Die chronischen Popkultur-Innovateure betreten schon wieder neue Pfade. Das aktuelle Radiohead-Video zur semispektakulären Single "House Of Cards" basiert auf einem 3D-Scan des Yorke'schen Antlitz'.
London (mma) - Kennt ja jeder diese Metallstabkissen, auf die man Hand, Nase oder sonstige Körperteile legt, auf dass ein relativ akkurates Abbild der eigenen Formen entsteht. Die genaue Bezeichnung dieses eher unspektakulären Gimmicks will mir gerade nicht einfallen, aber ein Blick auf das Bild dieses Artikels sollte weitere Umschreibung unnötig machen.
Wir sehen das Konterfei des Thom Yorke - plastisch dargestellt, als eine Art entmenschlichte Holografie. Es sieht aus, als habe der Radiohead-Vorarbeiter für den aktuellen Clip zu "House Of Cards" sein Gesicht mal kurz in eines der erwähnten Nagelkissen gebettet. Der geneigte Popkonsument kann sich natürlich denken, dass solch einfache visual art für Radiohead viel zu simpel wäre.
Das Making-Of
Tatsächlich handelt es sich - mal wieder - um eine Innovation im Segment Musikvideo. Nach Zeitlupenakrobatik ("Street Spirit"), ungewöhnlichen Perspektiven ("Karma Police"), 30-sekündigen 3D-Schnipseln ("Motion Picture Soundtrack"), Michel Gondryschen Traumsequenzen ("Knives Out"), Second-Life-Simulation ("Go To Sleep") und einigem mehr kommt das weltweit erste Abtast-Laser-generated Video.
Für "House Of Cards" wurde erstmals keinerlei Kameratechnik verwendet. Auch auf Licht verzichtete Regisseur James Frost. Zur Visualisierung der eigenen Musik verlässt sich die Band stattdessen auf zwei neue Informatik-Technologien, die mithilfe von Laser-Scan-Verfahren Licht so einfangen, dass detaillierte 3D-Darstellungen von aufgezeichneten Objekten wiedergegeben werden können.
Das passt zum Minimalismus der bisherigen "In Rainbows"-Visualisierungen. "Mir gefällt die Idee, Technologie in einer Art und Weise zu verwenden, für die sie eigentlich nicht konzipiert worden ist", erklärt der Protagonist. "Ich finde den Gedanken, ein Video nur mit Hilfe von Lasern zu drehen, das dennoch echte Menschen und ihre Umgebung einfangen kann, sehr spannend."
Fragt sich noch, was als nächstes folgt. Radiohead in X-Ray? Radiohead-Knetfiguren? Radiohead mit Wärmesensoren? Liegt zukünftigen Alben eine 3D-Brille für den CD-Extra-Teil bei? Obwohl, da waren Tool ja schon schneller ...
11 Kommentare
Gute Idee, aber die Nine Inch Nails hatten sie schon vorher im Musikvideo zu "Only". Ist zwar nicht ganz dasselbe, aber innovativ ist der Radiohead-Clip dadurch nicht mehr.
omq die jungs sind ja mal wieder megafreaky drauf.
@Ragism (« Gute Idee, aber die Nine Inch Nails hatten sie schon vorher im Musikvideo zu "Only". Ist zwar nicht ganz dasselbe, aber innovativ ist der Radiohead-Clip dadurch nicht mehr. »):
wer nicht weiss, was du meinst: [url=http://www.dailymotion.com/video/x2qa6p_ni…
davon abgesehen sieht das radiohead-video schlicht besch...eiden aus. mag ja tolle technik sein, das ergebnis taugt imho aber nix. kopfschmerzen kann ich mir auch angenehmer zuziehen.
ob bahnbrechend oder nicht,es ist irgendwie faszinierend.mir fiel da auch dieses stabkistenvideo von midge ure ein.das war auch nicht schlecht.nine inch nails mag ich nicht.hehe
@Loko-motiv (« Eines müsst ihr wissen, ihr Radiohead-Hasser. Radiohead kümmern sich nicht über ihr Image, d.h. also, dass sie nicht unbedingt als innovativ erscheinen wollen. Vor allem seit In Rainbows.
wenn jemandem der Karma Police- oder Paranoid Android-Clip nicht gefällt, dann versteht dieser die Konzeptkunst nicht. »):
man muss wohl ein echtes in der wolle gefärbtes fan-häschen sein, um in diesem thread radiohead-hasser zu entdecken...
@Anonymous (« musste auch spontan an only denken. über youtube siehts in der tat doof aus, aber klickt mal hier:
http://code.google.com/creative/radiohead/… »):
merci für den link. das sieht in der tat schon augenfreundlicher aus. bloss interessanter wird's für meinen geschmack dadurch auch nicht.
@Anonymous (« [...] Tom Yorks Gesicht und die Möglickeit die Perspektive per Maus ändern zu können, ist alleine nicht sooo spannend. Aber der Gedanke dahinter möglicherweise schon. »):
das streite ich nicht ab. bloss ändert die an sich spannende idee nichts daran, dass ich nach ca. zwei minuten rumspielen mit dem interaktiven video gelangweilt das fenster geschlossen hab. sie hätten imho besser daran getan, die umsetzung soweit reifen zu lassen, dass ein ergebnis jenseits des aha-effekts herausgekommen wäre.
und bevor wieder jemand weint: ich mag radiohead. ansprüche an den unterhaltungswert eines videos hab ich trotzdem