Grand Prix 2008: Die Gründe für die Pleite

Plötzlich wollen alle wissen, warum die No Angels in Belgrad scheitern MUSSTEN. Verantwortlich sei vor allem das mangelnde Interesse deutscher Musikfirmen am europäischen Wettbewerb.

Belgrad (vr) - Nach der Pleite der No Angels in Belgrad und der ersten Katerstimmung hat die Suche nach Erklärungen begonnen. "Wir denken intensiv nach, was wir verbessern können, und diskutieren offen alle Ideen", sagte Ralf Quibeldey, Unterhaltungschef beim NDR zur dpa.

"Im Nachhinein - angesichts der Abstimmung - muss ich sagen, dass der Titel wohl doch eher ein Lied für das Radio ist", bilanzierte er. Das hätte man sich allerdings auch vorher überlegen können. Dass die vier singenden Nymphen ihren Zenit längst überschritten haben, bestreiten nur ihre hartnäckigsten Fans.

Womit das Problem benannt ist, an dem der Song Contest in Deutschland krankt. Während andere Länder ihre größten Sternchen schicken (siehe Finnland oder die Türkei), wird der Wettbewerb hierzulande eher belächelt. Ähnliches gilt auch für die ebenfalls ganz hinten platzierten Briten.

Dagegen führen uns die osteuropäischen Nachbarländer regelmäßig vor, wie man junge Musiker präsentiert, die vor Siegeswillen nur so strotzen und zudem über ausreichend Unterstützung verfügen. Der russische Gewinner Dima Bilan war z.B. mit einem knapp zehn Millionen Euro dicken Budget ausgestattet, von dem Produzent Timbaland sicher einiges abbekommen hat.

Soll der Grand Prix noch eine Chance in Deutschland haben, so muss der NDR sein wichtigstes Unterhaltungsshow-Format noch einmal überdenken. Junge, hungrige Künstler werden gesucht.

Dass aber die gut gemeinten Ratschläge von Dieter Bohlen etwas helfen, darf bezweifelt werden. Sein Masterplan für nächstes Jahr: Ein Solokünstler muss her, weil, so Bohlens einfache Rechnung, einer nicht so viel Fehler macht wie vier. Jener soll eine längere Vorentscheidung durchlaufen. Die Melodie müsse möglichst einfach sein und der Abstimmungsmodus geändert werden.

Dieser Kommentar kommt uns bekannt vor, er klingt wie der des untoten Ralph Siegel: "Im nächsten Jahr muss da wieder ein Vollprofi ran, der was vom internationalen Musikgeschäft versteht: Ich!"

Manchmal kommen sie wieder.