Am 22. April erscheint das neue Madonna-Album "American Life". LAUT hörte für euch schon mal vorab hinein.
München (mis) - Die Wände der Münchner WEA-Dependance sind mit Gold- und Silbertrophäen übersäht. Erfolgreiche Album-Produkte von Stefan Waggershausen, Ideal und Snap! erinnern an eine Zeit, in der die Plattenindustrie statt MP3-Downloads noch Radioaufnahmen auf Audio-Kassetten fürchtete. Heute ist eine Angestellte des Warner-Konzerns eigens aus England angereist, um vor deutschen Journalisten eine simple CD mit elf Songs einzulegen. Doch die Songs sind nicht von irgendjemandem, sie sind von Madonna, und das bedeutet im MP3-Zeitalter nunmal erhöhte Vorsicht.
Handys aus, Block raus, Ruhe bitte. Die Single "American Life" eröffnet. Reduzierte Elektrosounds bilden, unterfüttert von rhythmisch retardierenden Beats, eine strauchelnde Grundlage für Madonnas Gesangslinie. Dadurch wirkt sie im Laufe des Songs oftmals asynchron zur Instrumentierung. Im Refrain setzen akustische Gitarren ein, ein abruptes Break lässt die Beats verharren und am Ende darf Madonna sogar ein paar Verse über ihr Leben als amerikanischer Superstar rappen. Der Song ist kennzeichnend für den Club-Sound des neuen Albums und trägt einmal mehr die Handschrift ihres Top-Producers Mirwais, der schon "Music" zum Erfolg trimmte.
Weitere potenzielle Club-Brenner sind (neben "Die Another Day") das grandiose "I'm So Stupid" und "Nobody Knows Me". Der Erstgenannte bietet den mächtigsten Song-Beginn auf: Madonnas Stimme trifft auf eine akzentuierte Akustikgitarre und einen polternden Basslauf, wieder treiben fette Beats, coole Breaks und durchgehende Hi-Hats das Ganze asynchron an, bis Madonnas Stimme sich zu einem ätzenden Ton verfremdet und nur noch die Zeile "Everybody's looking for something" nachhallt, die man schon von den Eurythmics kennt.
"Nobody Knows Me" gerät dann derart zur gekünstelten Vocoder- und Soundgimmick-Party, dass man beinahe geneigt ist, Mirwais am Schlawittchen zu packen. Doch allein der groovende Mittelteil rehabilitiert den Franzosen aus dem Stand. Abseits der Tanzfläche bietet Madonna dann ihr ganzes Pop-Können auf: Klingt die kommende Single "Hollywood" beinahe noch zu lieblich, könnte sich "Intervention" zu einem ihrer besten Songs seit Jahren mausern: einem Chili Peppers-mäßigen Gitarrenlick werden Beats untergejubelt, im Refrain steigen die Akustikgitarren ein und schließlich bringt Madonna einen unschlagbaren Refrain.
Im Lagerfeuer-Song "X-Static Process" verzichtet sie zu Gunsten der Klampfe vollständig auf Beats und im elektronischen Midtempo "Mother & Father" lässt sie sich wieder zu einem kleinen Rap-Einsatz hinreißen. Stärker als noch bei "Music" hört man dem Album an, wie sehr Produzent Mirwais mittlerweile das musikalische Madonna-Bild mitzeichnet. Fiepende, teilweise schon knarzende Elektronik gepaart mit Akustikgitarren sind noch immer das Groove-Faible des Franzosen. Dass auch "American Life" bald in Gold eingerahmt hinter Glas an der Münchner WEA-Erfolgswand hängt, daran bestehen wenig Zweifel.
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