Das Open Source Festival hat sich in seinem mittlerweile zwölfjährigen Bestehen fest in der Festivalszene Nordrhein-Westfalens etabliert. Das jährlich stattfindende Ein-Tages-Festival bietet einen angenehmen Mix aus Punk, Indie, Rock, Pop und Elektronik und ist eines der kulturellen Aushängeschilder der Landeshauptstadt Düsseldorf. Wir haben uns das Musikevent, das auf der malerischen Galopprennbahn im Stadtteil Grafenberg stattfindet, einmal genauer angesehen und sagen euch, was es den seinen Besuchern zu bieten hat?

Düsseldorf (gb) - Das Open Source Festival ist inzwischen 12 Jahre alt und begrüßt jährlich rund 6.500 Besucher. Damit zählt es nicht zu den ganz großen Festivals der Region, kann sich jedoch mit einem immer wieder innovativen Line-Up abseits des Mainstream behaupten. Die nationalen und internationalen Music-Acts verteilen sich auf drei Bühnen auf dem das Areal der Galopprennbahn. Neben einer Mainstage, auf der naturgemäß die Headliner zuhause sind, gibt es die Carhartt WIP Bühne, die vorwiegend dem Elektro-Genre vorbehalten ist.

Drei Bühnen mit internationalen und lokalen Acts

Das Tripple komplett macht die sipgate Young Talent Stage, die, wie es schon der Name vermuten lässt, lokalen Newcomern eine Bühne bietet. Dieser regionale Faktor macht das Open Source denn auch besonders sympathisch. Die Macher helfen jungen Bands, DJ’s und Solokünstlern dabei, erste Festival-Erfahrung zu sammeln und sich einen Namen zu erspielen. Dass das funktioniert beweist einer der diesjährigen Headliner: die mittlerweile deutschlandweit bekannte „Antilopen Gang“. Bei ihrem damaligen Auftritt auf dem Open Source Festival machten sich die drei Jungs noch einen Namen als innovative Beleidigungsmaschine. Gegen Zahlung von 20 Cent konnten sich Besucher von den HipHop-Künstler beleidigen lassen. Seither haben die Rapper Koljah, Panik Panzer und Danger Dan enorm an Popularität gewonnen und landeten zuletzt mit ihrem Album „Anarchie und Alltag“ auf Platz eins der deutschen Album Charts. Ihre aktuelle Tour ist so gut wie ausverkauft. Auch der Düsseldorfer DJ und „Salon Des Amateurs“ Resident Eiger Nordwand ist ein lokaler Act, der durch das Festival enorm profitiert hat.

Im Galopp Richtung Sonnenuntergang

Eine Galopprennbahn im Wald, der an umliegende Mehrfamilienhäusern grenzt und ein bürgerliches Vorstadtidyll ausstrahlt. Das ist der Ausrichtungsort eines Festivals – das klingt erst mal untypisch. Doch beim genaueren Hinsehen wird klar, dass die Idee geradezu genial ist. Die Galopprennbahn im wunderschönen Grafenbergerwald qualifiziert sich schon durch ihre einzigartige Lage. Denn die Grafenberger Reitsportanlage liegt abgeschottet vom Trubel und trotzdem zentral in der City. Hier fühlt man sich fast wie in New England, seines Zeichens Austragungsort ansehnlicher Pferderennen.

Sicher, die Stimmung hier auf der Galopprennbahn ist eine andere völlig als bei den Megaevents à la Rock am Ring oder Parookaville. Es geht deutlich familiärer zu - Kritiker sprechen hinter vorgehaltener Hand von elitär. Denn wo sich sonst die Schönen und Reichen bei Pferdewetten die Zeit vertreiben, treffen beim Open Source Festival Hipster und Trendsetter auf Normalos und Nischenfans. Die außergewöhnliche Auswahl der Musik-Acts und das breit gefächerte Drumherum tun ihr Übriges. Das OSF hat seinen ganz eigenen Charme. Überfüllte Campingwiesen mit Zeltlagerflair sucht man hier vergebens. Vielmehr bietet das gut organisierte Festivalgelände reichlich Platz für alle Besucher. Man kann sich jederzeit bequem auf die grüne Wiese setzen oder platzintensiv vor der Bühne abzappeln. Nie hat man den Eindruck in der Masse unter zu gehen oder sich zu verirren. Hier entsteht ein buntes, relaxtes Ganzes. Egal wie alt, egal woher, egal was du trägst. Gelassenheit und Entspannungs-Modus werden hier groß geschrieben. Die OSF-Gänger sind nicht nur wegen der Musik hier. Sie wollen auch etwas neues zu entdecken und ansonsten gemütlich durch den Tag plätschern. Bei guter Musik, facettenreichen Angeboten und leckerem (gerne veganem) Essen.

Line-Up mit Überraschungspotential

Das Line-Up des Open Source Festivals sorgt immer wieder für Überraschungen. Musikalische Vielfalt wird groß geschrieben und dabei schwimmt man gerne mal gegen den Strom. Die Musik könnte man als dynamisch, experimentell und vielfältig bezeichnen. Überhaupt zeigen die Düsseldorfer, stellvertretend für all die anderen Eintags-Festivals, dass der kleinere Rahmen immer noch groß genug ist für Internationalität. Im Line Up des diesjährigen Festivals stehen daher unter anderem der Däne Trentemøller, die Australier von The Temper Trap, die Lokalmatadoren von der Antilopen Gang, die kanadischen Austra, Die Sterne aus Hamburg, der Brite Gaika, die kenianische Gruppe Ogoya Nengo & The Dodo Women’s Group, die Düsseldorfer Band BAR und viele andere mehr. Diese Vielfalt ist die Stärke des Düsseldorfer Festivals, die dafür sorgt, dass es trotz (oder grade wegen) seiner Überschaubarkeit im nationalen Vergleich zwischen den Festivalgrößen, Haldern Pop, Ruhr in Love, Summer Jam oder Juicy Beats bestehen kann.

Interessantes Rahmenprogramm

Das Open Source Festival bietet seinen Gästen jedoch noch mehr als außergewöhnliche Musiker und eine ganz spezielle Atmosphäre. Wer nach der Tanzparty vor der Bühne eine kleine Pause benötigt, kann sich so zum Beispiel bei dem „Open Squares“, einem vielfältigen Kreativ-Bazar der lokalen Szene, eine bequeme Auszeit nehmen. Hier zeigt die rheinländische Kreativszene an zahlreichen Ständen ihre Werke und lädt zum munteren Austausch ein. Die Plattform richtet sich an Designer, Fotografen und andere Künstler und wird sogar vom Ministerium für Handwerk, Energie, Industrie, Mittelstand und Wirtschaft des Land NRW gefördert. Doch auch die Kreativität der Besucher soll im Open Square zu Tage gefördert werden.

Dafür gibt es eine Kreativecke in der man funky Postkarten im Open Source Design bemalen und mit Grüßen an die Liebsten daheim direkt versenden kann. Auf kulinarischer Ebene wird darauf geachtet, dass es nicht nur x-beliebiges Imbissfutter gibt. So treten an die Stelle standardisierter Pommesbuden ausgewählte Food Trucks, die vielfältige und individuelle Leckereien versprechen. So gibt es zum Beispiel saftige Pulled-Pork Burger, besten Kaffee oder hausgemachtes Eis. Zudem gibt es verschiedene vegetarische und vegane Speisen. Logisch das man dafür mitunter etwas tiefer in die Tasche greifen muss, als bei der klassischen Pommes Rot Weiss. Wer den Picknickkorb packen möchte, um sich damit auf der grünen Wiese vor der Bühne oder auf der Tribüne niederzulassen, dem sei gesagt: wie bei den meisten Großveranstaltungen untersagen natürlich auch die Regularien des Open Source Festivals das Mitbringen von eigenen Speisen und Getränken.

Vielfältige Aftershowpartys

Und nach Sonnenuntergang ist noch lange nicht Schluss. In der Düsseldorfer Innenstadt bieten die drei offiziellen Aftershow-Partys das optimale Anschlussprogramm. In diesem Jahr sind diese im Herzen der Düsseldorf Altstadt, in den benachbarten Clubs Cube (Mertensgasse 8) und Silque (Mertensgasse 4) beheimatet. Hier verspricht die Veranstaltungsreihe „Haut & Knochen“ eine besondere Nacht. Neun DJ’s warten ab 22 Uhr auf das tanzwütige Publikum. Auf die Plattenteller kommt Indie, Funk, Soul, Bass, Afrobeat, Disco, House, Techno – also ein ähnlich vielfältiges Programm wie zuvor auf den drei Stages des Festivals. Für Gäste des Open Source Festival gilt vergünstigter Eintritt, alle anderen Gäste dürfen aber auch einen Blick in die Katakomben der beiden überschaubaren Clubs werfen. Hier dürfte es im weiteren Verlauf dann recht kuschelig werden.

Weniger Zeit, genauso viel Erlebnis: Die Vor- und Nachteile des kurzen Festivals

Das klingt ja alles ganz toll, werden eifrige Festival-Fans jetzt sagen. Aber das Open Source Festival ist doch gar kein richtiges Festival - es ist ein EIN-TAGES-Festival. Wie soll es einem Menschen möglich seien, das volle Festivalerlebnis in nur einen Tag mit nicht einmal vollen 24 Stunden abspulen? Unterm Strich ist es zweifellos eine sehr individuelle und typabhängige Frage ist, ob man auf die Festival-„Kultur“ unserer Zeit steht oder nicht. Die Argumente für das mehrtägige Überlebenstraining auf einem Festival basieren auf einem gewollten Minimalismus in so gut wie allen Bereichen des alltäglichen Lebens. Wichtig ist vor allem das Überleben und Erleben. Man sucht dabei den Ausbruch aus dem Alltäglichen, begleitet von der Musik die man liebt und lebt. Für viele klingt genau das verlockend und abenteuerlich: seinen gewohnten, heimischen Luxus und die eigene Komfortzone für eine definierte Zeit zu verlassen. Hinzu kommt natürlich der ganz besondere Erlebnischarakter eines solchen Events, tausendfach geteilt mit den ganzen anderen Verrückten, die sich auf dem Festivalgelände tummeln.

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Im Anbetracht dessen ist es auch irgendwie verständlich, wenn „normale“ Konzertbesucher und Gäste auf eintägigen Festivals als Spießer abgeurteilt werden, oder nicht? Zwar haben auch die nichts gegen das eine oder andere Bier, weigern sich aber, es zwingend zum weitestgehend ausschließlichen Nahrungsmittel zu erklären (abgesehen natürlich von dem gelegentlichen, konservierten Fraß aus der Dose). Und nicht zuletzt, weil sie sich den obligatorischen Folgen des Schlafmangels und mangelnder Körperhygiene verweigern.

Doch wer sich und andere über mehrere Tage hinweg in derselben Unterwäsche erträgt, sollte auch fähig seien andere Meinungen zu akzeptieren. Diese Maxime ist Grundlage des Open Source Festivals. So trägt es dazu bei, den Ruf von Düsseldorf als „Global Village“ zu stärken. Den genießt die multikulturelle Rheinmetropole zwar ohnehin, aber wer ein umfassendes Festivalerlebnis an nur einem Tag bekommen kann, hat anschließend ausreichend Zeit um Neues zu entdecken. Düsseldorf ist die japanische Hochburg in Deutschland und nicht nur zum international bekannten Japan-Tag einer der wichtigsten europäischen Treffpunkte für Mangafans und Cosplayer. Bei einem Rundgang durch Düsseldorfs Klein-Tokyo kann man sich davon überzeugen. Die rheinische Offenheit, die weit über den regionalen Tellerrand reicht, macht es Besuchern grundsätzlich leicht, in Düsseldorf Fuß zu fassen. Ob beim gemütlichen Altbier an der längsten Theke der Welt, beim Shopping auf der weltbekannten Königsallee oder einer Bootstour auf dem Rhein. Besucher finden hier schnell Anschluss.

Tickets und Anfahrt

In Sache Tickets sollte man nicht den Fehler begehen, die Nachfrage vorab falsch einzuschätzen. Zwar gibt es in der Regel noch genug Tickets an der Tageskasse, jedoch sind die alljährlich wachsenden Zuschauerzahlen Beweis genug für die steigende Popularität der Veranstaltung. Zudem konnte anlässlich des 10-jährigen Jubiläums vor zwei Jahren erstmals ein ausverkauftes Open Source Festival verkündet werden. Dieser Effekt kann sich durchaus wiederholen. Wer also nicht riskieren möchte, vergeblich an der Tageskasse auf ein Restticket zu warten, der sollte sich seine Eintrittskarte frühzeitig sichern. Das Open Source Festival bietet dafür auch vergünstigte Early-Bird-Tickets für die ganz Schnellen. Für alle anderen kostet das Festivalticket im Vorverkauf 36 € zzgl. Gebühren. An der Tageskasse, die sich am Haupteingang der Galopprennbahn befindet, ist selbiges für 46 € zu haben. Bei Gruppentickets im 8er-Set müssen übrigens nur sieben bezahlt werden – so kann man immerhin 36 Euro sparen. Mit den Tickets haben die Besucher Eintritt zu den Stages und allen angeschlossenen Veranstaltungspunkten auf dem Festivalgelände.

Die Tickets gelten auch als Fahrausweis für die 2. Klasse im gesamten VRR. Damit dürfte die Anreise für die meisten Gäste aus der Region Rhein und Ruhr problemlos möglich sein. Wer mit dem ÖPNV anreist, den führen die Linien U73, U83, 709, 733 (Haltestelle Burgmüllerstraße) ans Ziel. Zudem pendelt zwischen der Haltestelle Staufenplatz und der Galopprennbahn von 12:30 bis 0:30 Uhr ein kostenloser Shuttlebus. Allerdings weisen die Veranstalter daraufhin, dass sie damit schwerlich alle Besucher auf einmal bewegen können und man sich zwangsläufig auf längere Wartezeiten einstellen sollte.

Wer die Alternative zu den Öffentlichen Verkehrsmitteln oder dem privaten PKW sucht, der kann beim Carsharing-Anbieter „DriveNow“ fündig werden. Dieser hat sein Geschäftsgebiet zum Open Source Festival erweitert und bietet damit die perfekte Option, um nach der verpassten Busfahrt noch pünktlich den geliebten Künstler auf der Bühne zu sehen. Damit die Parkplatzsuche mit dem Leihfahrzeug nicht zur Geduldsprobe wird, wurden einige Parkplätze am Festival-Gelände speziell für diesen Anbieter reserviert und stehen den Nutzern kostenfrei zur Verfügung. Wer die Reise mit dem Auto antritt, der sollte die Adresse „Rennbahnstraße 20, 40629 Düsseldorf“ in sein Navi eingeben. Parkplätze gibt es für 3 Euro direkt an der Rennbahn. Wenn diese voll sind empfiehlt sich ein Parkplatz am Staufenplatz. Von dort aus kann man dann den besagten Shuttlebus zum Festivalgelände nehmen.

Freier Eintritt für Begleitpersonen von Rollstuhlfahrern

Sicherlich ist ein Musikfestival nicht unbedingt der altersgerechte Aufenthaltsort für Kinder. Beim Open Source könnten jedoch auch die ihren Spaß haben. Letztlich müssen jedoch die Eltern entscheiden, ob sie ihren Kindern den Trubel zumuten wollen. Spezielle Kinderprogramme sucht man auf dem Festivalgelände jedenfalls vergeblich. Sofern jüngere Gäste mitkommen, sollte ist ausreichender Gehörschutz eine zwingende Voraussetzung. Am Eingang des Festivals sind jedoch in der Regel nur Gehörschutzstöpsel für Erwachsene erhältlich. Daher sollte man entsprechend vorsorgen. Der Eintritt ist für die Kurzen bis einschließlich dem 12. Lebensjahr übrigens frei. Kinder ab dem 13. Lebensjahr zahlen den vollen Eintritt. Der Eintritt für unter 16-Jährige ist nur mit Begleitung eines Erziehungsberechtigten oder Erziehungsbeauftragten gestattet. Jugendliche unter dem 18. Lebensjahr dürfen sich ab 0.00 Uhr auf dem Festivalgelände nicht mehr befinden.

Natürlich sind beim OSF auch Rollstuhlfahrer herzlich willkommen. Diesen sei jedoch gesagt, dass der Vorplatz der Anlage mit Kies belegt und das Vorwärtskommen nur mit einer Begleitperson möglich ist. Dafür ist das Ticket für die Begleitperson kostenfrei. Der/Die Rollstuhlfahrer/in muss hingegen den vollen Eintritt zahlen.

Ebenfalls wichtig bei der Vorbereitungen auf jegliches Open Air Festival: das Wetter. Manchmal ist es einem wohl gesonnen und manchmal macht es einem einen Strich durch die Rechnung. Ändern kann man es erfahrungsgemäß trotzdem nicht. Deswegen bleibt Festivalbesuchern meist gar nichts anderes übrig, als sich kleidungsmäßig auf alle Eventualitäten einzustellen. Das OSF bietet jedoch einen eminenten Vorteil: die Mainstage wird direkt vor der großen Tribüne der Galopprennbahn Grafenberg aufgebaut. Dadurch ergeben sich luxuriös viele überdachte Sitzplätze.