Bruce Dickinson und Co. begeistern auf "Run For Your Lives World Tour" mit einem Ritt durch die Bandhistorie. Fotos/Review.
Matschiger Wasen (alc) - Manchmal kommt es anders als man denkt. Auch wenn man mit reichlich Zeitpuffer anreist, überrascht einen die Spätzlesmetropole immer wieder. Erst eine Vollsperrung auf der Autobahn, dann eine elend lange Umleitung und zuletzt die sich ewig hinziehende Durchfahrt durch den Stuttgarter Kessel samt Baustelle.
So kam es, dass der Rezensent nur noch die letzten Takte von Avatar mitbekam: Sänger Johannes Eckerström unterhielt die Konzert-Crowd in tadellosem Deutsch. Soundmäßig lieferte die Band recht amtlich ab, aber die Wenigsten dürften an diesem Wochenende den Cannstatter Wasen wegen der Schweden besucht haben. Auf dem matschigen Geläuf warteten dazu reichlich Fressbuden und Getränkestände - mit gepfeffertem Preisniveau: der halbe Liter Beck's für satte sieben Euro? Alter ...
Ein Front-Tier namens Bruce
Doch als nach der Umbaupause endlich UFOs "Doctor Doctor" aus den Lautsprechern schallert, nehmen 45.000 Fans die Habachtstellung ein. Alle sind da, und ab dafür: Mit "Murders In The Rue Morgue", "Wrathchild", "Killers" und "Phantom Of The Opera" läuten Iron Maiden ein Best Of-Set ein, das besonders Fans der alten Alben verzückt.
Spielfreudig wie eh und je präsentieren sich die britischen Heavy Metal-Helden mit ihrem Front-Tier, dem man seine bald 67 Jahre zu keinem Zeitpunkt anhört. Im Gegenteil. Beständig hechtet Bruce Dickinson von einer Bühnenseite zur anderen und animiert mühelos das Publikum. Im Vergleich zu ihm bleibt der Aktionsradius der Gitarristen Adrian Smith und Dave Murray überschaubar. Der dritte Klampfer im Bunde, Janick Gers, kann es dagegen nicht lassen, er posiert, wirbelt seine Klampfe herum, tänzelt und zieht sein gewohntes Rumgehampel ab, mit dem Maiden-Fans eben klarkommen müssen.
Eddie und mehr
Das markanteste Gimmick - neben den diversen Keilereien mit Bandmaskottchen Eddie - kommt bei "Hallowed Be Thy Name" zum Einsatz: Erst performt Dickinson als zum Tode verurteilter Delinquent in einem Käfig, ehe aus dem Nichts eine gewundene Treppe auftaucht, die er während der Gitarrensoli hinaufsteigt und dabei auf der Leinwand von einem Geist verfolgt wird. Schließlich baumelt er per Projektion am Galgen und fällt scheinbar von der Bühne. Zum finalen Vocaleinsatz blitzt und raucht es, und Bruce steht wieder auf der Bühne. Fein gemacht, das.
Überhaupt beeindrucken die Visuals der Iron Maiden-Show. Lediglich die geplante Albatross-Drohne bei "Rime Of The Ancient Mariner" startet Dickinson zufolge wegen des bescheidenen Wetters heute nicht.
Die Setlist sitzt
Auch wenn man den einen oder anderen Klassiker vermisst haben sollte, lässt sich an der Setlist am Ende nicht groß herummäkeln. Für einen retrospektiv angelegten Gig haben Maiden genügend Schmankerl im Backkatalog parat. Den Kehraus übernimmt dann "Wasted Years", und so warte ich noch immer vergebens darauf, einmal "Alexander The Great" live hören zu können. Aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Vielleicht wird es ja noch was.
Heute treten Iron Maiden nach gestern ein zweites Mal in der Berliner Waldbühne auf, der letzte Gig ihres Deutschland-Runs im Rahmen der aktuellen "Run For Your Lives World Tour".
2 Kommentare mit einer Antwort
War das Konzert jetzt in Berlin oder in Habachtstellung Kreis Unterföhring ich bin verwirrt?
Kleinkitzighofen
Die "Treppe aus dem Nichts" war Teil der Projektion....