Tipper Gore sorgt sich um die Jugend. Mann Al um die Umwelt. Tipper kämpft tapfer und unerschrocken gegen schmutzige Worte in Populärmusik, Gatte Al gegen Kohlendioxid in der Luft. Am Wochenende hat Al zur Rettung der Welt - ausgerechnet - ein Popkonzert organisiert. Vermutlich das größte aller Zeiten. Ob der Haussegen bei Gores jetzt schief hängt?
Erde (rai) - Tipper Gore, das ist die Frau, die immer diese stylischen "Parental Advisory"-Sticker auf Eure Hip Hop-CDs klebt. Irgendwann Mitte der 80er sah sie ihre elfjährige Tochter dem Prince-Song "Darling Nikki" vom 84er-Album "Purple Rain" lauschen.
Tipper war schockiert, geht es in dem ordentlichen Funkrocker doch vordergründig um Themen wie Masturbation, Missbrauch, Sex.
Vor derartigem Content wollte Tipper andere Eltern unbedingt beschützen, und so gründete sie das Parent's Music Resource Center und erfand jene schwarzweißen Sticker, die mittlerweile fest zur Ikonographie der Popkultur gehören und für jugendliche Musikkonsumenten einen nicht unerheblichen Kaufanreiz darstellen: "Parental Advisory - Explicit Content".
Ehegatte Al wäre übrigens vor ein paar Jahren fast mal Präsident der USA geworden. Hat dann aber nicht ganz hingehauen, weil er größere intellektuelle Fähigkeiten, eine ausgereiftere Moral, ein komplexeres Weltverständnis und mehr Wählerstimmen hatte als sein Konkurrent. Da sind sie ein bisschen komisch, die Amis.
Jedenfalls: Tippers Stecher ist 'ne coole Sau, schert sich einen Scheiß um Frauchens Aufkleber und hat am Samstag ein Popkonzert veranstaltet mit massig Bands, vor deren Texten unsere Eltern immer gewarnt werden: Kanye West, Akon, die Red Hot Chili Peppers, Black Eyed Peas, Snoop Dogg, Xzibit, Madonna, Lenny Kravitz, Linkin Park, Spınal Tap, die Beastie Boys und zig mehr. Und für Tipper: James Blunt.
Ging dann aber eh um ganz anderen Content: Welt retten vorm schlechten Klima. Mehr als 24 Stunden dauerte der bunte Crossover-Reigen aus Pop, Poprock, urbanem Pop, Folkpop und Schmusepop in Australien, Japan, USA, England, Deutschland, Brasilien, Südafrika und der Antarktis.
Ein Fest der Aufmerksamkeitsökonomie, in anrührender Live Aid-Tradition. Nur dass es diesmal nicht in erster Linie gegen böse Politiker ging, sondern um uns alle. Denn das Problem mit der Umwelt ist ja, dass wir westlichen Industriekinder selbst einen Gutteil Klima mitversauen wenn wir cruisen, billigfliegen, in Standby schalten.
Darauf hinzuweisen und Mark M. aus Atlanta das Versprechen abzuringen, den SUV einmal die Woche in der Garage zu lassen, war den teilnehmenden Künstlern glaubhaft ehrliches Anliegen. Und dafür, dass solche Veranstaltungen noch verkaufserfolgsfördernder sind als Parental Advisories ... naja, dafür kann ja niemand was. Alles in allem ein Megamultimediaspektakel mit einem guten Zweck, auf den wir nicht versäumt haben wollen, Euch hinzuweisen.
Wie die Konzerte waren? Keine Ahnung, konnte nicht gucken, Wetter war zu gut.
58 Kommentare
Live Earth...was fürn Scherz...die reinste Band promo maschine...und wie viele Tonnen CO2 hat der spaß gekostet? da stehen sich anliegen und durchführung aber äußerst kritisch gegenüber....
...und ach ja...bitte schaltet eure glühbirnen für eine Stunde aus...aber den Fernseher bitte anlassen, sonst wisst ihr ja nicht wann ihr wieder licht machen dürft!
haha
Nee, ich lass lieber alles so da stehn und glaub jeden Mist, den man mir erzählt. Das macht die Welt nämlich viel besser als wie sie so ist wie die wo immer alles besser machen wollen gern haben wollen täten. Oder tun würden, wenn sie könnten.
@Voodoo (« Wenn auf einer Benefizgala zugunsten hungernder Kids in Afrika Geld gesammelt wird, heult doch auch niemand über das Catering für die Promis! Klar hat so ein globales Megaevent auch CO2 verursacht, aber es hat vor allem bewirkt, dass sich die ganze Welt über das Thema unterhält und die Dringlichkeit erkennt. So tragisch das ist, aber es bedarf solcher Events um die Leute auf so was aufmerksam zu machen. Vor Jahren wurde man beim Thema CO2-Ausstoß als Öko belächelt und heute steht in jeder Autowerbung was darüber. Außerdem - wer krampfhaft ein Gegenargument sucht, findet auch was! »):
immer noch lustig mit anzusehen, wie hier anscheinend 99% der leute davon überzeugt sind, dass die böse menschheit so viel böses co2 in den himmel pupst, dass uns selbiger bald auf den kopf fällt. das gegenargument muss man nicht krampfhaft suchen, es existiert bereits.
@Leipziger (« @kamahuber (« @Leipziger (« Boah Tipper Gore ist ja sooo häßlich.... »):
wenn du das auf deinem pic bist, du auch^^! »):
Habe ich das Gegenteil bahauptet??
Wenn du meinst du tätest besser aussehen, hab ein bisschen Mumm und stell ein Bild rein....... »):
war n scherz...peace