Pünktlich zum Start seiner Deutschland-Tournee erschien im Rockbuch Verlag Paul Scotts inoffizielle Robbie Williams-Biografie "Angels & Demons".
Konstanz (mis) - Es ist schon seltsam, wie wenig inoffizielle Biografien es über den Mann gibt, der gerade erst den höchstdotierten Plattenvertrag der englischen Musikgeschichte unterzeichnet hat. Das dachte sich wohl auch der britische Journalist Paul Scott, der mit "Angels & Demons" nun ein 300-seitiges Werk vorlegt, dass das ereignisreiche Leben des Popstars von den Kindertagen in Stoke-on-Trent an unter die Lupe nimmt. Da das Ergebnis nicht von Williams autorisiert wurde, beschreitet der Autor eine Gratwanderung zwischen Fakt und Fiktion, die allerdings - passend zum glamourösen Lebenswandel des Objekts - äußerst unterhaltsam ausfällt.
Aus Gesprächen mit "engsten Verwandten" fördert er dabei zahlreiche Anekdoten ans Licht, auch aus der Zeit vor dem großen Erfolg, in der Robbie die Trennung seiner Eltern verkraften musste. So erfährt man beispielsweise, dass schon sein Vater Pete Conway ein echter Showbiz-Malocher war, der ab Mitte der 70er in sämtlichen Bars und Kneipen als Frank Sinatra von Stoke gefeiert wurde. Um die Mythenbildung macht Scott keinen Bogen, etwa wenn er zu berichten weiß, wie Mutter Jan in einem Urlaub ihren entlaufenen, vierjährigen Robbie tanzend am Strand wieder fand, den Hut zum Geldsammeln bereit gelegt.
Besonderes Augenmerk gilt natürlich der Take That-Zeit, Robbies Sprungbrett ins Goldfischglas des Ruhms. Scott schildert die bitterbösen Fehden mit Entdecker und Manager Nigel Martin-Smith und arbeitet Robbies zunehmenden Anspruch an seine Musikkarriere und den damit verbundenen Clinch mit seinen Boygroup-Kollegen präzise heraus. Stellvertretend für den von Martin-Smith geforderten blinden Gehorsam seiner Schützlinge steht ein Zitat des Songwriters Gary Barlow von 1994: "Meine Stärke ist, dass ich meine Rechnungen bezahle und spare".
Robbies Freizeitverhalten sah bekanntlich anders aus und so reiste er 1995 verbotenerweise aufs Glastonbury Festival, bewunderte seine Idole von Oasis und durfte bei deren Auftritt sogar bei einem Song auf die Bühne. Der schwere Absturz in die Welt der Drogen nach seiner Trennung von Take That und die zahllosen Frauengeschichten gehören zum großen Seifenoper-Kino natürlich dazu. Recht gut gelingt Scott die Analyse zwischen dem unsicheren, privaten Williams, der von seinen Freunden nur Rob genannt wird, und der exaltierten Bühnenfigur Robbie.
Nicht selten fühlt man mit dem strauchelnden Partytiger, so nah gibt sich Scott den Leiden des Stars. Wenn er beschreibt, wie Robbies Durchbruchssong "Angels" 1997 im vom Diana-Tod betrübten England die Chartsspitze erklimmt und Williams in Guy Chambers nach langer Suche endlich den kongenialen Songwriter findet, muss man beim Lesen beinahe laut durchatmen. Auch wenn Paul Scott an manchen Stellen etwas zuviel Dramatik in die Waagschale wirft, ist ihm mit "Angels & Demons" ein durchaus faktenreiches Porträt über einen der talentiertesten Entertainer unserer Zeit gelungen.
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