Die deutschen Bundesländer lehnen eine Quote ab, fordern aber die stärkere Berücksichtigung von deutschsprachiger Musik im Radio auf freiwilliger Basis.
Hamburg (joga) - Die Radioquote ist erst einmal vom Tisch. Die Länder haben sich gegen eine gesetzliche Regelung für deutschsprachige Musik im Radio entschieden. Stattdessen wollen die Länder auf der morgigen Ministerpräsidentenkonferenz in Berlin eine Protokollerklärung zum Rundfunkstaatsvertrag aufnehmen. Die Protokollerklärung hat zwar keinerlei rechtliche Auswirkungen. Dennoch ist sie eine klare politische Willensäußerung der Länder.
Dem Branchendienst text intern zufolge hoffen die Länder auf eine Art freiwilliger Selbstkontrolle: "Die Länder erwarten von den Hörfunkveranstaltern insbesondere von den in der ARD zusammen geschlossenen Rundfunkanstalten und dem DeutschlandRadio eine stärkere Berücksichtigung von deutschsprachiger Musik und deshalb eine Förderung auch neuerer deutschsprachiger Musikangebote durch ausweichende Sendeplätze in den Programmen."
Die Forderung nach einem Reservat für deutschsprachige Musik war zuletzt auch von zahlreichen Politikern wie Erwin Huber (CSU) oder Wolfgang Thierse (SPD) erhoben worden. Befürworter der Quote verweisen meist auf Frankreich, das seit 1995 einen Anteil von 40 Prozent an einheimischen Produktionen verlangt. Mit Erfolg: Frankreich spürt von der weit verbreiteten Krise des Tonträgermarktes nichts, sondern kann auf satte Zuwächse verweisen, im Jahr 2001 stieg der Umsatz auf dem CD-Markt um 11 Prozent. Dabei stammen 18 der 20 meist verkauften CDs von einheimischen Künstlern.
Dabei wird jedoch oft übersehen, dass das 1995 gegen große Proteste durchgesetzte Radiogesetz nicht nur einheimische Künstler fördert, sondern vor allem auch den unbekannten Nachwuchs. Denn die Hälfte der französischen Quote ist wiederum für junge Talente reserviert, die weniger als 200.000 CDs verkauft haben.
Eine solche Regelung dürfte im Gegensatz zu der elenden Debatte um "deutschsprachige Musik " auch frischen Wind die karge deutsche Format-Radiolandschaft bringen. Und mehr Kunze müsste man auch nicht hören.
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