesen fließen, findet die Ärzteorganisation.
8 Kommentare mit 4 Antworten
Ich hab in meinem Leben mehr gekifft als dass ich nicht gekifft habe, und kann mich persönlich nicht über Rachenprobleme beklagen. Jeder ist anders, Sir Elton.
Gut, das Gras hat vermutlich seinen Teil dazu beigetragen, dass ich alle 2-3 Jahre mal in eine ca. sechswöchige Phase starker Depression und Angstzustände abrutsche, aber auch hier muss ich sagen, dass das alles erst angefangen hat, als ich eine Zeit lang diesen synthetischen Mist konsumiert habe, weil ich in fking Bielefeld keine Connection hatte und ich zu stolz war mit den kleinen Hiphoppern in der Berufsschule abzuhängen, die ich dort nach Studienabbruch besucht habe.
Mit einer früheren Legalisierung wäre das vermutlich niemals passiert!
Ich dachte eigentlich, dass heutzutage - außer vielleicht Reli-Lehrer und CDU-Hardliner - niemand mehr das Märchen "wer einmal mit Drogen anfängt, landet später zwangsläufig an der Nadel" verbreiten würde.
Racheprobleme, Einstiegsdroge. Unter den einäug Kiffenden ist der Blinde König.
Es ist der Alkohol, der die Leute enthemmt und das Hanf eher weniger (manchmal sogar im Gegenteil). Außerdem werden wegen erzwungenem Schwarzhandel weitere Substanzen angeboten.
Ist so ähnlich wie bei der Einschätzung der Ärztekammer: Vor allem anekdotischer Natur, und so keine Grundlage für irgendetwas Brauchbares.
Ach so, ums kurz abzureißen: Man sollte zur Beurteilung der Gefährlichkeit oder des Suchtpotenzials einer Substanz am wenigsten die Leiter einer Suchtstation befragen. Völlig logisch, daß diese allein schon durch die Auslese ihrer Beobachtungsgruppe ein völlig verzerrtes Bild bekommen.
Ja, vielleicht hat Elton John auch ein verzerrtes Bild und beim Plaudern aus dem Nachtkästchen außer Acht gelassen, dass die Legalisierung im Gegensatz zu seinen illegalen Erfahrungen eben nicht bedeutet, auch andere Sachen angeboten zu bekommen.
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Leseempfehlung: Der große Rausch
Selig die Zeiten von "I could still snort you under the table", hm? Danke.