Inhaler live: Berlin in Ecstasy

In der Hauptstadt regnet es Hüte und Rosen auf die Band um Bonos Sprössling Elijah Hewson. Fotos/Review.

Berlin (jmb) - "Hey, du in dem gestreiften Shirt, gehts dir okay? Ja? Der nächste Song ist für dich!", ruft Elijah Hewson von der Bühne und haucht ein Küsschen hinterher. Inhaler spielen in Berlin - und die Bude ist rappelvoll mit kreischenden Mädchen, die sich mit Cowboyhüten und Glitzermakeup in Schale geworfen haben.

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InhalerInhaler in Berlin

Zugegeben: Seit meiner Rezension des im Februar erschienenen Albums "Cuts & Bruises" zähle auch ich zu den Fans der Band. Mit entsprechender Vorfreude geht es am Samstagabend aufs Konzert im Astra Kulturhaus am Spreeufer. Zwar ohne Hut und Glitzer, aber textsicher genug um ab und zu mitzusingen.

Neben Bonos Sohn Elijah gehören noch Robert Keating (Bass), Josh Jenkinson (Lead-Gitarre) und Ryan McMahon (Schlagzeug) zum irischen Indierock-Quartett. Im Frühjahr stand der Vierer noch als Vorband der Arctic Monkeys auf der Bühne, nun sind sie der Main Act und haben zwei Vorbands im Gepäck: Nieve Ella und Heidi Curtis, die den Charme von energiegeladenen Teenager-Garagenbands versprühen. Das Publikum applaudiert und jubelt den Newcomern aufmunternd zu.

Der Geräuschpegel steigt gewaltig an

Doch der Geräuschpegel ist nichts im Vergleich zu dem, was losbricht, als das Licht ausgeht und Inhaler die Bühne betreten. Los gehts mit dem energiegeladenen "These Are The Days" aus dem jüngsten Album. Ähnlich wie die Musik von Elijahs altem Herrn klingen Inhaler nach den Achtzigern. Ihr androgyner, Timothy Chalamet-inspirierter Look weißt sie gleichwohl als Angehörige der Gen Z aus. Ein bisschen erinnert ihr Sound an den Soundtrack des Films "Sing Street" von 2016, in dem ein schüchterner Dubliner Teenager eine Rockband gründet, um ein älteres Mädchen zu beeindrucken.

Inhaler sind hierzulande noch ein Geheimtipp, aber längst keine blutigen Anfänger mehr: Seit über zehn Jahren spielt die Band bereits zusammen. Und das hört man ihnen auch an. Mit harschen Zeilen wie "I fucking hate that bitch" (die Fans schreien lauthals mit) mühen sich die Dubliner dabei um ein rebellisches Rockstar-Image, aber eigentlich sind Hewson und Co. eher ganz liebe Kerle. "Valentine" singt Elijah, während die Scheinwerfer den Saal in rosa Licht hüllen. Überhaupt scheint die Hauptmessage des Abends die Liebe zu sein: 'Zerbrich' dir nicht dein hübsches Köpfchen, die Liebe bringt dich schon ans Ziel' ("Love Will Get You There").

Ein Publikum in Ekstase

Anders als beispielsweise bei Harry Styles, der sich während seiner Konzerte in aller Ruhe die Zeit nimmt, um Plakate vorzulesen und mit den Fans zu kommunizieren, muss sich die Inhaler-Anhängerschaft mit knappen Worten begnügen. Bis auf einige kurze Interaktionen (Robert nimmt eine Schriftrolle entgegen, Elijah setzt einen der auf die Bühne geworfenen Cowboy-Hüte auf), ein paar Check-Ins, wie es denn allen so geht und niedlichen Dankeschöns ("Vielen Danke, Berlin!") halten sich die Jungs zurück und lieber strickt an ihr Programm.

Den Fans stört das nicht weiter. Getreu dem Motto des rockigen "Dublin In Ecstasy" gerät das vorwiegend weibliche Publikum in Ekstase. Hüte und Rosen fliegen der Band entgegen. Als die Band zum ersten Mal von der Bühne geht, zücken einige ihre Plakate mit Glückwünschen für Josh und singen "Happy Birthday". Der Gitarrist wird heute 24. "Thank you, Berlin and happy birthday, Josh", sagt Elijah, bevor die Band mit "Just To Keep You Satisfied" die erste von zwei Zugaben anstimmt. Im Getöse des letzten Beifalls nimmt Elijah noch eine Rose entgegen, während Drumsticks und Plektren in die Menge fliegen.

Nachdem Inhaler endgültig verschwunden sind, tönt als Hommage an ihre Heimat die Pub-Hymne "Whiskey In The Jar" aus den Lautsprechern. Eine junge Frau, um die Zwanzig, mit der ich nach dem Konzert ins Gespräch komme, gesteht mir, dass sie alle Zeitungsartikel über Inhaler ausschneidet und sammelt. Bei so viel Hingabe, die sich auch an den Ticketverkäufen ablesen lässt, darf man der Band eine stabile Zukunft prophezeihen.

Die Berliner Setlist