Jede*r kennt die ikonische Saxophon-Melodie. Zum 40. Jubiläum erscheint der Track in frisch aufpolierten Versionen. Wir verlosen Vinyl.
Berlin (dani) - Ob George Michael und Andrew Ridgeley, als sie im elterlichen Wohnzimmer des zweiteren ihre Demoversion zusammengeschustert hatten, schon wussten, dass sie einen Pop-Song für die Ewigkeit ersonnen hatten? Kaum anzunehmen. Des Potenzials, das in "Careless Whisper" steckt, müssen sie sich aber durchaus gewahr gewesen sein. So wie es allen einleuchtet, sobald die ikonische Saxophon-Melodie erklingt.
Den Test der Zeit hat die Nummer längst mit Bravour bestanden: Sie feiert in diesem Jahr ihr 40-jähriges Jubiläum. Der perfekte Anlass, um sie frisch aufzulegen: Am Freitag erscheint, digital, auf CD und Vinyl, die "Careless Whisper"-EP. Außer dem neu gemasterten Original birgt sie den Track in verschiedenen Fassungen, darunter eine Live-Version von George Michaels "25Live"-Welttournee, mitgeschnitten am 23. Juli 2008 im Madison Square Garden in New York.
Gewinnt Vinyl!
Interessiert? Dann freut euch, ihr könnt gewinnen: Wir verlosen "Careless Whisper" in der Edition auf schwarzem Vinyl, und ihr müsst gar nicht besonders viel dafür tun. Schreibt uns lediglich eine E-Mail mit dem Betreff WHISPER an dani@laut.de und lasst uns wissen, warum gerade ihr gewinnen solltet. Euren Namen und eure Postadresse nicht vergessen, den Rest erledigt unsere zauberhafte Glücksfee.
UPDATE: Achtung, Achtung! Auch wenn eure Geschichten allesamt ganz entzückend sind: Bitte nicht mehr teilnehmen, die Lostrommel ist inzwischen geschlossen. Die Gewinner*innen bekommen demnächst Post. Danke, weiterlesen!
Wham! oder nicht Wham!?
Bei denen, die auf die Macht dieses Songs vertrauen, befindet ihr euch jedenfalls in bester Gesellschaft: Auch Deadpool tanzte dazu bereits in den Armen seiner Liebsten in den Blockbuster-Abspann, weil er wusste: "Wham! Das Ausrufezeichen haben die sich verdient!" Dabei gehen die Auffassungen, ob es sich bei dem Song wirklich um eine Wham!-Nummer oder doch um einen Alleingang von George Michael handelt, durchaus auseinander. Woran die krude Veröffentlichungspolitik die Schuld trägt:
"Careless Whisper" erschien anno 1984 auf dem zweiten Wham!-Album "Make It Big". Obwohl der einzige Song auf dieser Platte, an dem Andrew Ridgeley noch mitgeschrieben hatte (er stammt, wie gesagt, aus dem ganz, ganz frühen Repertoire der Band), stand auf der Singleauskopplung in Großbritannien und Teilen Europas ausschließlich der Name George Michael zu lesen. In den USA, noch skurriler, hieß es: "Wham! featuring George Michael".
Der Absprung des Sängers in eine Solo-Karriere zeichnete sich hier bereits überdeutlich ab. Für Ridgeley, wie er in seiner Autobiografie beteuert, kein großes Problem: "Obwohl ich den Song mitgeschrieben hatte, konnte ich ihn George leichten Herzens als Soloprojekt herausbringen lassen: Er hatte ihn im Studio auf ein völlig neues Level gebracht. Und wir beide wussten, dass es selbst den wenigen skeptischen Zweiflern die Augen bezüglich dessen öffnen würde, was für George Michael jenseits von Wham! möglich sein könnte."
Dickschädeligkeit siegt
Dreh- und Angelpunkt und Herzstück der Nummer ist und bleibt natürlich das schwebende Saxophon. Dafür, dass das klingt, wie es klingt, dürfen wir tatsächlich in erster Linie George Michael und seinem künstlerischen Dickschädel danken. Die Melodie, die darin Gestalt annahm, bannte ein Freund des Duos, der aus Spaß hin und wieder im Pub um die Ecke Saxophon spielte, auf die früheste Demo-Aufnahme, nicht ahnend, dass er damit einen Standard gesetzt hatte, der reihenweise gestandene Musiker verzweifeln ließ.
George Michael goutierte nämlich keineswegs die Version des renommierten Profis, den Jerry Wexler eigens aus L.A. hatte einfliegen lassen: "Der Saxophonist spielte den Part perfekt, aber George sagte: 'Nein, das ist immer noch nicht richtig, schau ...', und dann beugte er sich über das Mikrofon und summte es geduldig noch einmal vor. 'Hier, an dieser Stelle, muss es ein bisschen nach oben gehen, verstehst du? Aber nicht zu stark!'", erinnerte sich Wham!-Manager Simon Napier-Bell. "Allen im Studio war es endlos peinlich. Er bekam das Intro einfach nicht so hin, wie George es haben wollte, so, wie es auf dem Demo geklungen hatte."
"Du bist der neunte!"
Ohnehin gefiel George Michael nicht, was die Produzentenlegende aus seinem Song gemacht hatte. Er verwarf Wexlers Version und nahm die Dinge selbst in die Hand. Doch auch hier hing irgendwann alles am Saxophon. Acht (!) Saxophonisten hatte Michael bereits unverrichteter Dinge wieder nach Hause geschickt, ehe in Gestalt von Steve Gregory endlich einer kam, der die Melodie so spielen konnte, wie sie im Kopf ihres Urhebers herumschwirrte. Manchmal macht tatsächlich mangelhafte technische Ausrüstung den Unterschied. Vorausgesetzt, jemand weiß, wie man damit arbeitet:
"Ich ging ins Studio und habe versucht, das zu spielen", ruft sich Gregory die Aufnahmen ins Gedächtnis. "Mein Saxophon ist ein altes Selmer, ein Tenorsax von 1954 oder so, und ich hatte diese Kopfnote einfach nicht. Ich hatte überhaupt nicht die richtigen Noten. Um das überhaupt zu spielen, musste ich machen, was wir 'falschen Fingersatz' nennen. Es klang wirklich überhaupt nicht smooth. Ich war aber ja schon eine Weile dabei, hatte ein bisschen Erfahrung, also hab' ich vorgeschlagen: 'Schau, wenn du das einen Halbton tiefer setzt, nur ein bisschen, dann hätte ich alle richtigen Töne zur Verfügung, und wir könnten gucken, wie es klingt.' Das hat er also gemacht, er hat ein bisschen herumgerechnet, das Ganze umgeschrieben, einen Halbton nach unten versetzt, ich habe es noch einmal gespielt, in etwas tieferer Tonlage (...) Als wir es abgespielt haben, kam George ins Studio und sagte: 'Oh, ich denke, wir haben es.' Dann zeigte er auf mich und sagte: 'Du bist der neunte!'"
Die Konsequenz bei der Durchsetzung der künstlerischen Vision zahlte sich bekanntermaßen aus: "Der Track war viel besser, weil ich entspannt war", so George Michaels Fazit, "und ich denke, unsere Musiker haben einen besseren Job gemacht als die Muscle Shoals-Sektion." Weswegen wir heute einen Song feiern können, der nicht nur 40 Jahre unbeschadet überstanden hat, sondern, längst mehrfach Platin-veredelt, in vielen Ländern von der Spitze der Charts grüßte. Unkaputtbar - und vielleicht bald auch in deinem Plattenschrank?
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