Mit einem Vorwort von Kris Kristofferson gelangt die einzige autorisierte, deutsche Johnny Cash-Biografie in den Handel. Zum Glück hält Steve Turners "Ein Mann Namens Cash", was der hohe Fan-Anspruch erwartet.
Konstanz (mis) - Man sollte denken, es gäbe mit den zweifellos gründlichen Autobiographien "Man In Black" (1975) und "Cash - The Autobiography" (1998) schon genügend essenzielle Quellen über das facettenreiche und an berichtenswerten Eskapaden reiche Leben und Wirken des Country-Giganten Johnny Cash. In Wahrheit fügt der Londoner Musikjournalist Steve Turner (Times, Rolling Stone) mit "Ein Mann Namens Cash" (384 Seiten, gebunden) den genannten Standardwerken nun ein weiteres in Form einer Biografie hinzu, das erstmals in deutscher Sprache erscheint und darüberhinaus ein interessantes Interview aus dem Jahr 1988 beinhaltet.
Das Buch richtet sich sowohl an angestammte Fans als auch an Neu-Einsteiger, um ins faszinierende und bunte Universum des Schwarzträgers Cash zu entführen. Mit Feingefühl, Kenntnisreichtum und unglaublicher Quellen-Präzision begleitet Turner den Menschen Johnny Cash auf seinen zahlreichen Lebensstationen; von seiner Kindheit, die der kleine John auf den Baumwollfeldern in Ost-Arkansas und vor dem heimischen Radiogerät verbrachte, über den Militärdienst in Landsberg am Lech, seine ersten Erfolge bei Sun Records, die ausufernden Drogenprobleme, Karriere-Durstrecken und späte Grammy-Erfolge mit Rick Rubin.
Zwar wundert man sich ab und an, wie Turner an Originalzitate von Menschen kommen konnte, die vor mehr als siebzig Jahren irgendwo in der Nachbarschaft der Cashs gewohnt, mit Johnny jedoch nicht einmal entfernt zu tun hatten. Dem Autor einen Hang zum Fabulieren anzudichten wäre indes unanständig, zumal er sein Werk von der gesamten Cash-Familie absegnen ließ und der journalistischen Sorgfaltspflicht mehr als gerecht wird, indem er Artikel aus örtlichen Zeitungen wie dem Nashville Tennessean aus den 50ern und sogar den Dyess Eagle von 1939 zitiert.
Gerade der selbsternannte Poet Cash neigte in seinen Werken ja gerne dazu, Geschichten auszuschmücken, was dank seines Legenden-Karmas meist spontan für bare Münze genommen wurde. So räumt Turner beispielsweise mit der Anekdote auf, Cash habe auf der Air Force-Basis in Landsberg als erster die Nachricht von Stalins Tod entschlüsselt. Die Liebe zu June Carter, ein zentraler Fixpunkt im Leben und der Karriere von Johnny Cash, verbildlicht Turner dagegen gleich mit seinem Einstieg.
Der Leser wird an June Carters Krankenbett im März 2003 geführt und erlebt die Verzweiflung des Gatten über ihren nahenden Tod hautnah mit. Gespräche mit Cashs Kindern und Rick Rubin zeigen außerdem auf, wie Cash dennoch die Kraft aufbrachte, um anschließend sein musikalisches Vermächtnis, das Album "The Man Comes Around", fertig zu stellen. Diese zahlreichen Blicke hinter die Kulissen machen "Ein Mann Namens Cash" zu einem essenziellen Cash-Nachschlagewerk, das selbstverständlich über Chronologie, Diskografie und ein Namensregister verfügt.
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