Mayhem-Bassist Necrobutcher reflektiert den wohl grausamsten Tag in der Geschichte des Black Metal: Vargs Mord an Euronymus.
Norwegen (lei) - Der 10. August 1993 sollte als einer der grausamsten Tage der Musikhistorie in die Geschichtsbücher eingehen: Burzum-Gründer Varg Vikernes ermordete kaltblütig Euronymus, den Gitarristen der norwegischen Black Metal-Band Mayhem.
26 Jahre später rückt Mayhem-Bassist Jørn Stubberude alias Necorbutcher das schicksalshafte Ereignis im Interview mit Consequence of Sound in ein neues Licht.
Chronologie einer Tragödie
Der Stein der 1991 alles ins Rollen brachte, war der Suizid des Sängers Per Yngve "Dead" Ohlin, dessen Leiche von Øystein "Euronymus" Aarseth gefunden wurde. Dieser verständigte allerdings nicht sofort die Polizei, sondern fotografierte die Leiche zunächst und nutzte die Bilder später als Cover des zu Kultstatus erhobenen "Dawn Of The Black Hearts"-Bootlegs.
Aufgrund dessen verließ Bassist Necrobutcher Mayhem. Als Ersatz kamen unter anderem der ungarische Sänger Attila Cshiar sowie der Multiinstrumentalist Varg "Count Grishnackh" Vikernes. Während der Aufnahmen zum Debütalbum "De Mysteriis Dom Sathanas" kam es immer wieder zu internen Auseinandersetzungen. Euronymus geriet dabei mit Vikernes aneinander. Der begann zu dieser Zeit landesweit Kirchen in Brand zu setzen, um sein Commitment zum Black Metal zu unter Beweis zu stellen.
Als das Verhalten der Band über Norwegen hinaus Schlagzeilen machte, gefielen sich Mayhem noch mehr in der Rolle der 'bösen Satanisten'. Euronymus etwa setzte zu dieser Zeit auch Gerüchte in die Welt, er habe Pers Leiche nicht nur fotografiert, sondern auch Teile seines Hirns verspeist und Ketten aus seinen Knochensplittern gebastelt.
1993 gipfelte die Rivalität zwischen Varg und Euronymus in besagtem Mord. Vikernes reiste nachts von Bergen nach Oslo, um auf Wunsch des Gitarristen "miteinander zu reden". Die Situation eskalierte und Varg tötete Euronymus mit 23 Stichen. Anschließend bestand er darauf, in Notwehr gehandelt zu haben. Er sei bewaffnet gewesen, da er vermutet habe, dass ihn Euronymus habe foltern und töten wollen.
1994 wurde Varg zu 21 Jahren Gefängnis verurteilt. Im Zuge des Prozesses wurde auch Bård Guldvik "Faust" Eithun, der Drummer von Emperor, festgenommen. Er hatte Varg zuvor gestanden, 1992 einen Schwulen in Lillehammer erstochen zu haben.
"Fuck, ich muss nach Hause, Waffen und Drogen entsorgen"
Ein Jahr später brachte Necrobutcher die Band in neuer Besetzung dann wieder zusammen. 2006 kehrte auch Atilla zurück. Zum 25-jährigen Jubiläum von "De Mysteriis Dom Sathanas" und im Rahmen der Promo zum kommenden, neuen Album "Daemon" sprachen Mayhem auch über die Ereignisse Anfang der 90er.
Deads Suizid habe ihn damals hart getroffen, so Bassist Necrobutcher: "Das erste Jahr war besonders schlimm, insbesondere weil mein "Freund" Euronymus verdammte Fotos von seiner Leiche gemacht hatte". Sichtlich um Fassung bemüht, fährt er fort: "Da einige Jahre vergangen sind, kann ich es erzählen. Ich war selbst auf dem Weg, ihn umzubringen. Als es passierte, und ich es morgens in der Zeitung gelesen habe, dachte ich: 'Fuck, ich muss nach Hause und all meine Waffen und Drogen entsorgen, sicherlich werden sie als erstes nach mir suchen."
Weiterhin unterstellt er der Polizei, von allem gewusst zu haben: "Die norwegische Polizei hatte Count Grishnackh bereits verhaftet, weil sie sein Telefon abgehört hatten. Er redete bereits über den Mord als er noch in Bergen war, also dachten sie sich wahrscheinlich: 'Wir konnten ihm die Kirchenbrände nicht nachweisen, also lass ihn uns jetzt wegens Mordes schnappen und gleichzeitig den verdammten Typen in Olso los werden.'"
Die Rückkehr des Sängers Attila Csihar und die Liveperfomances von "De Mysteriis Dom Sathanas" seien außerdem "therapeutische Erlebnisse" für ihn gewesen. Am 25. OKtober erscheint "Daemon", das sechste Album Mayhems.
5 Kommentare mit 18 Antworten
OMG Øystein war ein minusmensch!!1 das kommt jetzt aber überraschend...
Krass ich habe heute erst Lords of Chaos gesehen. Waren schon kranke Leute.
Wenn du wirklich Interesse an der Thematik hast, solltest du die hervorragende Doku "Until the light takes us" ansehen. Die macht "Lords of Chaos" schlicht überflüssig.
ja. aber LoC fängt tatsächlich den vibe von damals ziemlich gut ein. ich war überrasccht
Das sehe ich anders, aber es ist natürlich okay, wenn er dir gefallen hat. Es ist halt ein Film, der - milde ausgedrückt - die Fakten verfälscht und nötigenfalls aufbauscht, um unterhaltsam zu sein und sich bestmöglich zu verkaufen.
Soweit ich gelesen und gesehen habe, waren die Personen, um die sich der Film dreht, nicht hellauf begeistert. Den Grund dafür verstehe ich sehr gut...
Danke für die Info. Werd mal reinschauen. Und ich fand loc hat seinen Job gut gemacht denn er hat mich dazu bewegt, selbst nachzuforschen.
Black Metal ist ähnlich überflüssig und seicht wie Schlager.
Die Protagonisten bringen aber deutlich unterhaltsamere Aktionen.
Ersetze „Black Metal“ durch „Rap“ und wir gehen konform.
@ragism
Die Bands der 1. Black Metal-Welle waren größtenteils schon sehr gut. Die Jungs haben ihre Persönlichkeit extrem gut vertont. So was wird heute immer seltener.
erste welle waren venom, celtic frost, sarcofago, hellhammer usw alles ab ca 1990 war 2. welle
Hast ja recht.ich meinte auch eher die 1. skandinavische Black Metal-Welle. Und die war ab 1990.
"Der begann zu dieser Zeit landesweit Kirchen in Brand zu setzen, um sein Commitment zum Black Metal zu unter Beweis zu stellen."
Dies konnte ihm nie nachgewiesen werden und von "landesweit" kann man sowieso nicht sprechen.
Der Artikel ist genauso lächerlich wie "Lords of Chaos".
Kann natürlich sein, daß er sich da mit fremden Lorbeeren geschmückt hat. Lächerlich genug ist die Szene ja allemal.
Abseits davon, ob man die Szene als lächerlich empfindet, hat Vikernes sich nie damit gebrüstet, für die Kirchenbrände verantwortlich zu sein. Es war ihm sicherlich nicht unrecht, aber faktisch wurde(n) der/die Täter nie ausfindig gemacht.
gabs da nicht mal ein t-hemd. burzum tour '92 soon near at your church oder so? fausti von emperor hat übrigens auch fließig gezündelt... allerdings würde ich auf dinge, die louis cachet wenig geben. der ändert seine versionen recht zyklisch
Die gab es bestimmt, aber die Frage ist, ob diese offiziell waren, was ich bezweifle.
Gut, die Sache ist ohnehin über den Berg.
Dieser Kommentar wurde vor 5 Jahren durch den Autor entfernt.
Soweit ich recherchieren konnte, hat Vikernes mit Burzum nie einen Live-Auftritt bzw. eine Tour absolviert. Daher kann man davon ausgehen, dass die Shirts inoffiziell waren. Nur zur/zum Ergänzung/Abschluss.
Die entjudungstour '42 von absurd wird es so in dieser Form vermutlich auch nicht gegeben haben die Hemden hingegen waren offizieller als so manches, was released wurde
yngwie 1000 copies der aske ep beinhalteten ja auch ein feuerzeug mit dem abbild der kirche
Na gut, ich gebe mich geschlagen.
Burzum bleibt trotzdem eines meiner liebsten Projekte im Black-Metal, auch wenn Vikernes einen mächtigen Sprung in der Denkschüssel hat. (((kwT)))