In einem ausführlichen Statement, das morgen im britischen Guardian erscheint, nimmt Morrissey zum umstrittenen Interview mit dem NME und den Rassismus-Vorwürfen Stellung.
London (mis) - "Vergangene Woche habe ich Klage gegen den NME eingereicht, da vorsätzlich versucht wurde, mich innerhalb eines Interviews zur Auflagensteigerung als Rassisten darzustellen", beginnt der britische Sänger Morrissey heute sein Statement zu den seit Veröffentlichung der aktuellen Wochenblatt-Ausgabe im Raum stehenden Anschuldigungen (laut.de berichtete).
"Das abgedruckte Interview hat in dieser Form in der Realität nie stattgefunden. Ich verabscheue Rassismus und Unterdrückung jeglicher Art und kann die Vorwürfe daher unmöglich unkommentiert lassen. Rassismus befindet sich außerhalb des gesunden Menschenverstands und hat meiner Ansicht nach keinen Platz in unserer Gesellschaft", stellt der Sänger klar.
Hinter der Kampagne vermutet Morrissey eine Kombination aus Niedertracht und simplen Rachegelüsten des NME-Chefredakteurs Conor McNicholas. Letztere könnten sich aus seinem Verzicht gespeist haben, den ihm angebotenen "Godlike Genius Award" anzunehmen sowie seiner Absage, auf der NME-Awardshow aufzutreten, was er generell ablehne.
Über ganze drei Absätze hinweg versucht der ehemalige Smiths-Sänger anschließend unter Nennung zahlreicher, seiner Ansicht nach "talentierter" Ex-Autoren darzulegen, welch einzigartige Stellung der NME früher inne hatte, als dessen Texte "uns alle vor der glühenden Langeweile bewahrten."
Der "neue NME" unter dem "hinterlistigen und boshaften" McNicholas sei dagegen spätestens nach dieser schamlosen Attacke bar jeglicher Relevanz, was alleine schon die regelmäßigen Interviews der Sorte "Hi Kumpel, gestern wieder strunzvoll gewesen, haha" belegen würden. Seine Antworten seien "manipuliert, gekürzt und neu entworfen" worden. Die wenige Monate alte NME-Meldung, er wolle "gerne einmal in Teheran auftreten", sei scheinbar komplett verdrängt worden.
Auch NME-Interviewer Tim Jonze, der McNicholas vorwirft, seinen Originaltext verändert zu haben, bekommt vom Grandseigneur des Pop sein Fett ab. "Ich möchte nicht allzu hart mit ihm ins Gericht gehen, aber als ich ihn sah, dachte ich zunächst, jemand hätte sein Kind zum Interview mitgebracht. Seine Nase lief praktisch die ganze Zeit (...) und jede meiner Antworten wurde mit einem Schulmädchen-Grinsen erwidert", dreht Morrissey auf.
Nachhaltig geschockt sei er gewesen, als Jonze ihm eingestand, David Bowies Song "Drive-In Saturday" nicht zu kennen und überhaupt über Bowie "nichts zu wissen". Der laut McNicholas beste NME-Journalist wisse demnach nichts über einen Mann, der "die britische Kultur im Alleingang veränderte", so Morrissey gehässig.
Auch zu den angeblich rassistischen Interviewpassagen nimmt er Stellung. Er habe Knightsbridge als Synonym für die Pluralität der britischen Bevölkerungsteile bewusst gewählt, da ihm dieser Ort schon immer als einer der angespanntesten in ganz London erschien. Jonzes Antwort darauf sei gewesen: "Knightsbridge? Ist das bei Harrods?"
Er habe Jonze im Gespräch außerdem versichert, die vom NME unterstützte "Love Music Hate Racism"-Kampagne zu befürworten, wie er es bereits Anfang November in einer E-Mail an McNicholas tat, die aber ignoriert und den Aktivisten der Kampagne nie vorgelegt wurde. Umso mehr freut sich der Sänger nun, das Logo der Organisation auf allen Werbemitteln seiner kommenden UK-Tournee zu platzieren und in den Hallen Infostände anbieten zu können.
Allen Bands und Künstlern, die dem Wochenblatt "eNeMEy" in Zukunft ein Interview geben, wünscht er abschließend viel Glück und empfiehlt mit Nachdruck, einen Rechtsanwalt zum Gespräch mitzunehmen.
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